Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.Thaten der Gnade. III. Stück. worinnen eigentlich dein Jammer und Ver-derben bestehe, darinnen du so todt-krank darnieder liegest. Es besteht derselbe 1. in der äussersten Verdorbenheit deiner Seele und deines Leibes, mit allen Kräften der- selben. Dein Verstand ist durch die Sünde gänzlich verfinstert, voller Jrrthum, Blind- und Thorheit, was das geistliche und zu der Seligkeit nöthige wahre Wesen ansiehet, denn der natürliche Mensch fasset die Dinge nicht, die des Geistes GOttes sind; dann sie sind ihm eine Thorheit, und kan sie nicht erkennen, denn sie werden geistlich geurtheilet. 1. Cor. 2:14. Und wenn du noch so irdisch klug, gelehrt, verständig und witzig bist, so ist doch alles in dir, in Ansehen der Sache dei- ner Seligkeit, voller Finsterniß und Ver- kehrtheit. Diese Blindheit macht nun, daß du weder den Dreyeinigen GOtt, we- der seine Werke noch Wege, noch die vie- lerley Bemühungen der Gnade kennest, die der HErr an dich, zu deinem Leben wen- det, und alles, was du buchstäblich davon weissest, oder sagen kanst, das alles ist ent- weder in der Zueignung voller Jrrthum, oder es lieget in dem Gedächtniß müßig und todt, ohne Kraft und Leben. Dein Wille mit allen Neigungen, Begierden und Be- wegungen ist grundböse und verdorben, von
Thaten der Gnade. III. Stuͤck. worinnen eigentlich dein Jammer und Ver-derben beſtehe, darinnen du ſo todt-krank darnieder liegeſt. Es beſteht derſelbe 1. in der aͤuſſerſten Verdorbenheit deiner Seele und deines Leibes, mit allen Kraͤften der- ſelben. Dein Verſtand iſt durch die Suͤnde gaͤnzlich verfinſtert, voller Jrrthum, Blind- und Thorheit, was das geiſtliche und zu der Seligkeit noͤthige wahre Weſen anſiehet, denn der natuͤrliche Menſch faſſet die Dinge nicht, die des Geiſtes GOttes ſind; dann ſie ſind ihm eine Thorheit, und kan ſie nicht erkennen, denn ſie werden geiſtlich geurtheilet. 1. Cor. 2:14. Und wenn du noch ſo irdiſch klug, gelehrt, verſtaͤndig und witzig biſt, ſo iſt doch alles in dir, in Anſehen der Sache dei- ner Seligkeit, voller Finſterniß und Ver- kehrtheit. Dieſe Blindheit macht nun, daß du weder den Dreyeinigen GOtt, we- der ſeine Werke noch Wege, noch die vie- lerley Bemuͤhungen der Gnade kenneſt, die der HErr an dich, zu deinem Leben wen- det, und alles, was du buchſtaͤblich davon weiſſeſt, oder ſagen kanſt, das alles iſt ent- weder in der Zueignung voller Jrrthum, oder es lieget in dem Gedaͤchtniß muͤßig und todt, ohne Kraft und Leben. Dein Wille mit allen Neigungen, Begierden und Be- wegungen iſt grundboͤſe und verdorben, von
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Thaten der Gnade. III. Stuͤck.
worinnen eigentlich dein Jammer und Ver-
derben beſtehe, darinnen du ſo todt-krank
darnieder liegeſt. Es beſteht derſelbe 1. in
der aͤuſſerſten Verdorbenheit deiner Seele
und deines Leibes, mit allen Kraͤften der-
ſelben. Dein Verſtand iſt durch die Suͤnde
gaͤnzlich verfinſtert, voller Jrrthum, Blind-
und Thorheit, was das geiſtliche und zu der
Seligkeit noͤthige wahre Weſen anſiehet,
denn der natuͤrliche Menſch faſſet die
Dinge nicht, die des Geiſtes GOttes
ſind; dann ſie ſind ihm eine Thorheit,
und kan ſie nicht erkennen, denn ſie
werden geiſtlich geurtheilet. 1. Cor.
2:14. Und wenn du noch ſo irdiſch klug,
gelehrt, verſtaͤndig und witzig biſt, ſo iſt
doch alles in dir, in Anſehen der Sache dei-
ner Seligkeit, voller Finſterniß und Ver-
kehrtheit. Dieſe Blindheit macht nun,
daß du weder den Dreyeinigen GOtt, we-
der ſeine Werke noch Wege, noch die vie-
lerley Bemuͤhungen der Gnade kenneſt, die
der HErr an dich, zu deinem Leben wen-
det, und alles, was du buchſtaͤblich davon
weiſſeſt, oder ſagen kanſt, das alles iſt ent-
weder in der Zueignung voller Jrrthum,
oder es lieget in dem Gedaͤchtniß muͤßig und
todt, ohne Kraft und Leben. Dein Wille
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Zitationshilfe: | Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/243>, abgerufen am 20.07.2024. |