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Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759.

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Der grossen und seligen
Erkänntniß deiner selbst und deines sündli-
chen Verderbens recht tief graben. 2. Las-
se dich willig machen, allen wissentlichen
Bann von muthwilligen Sünden, und den
Bettelkram alles eigenen Wesens wegzu-
werfen. 3. Uebergib dich ganz ohne Aus-
name und ohne einigen Vorbehalt, der
Gnade, und eile dann alsobald ohne Säum-
niß zu JEsu hin, suche in ihm allein, was
dir das Gesetz nicht geben kan, fasse seine
Gnade so bald möglich an, und lasse dich
von ihm nimmermehr wegtreiben. Meynst
du aber, o Seele! du dörfest nicht so arm,
unrein und gebrechlich wie du bist, zu dem
HErrn JEsu nahen, du müssest zuvor durch
gesetzliches Würken besser werden, der Hey-
land sey viel zu rein, heilig und vollkommen,
und ein viel zu grosser Hässer aller Befle-
ckung, als daß er sich einer so elenden und
garstigen Creatur mittheilen könne; so fra-
ge ich dich, wer solle dich denn besser, hei-
liger und frömmer machen? wer solle dich
von deinen Sünden waschen und reinigen?
Du kanst es nicht! dann sonsten hättest du
keines Heylandes nöthig; ist es aber JEsus,
der nicht nur allein helfen kan, sondern der
auch gar willig und gerne helfen will. So
gehe doch ohne Bedenken, ohne längeres
Verweilen, so arm und verwundet, wie du
bist, zu diesem barmherzigen Samariter,

es

Der groſſen und ſeligen
Erkaͤnntniß deiner ſelbſt und deines ſuͤndli-
chen Verderbens recht tief graben. 2. Laſ-
ſe dich willig machen, allen wiſſentlichen
Bann von muthwilligen Suͤnden, und den
Bettelkram alles eigenen Weſens wegzu-
werfen. 3. Uebergib dich ganz ohne Aus-
name und ohne einigen Vorbehalt, der
Gnade, und eile dann alſobald ohne Saͤum-
niß zu JEſu hin, ſuche in ihm allein, was
dir das Geſetz nicht geben kan, faſſe ſeine
Gnade ſo bald moͤglich an, und laſſe dich
von ihm nimmermehr wegtreiben. Meynſt
du aber, o Seele! du doͤrfeſt nicht ſo arm,
unrein und gebrechlich wie du biſt, zu dem
HErrn JEſu nahen, du muͤſſeſt zuvor durch
geſetzliches Wuͤrken beſſer werden, der Hey-
land ſey viel zu rein, heilig und vollkommen,
und ein viel zu groſſer Haͤſſer aller Befle-
ckung, als daß er ſich einer ſo elenden und
garſtigen Creatur mittheilen koͤnne; ſo fra-
ge ich dich, wer ſolle dich denn beſſer, hei-
liger und froͤmmer machen? wer ſolle dich
von deinen Suͤnden waſchen und reinigen?
Du kanſt es nicht! dann ſonſten haͤtteſt du
keines Heylandes noͤthig; iſt es aber JEſus,
der nicht nur allein helfen kan, ſondern der
auch gar willig und gerne helfen will. So
gehe doch ohne Bedenken, ohne laͤngeres
Verweilen, ſo arm und verwundet, wie du
biſt, zu dieſem barmherzigen Samariter,

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[146/0198] Der groſſen und ſeligen Erkaͤnntniß deiner ſelbſt und deines ſuͤndli- chen Verderbens recht tief graben. 2. Laſ- ſe dich willig machen, allen wiſſentlichen Bann von muthwilligen Suͤnden, und den Bettelkram alles eigenen Weſens wegzu- werfen. 3. Uebergib dich ganz ohne Aus- name und ohne einigen Vorbehalt, der Gnade, und eile dann alſobald ohne Saͤum- niß zu JEſu hin, ſuche in ihm allein, was dir das Geſetz nicht geben kan, faſſe ſeine Gnade ſo bald moͤglich an, und laſſe dich von ihm nimmermehr wegtreiben. Meynſt du aber, o Seele! du doͤrfeſt nicht ſo arm, unrein und gebrechlich wie du biſt, zu dem HErrn JEſu nahen, du muͤſſeſt zuvor durch geſetzliches Wuͤrken beſſer werden, der Hey- land ſey viel zu rein, heilig und vollkommen, und ein viel zu groſſer Haͤſſer aller Befle- ckung, als daß er ſich einer ſo elenden und garſtigen Creatur mittheilen koͤnne; ſo fra- ge ich dich, wer ſolle dich denn beſſer, hei- liger und froͤmmer machen? wer ſolle dich von deinen Suͤnden waſchen und reinigen? Du kanſt es nicht! dann ſonſten haͤtteſt du keines Heylandes noͤthig; iſt es aber JEſus, der nicht nur allein helfen kan, ſondern der auch gar willig und gerne helfen will. So gehe doch ohne Bedenken, ohne laͤngeres Verweilen, ſo arm und verwundet, wie du biſt, zu dieſem barmherzigen Samariter, es

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Zitationshilfe: Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/198>, abgerufen am 27.04.2024.