zeige. Jch weiß! ihr werdet alle Hände voll zu thun finden, die vorige Thorheit zu bereuen, und in der ausgelährtesten und de- müthigsten Beugung als blutarme und an allem wahren Guten mangelhabende Sün- der, Gnade zu suchen.
Starker Geist JEsu! vertreibe durch deine Lichtesstrahlen in allen Seelen das Blendwerk aller eigenen Gutheit. Zerreisse die Berge aller hohen Gedanken und Ein- bildungen, erschüttere allen falschen Grund der eigenen Gerechtigkeit, wirf die Stützen um, darauf sich die Seelen zu ihrem Ver- derben lehnen, und laß ihnen nichts mehr übrig, als JEsum den Felsen des Heils, und ein demüthiges Sehnen nach seiner Ge- rechtigkeit und Erbarmung.
Diese tiefe Einsicht in ihre Sünden, und so genaue Aufdeckung aller Abgründe ihres sündlichen Verderbens, die ohnaufhörlichen inneren Bestrafungen des heiligen Geistes, und die äusserlichen zu Zeiten sehr ängstli- chen Demüthigungen, setzten nach und nach ihr Gemüthe in eine grosse Angst, Beugung und Traurigkeit. Je lebendiger sie sahe, wie ihr verdorbenes Herze so jämmerlich verwüstet, und durch so viele Sünden ab- scheulich gemacht worden, desto bestürzter und schaamrother wurde sie. Je tiefer die Strahlen des Gesetzes in ihr Jnwendiges
drangen,
Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
zeige. Jch weiß! ihr werdet alle Haͤnde voll zu thun finden, die vorige Thorheit zu bereuen, und in der ausgelaͤhrteſten und de- muͤthigſten Beugung als blutarme und an allem wahren Guten mangelhabende Suͤn- der, Gnade zu ſuchen.
Starker Geiſt JEſu! vertreibe durch deine Lichtesſtrahlen in allen Seelen das Blendwerk aller eigenen Gutheit. Zerreiſſe die Berge aller hohen Gedanken und Ein- bildungen, erſchuͤttere allen falſchen Grund der eigenen Gerechtigkeit, wirf die Stuͤtzen um, darauf ſich die Seelen zu ihrem Ver- derben lehnen, und laß ihnen nichts mehr uͤbrig, als JEſum den Felſen des Heils, und ein demuͤthiges Sehnen nach ſeiner Ge- rechtigkeit und Erbarmung.
Dieſe tiefe Einſicht in ihre Suͤnden, und ſo genaue Aufdeckung aller Abgruͤnde ihres ſuͤndlichen Verderbens, die ohnaufhoͤrlichen inneren Beſtrafungen des heiligen Geiſtes, und die aͤuſſerlichen zu Zeiten ſehr aͤngſtli- chen Demuͤthigungen, ſetzten nach und nach ihr Gemuͤthe in eine groſſe Angſt, Beugung und Traurigkeit. Je lebendiger ſie ſahe, wie ihr verdorbenes Herze ſo jaͤmmerlich verwuͤſtet, und durch ſo viele Suͤnden ab- ſcheulich gemacht worden, deſto beſtuͤrzter und ſchaamrother wurde ſie. Je tiefer die Strahlen des Geſetzes in ihr Jnwendiges
drangen,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0191"n="139"/><fwplace="top"type="header">Thaten der Gnade. <hirendition="#aq">II</hi>. Stuͤck.</fw><lb/>
zeige. Jch weiß! ihr werdet alle Haͤnde<lb/>
voll zu thun finden, die vorige Thorheit zu<lb/>
bereuen, und in der ausgelaͤhrteſten und de-<lb/>
muͤthigſten Beugung als blutarme und an<lb/>
allem wahren Guten mangelhabende Suͤn-<lb/>
der, Gnade zu ſuchen.</p><lb/><p>Starker Geiſt JEſu! vertreibe durch<lb/>
deine Lichtesſtrahlen in allen Seelen das<lb/>
Blendwerk aller eigenen Gutheit. Zerreiſſe<lb/>
die Berge aller hohen Gedanken und Ein-<lb/>
bildungen, erſchuͤttere allen falſchen Grund<lb/>
der eigenen Gerechtigkeit, wirf die Stuͤtzen<lb/>
um, darauf ſich die Seelen zu ihrem Ver-<lb/>
derben lehnen, und laß ihnen nichts mehr<lb/>
uͤbrig, als JEſum den Felſen des Heils,<lb/>
und ein demuͤthiges Sehnen nach ſeiner Ge-<lb/>
rechtigkeit und Erbarmung.</p><lb/><p>Dieſe tiefe Einſicht in ihre Suͤnden, und<lb/>ſo genaue Aufdeckung aller Abgruͤnde ihres<lb/>ſuͤndlichen Verderbens, die ohnaufhoͤrlichen<lb/>
inneren Beſtrafungen des heiligen Geiſtes,<lb/>
und die aͤuſſerlichen zu Zeiten ſehr aͤngſtli-<lb/>
chen Demuͤthigungen, ſetzten nach und nach<lb/>
ihr Gemuͤthe in eine groſſe Angſt, Beugung<lb/>
und Traurigkeit. Je lebendiger ſie ſahe,<lb/>
wie ihr verdorbenes Herze ſo jaͤmmerlich<lb/>
verwuͤſtet, und durch ſo viele Suͤnden ab-<lb/>ſcheulich gemacht worden, deſto beſtuͤrzter<lb/>
und ſchaamrother wurde ſie. Je tiefer die<lb/>
Strahlen des Geſetzes in ihr Jnwendiges<lb/><fwplace="bottom"type="catch">drangen,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[139/0191]
Thaten der Gnade. II. Stuͤck.
zeige. Jch weiß! ihr werdet alle Haͤnde
voll zu thun finden, die vorige Thorheit zu
bereuen, und in der ausgelaͤhrteſten und de-
muͤthigſten Beugung als blutarme und an
allem wahren Guten mangelhabende Suͤn-
der, Gnade zu ſuchen.
Starker Geiſt JEſu! vertreibe durch
deine Lichtesſtrahlen in allen Seelen das
Blendwerk aller eigenen Gutheit. Zerreiſſe
die Berge aller hohen Gedanken und Ein-
bildungen, erſchuͤttere allen falſchen Grund
der eigenen Gerechtigkeit, wirf die Stuͤtzen
um, darauf ſich die Seelen zu ihrem Ver-
derben lehnen, und laß ihnen nichts mehr
uͤbrig, als JEſum den Felſen des Heils,
und ein demuͤthiges Sehnen nach ſeiner Ge-
rechtigkeit und Erbarmung.
Dieſe tiefe Einſicht in ihre Suͤnden, und
ſo genaue Aufdeckung aller Abgruͤnde ihres
ſuͤndlichen Verderbens, die ohnaufhoͤrlichen
inneren Beſtrafungen des heiligen Geiſtes,
und die aͤuſſerlichen zu Zeiten ſehr aͤngſtli-
chen Demuͤthigungen, ſetzten nach und nach
ihr Gemuͤthe in eine groſſe Angſt, Beugung
und Traurigkeit. Je lebendiger ſie ſahe,
wie ihr verdorbenes Herze ſo jaͤmmerlich
verwuͤſtet, und durch ſo viele Suͤnden ab-
ſcheulich gemacht worden, deſto beſtuͤrzter
und ſchaamrother wurde ſie. Je tiefer die
Strahlen des Geſetzes in ihr Jnwendiges
drangen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Meyer, Johannes: Die grossen und seligen Thaten der Gnade. Zürich, 1759, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_wiedergebohrne_1759/191>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.