Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

sen. Deß hirten frau gebahr auch ein tod kind/ nam dargegen das kind Cyrum auff und sauget ihn. Alß nachgehends Astyages erfuhr daß Harpagus den Cyrum nicht umgebracht/ wolte er sich mit einer grausamen blutdurstigen that rächen/ ließ deß Harpagi söhnlein ins schloß forderen/ und in stuken zerhauen/ Lude darmit Harpagum zu gast/ gab ihm ohnwissend sein eigen fleisch und blut zu essen/ bis hernach Kopf Händ und Füß gezeigt wurden. Harpagus macht hierauff ein conspiration mit Cyro, und als er solte wieder Cyrum zu Feld ziehen/ fiel er mit gutem theil kriegs Volk zu ihme/ und ward in derselben schlacht Astyages, Cyri großvatter / gefaugen/ solle gewesen sein das 3394. jahr der Welt.

Croesus und Cyrus. Wider disen Cyrum, der von zeiten zu zeiten je länger je mächtiger worden/ wolte einmal sich Craesus, der Lydier König auffmachen / schikte reiche geschenk gen Delphos, den abgott zu begrüssen/ wie es in disem Feldzug wider Cyrum ablauffen möchte. Der Satann nach seiner gewonheit gibt wort und widerred auf die strauben gesezt/ nemlich es wurde Croesus ein großmechtig reich umkehren. Croesus verstunde Cyri herrschafft/ und aber das seine ware gemeint und traff eben ihn/ da Cyrus die schlacht gewonnen/ solle geschehen sein im jahr der welt 30407. Da Servius Tullius zu Rom regierte. Cyrus machte Croeso den process, daß er solte lebendig verbrendt werden. Ab dem holzhauffen auß dem schon an gezündten feür ruffte Croesus laut etlich mal: O Solon! Solon! Cyrus begerte zu wissen/ warumm? Croesus gab zur antwort/ er hette zur zeit seiner herrlichkeit vil gesprächs mit dem weisen Solon zu Athen Solons tiuge Red. gehalten/ der under anderem ihm dise lehr geben/ daß niemands vor seinem tod wahrhafftig glükselig zu schäzen. Cyrus wie billich machte ihme hierüber auch seiue gedanken/ schenkte Croeso das leben wider/ und gebrauchte sich öffter seines rahts.

Solon tröster einen eteüztres genden. Auff eine zeit solle diser Solon einen mit ereüz angefochtenen folgender massen getröstet haben. Namlich er gieng mit ihnen auf einen hohen Thurn ließ ihn über sehen alle häüser der Statt/ mit diser anred: Siehe da und betrachte/ wie vil ungemachs und unglüks under allen disen Tächeren verborgen lige/ und wie vil trautige da und dort sich finden/ darum lasse dich den unfahl und bekümmernuß nicht übernemmen/ so man alles unheil wurde zusamen auff einen hauffen schütten/ und jedem frej lassen darvon zu nemmen /

sen. Deß hirten frau gebahr auch ein tod kind/ nam dargegen das kind Cyrum auff und sauget ihn. Alß nachgehends Astyages erfuhr daß Harpagus den Cyrum nicht umgebracht/ wolte er sich mit einer grausamen blutdurstigen that rächen/ ließ deß Harpagi söhnlein ins schloß forderen/ und in stuken zerhauen/ Lude darmit Harpagum zu gast/ gab ihm ohnwissend sein eigen fleisch und blut zu essen/ bis hernach Kopf Händ und Füß gezeigt wurden. Harpagus macht hierauff ein conspiration mit Cyro, und als er solte wieder Cyrum zu Feld ziehen/ fiel er mit gutem theil kriegs Volk zu ihme/ und ward in derselben schlacht Astyages, Cyri großvatter / gefaugen/ solle gewesen sein das 3394. jahr der Welt.

Croesus und Cyrus. Wider disen Cyrum, der von zeiten zu zeiten je länger je mächtiger worden/ wolte einmal sich Craesus, der Lydier König auffmachen / schikte reiche geschenk gen Delphos, den abgott zu begrüssen/ wie es in disem Feldzug wider Cyrum ablauffen möchte. Der Satañ nach seiner gewonheit gibt wort und widerred auf die strauben gesezt/ nemlich es wurde Croesus ein großmechtig reich umkehren. Croesus verstunde Cyri herrschafft/ und aber das seine ware gemeint und traff eben ihn/ da Cyrus die schlacht gewonnen/ solle geschehen sein im jahr der welt 30407. Da Servius Tullius zu Rom regierte. Cyrus machte Croeso den process, daß er solte lebendig verbrendt werden. Ab dem holzhauffen auß dem schon an gezündten feür ruffte Croesus laut etlich mal: O Solon! Solon! Cyrus begerte zu wissen/ warum̃? Croesus gab zur antwort/ er hette zur zeit seiner herrlichkeit vil gesprächs mit dem weisen Solon zu Athen Solons tiuge Red. gehalten/ der under anderem ihm dise lehr geben/ daß niemands vor seinem tod wahrhafftig glükselig zu schäzen. Cyrus wie billich machte ihme hierüber auch seiue gedanken/ schenkte Croeso das leben wider/ und gebrauchte sich öffter seines rahts.

Solon tröster einen eteüztres genden. Auff eine zeit solle diser Solon einen mit ereüz angefochtenen folgender massen getröstet haben. Namlich er gieng mit ihnen auf einen hohen Thurn ließ ihn über sehen alle häüser der Statt/ mit diser anred: Siehe da und betrachte/ wie vil ungemachs und unglüks under allen disen Tächeren verborgen lige/ und wie vil trautige da und dort sich finden/ darum lasse dich den unfahl und beküm̃ernuß nicht übernemmen/ so man alles unheil wurde zusamen auff einen hauffen schütten/ und jedem frej lassen darvon zu nem̃en /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0095" n="65"/>
sen. Deß hirten frau gebahr auch            ein tod kind/ nam dargegen das kind Cyrum auff und sauget ihn. Alß nachgehends Astyages            erfuhr daß Harpagus den Cyrum nicht umgebracht/ wolte er sich mit einer grausamen            blutdurstigen that rächen/ ließ deß Harpagi söhnlein ins schloß forderen/ und in stuken            zerhauen/ Lude darmit Harpagum zu gast/ gab ihm ohnwissend sein eigen fleisch und blut            zu essen/ bis hernach Kopf Händ und Füß gezeigt wurden. Harpagus macht hierauff ein            conspiration mit Cyro, und als er solte wieder Cyrum zu Feld ziehen/ fiel er mit gutem            theil kriegs Volk zu ihme/ und ward in derselben schlacht Astyages, Cyri großvatter /            gefaugen/ solle gewesen sein das 3394. jahr der Welt.</p>
        <p><note place="right">Croesus und Cyrus.</note> Wider disen Cyrum, der von zeiten zu zeiten            je länger je mächtiger worden/ wolte einmal sich Craesus, der Lydier König auffmachen /            schikte reiche geschenk gen Delphos, den abgott zu begrüssen/ wie es in disem Feldzug            wider Cyrum ablauffen möchte. Der Satan&#x0303; nach seiner gewonheit gibt wort und            widerred auf die strauben gesezt/ nemlich es wurde Croesus ein großmechtig reich            umkehren. Croesus verstunde Cyri herrschafft/ und aber das seine ware gemeint und traff            eben ihn/ da Cyrus die schlacht gewonnen/ solle geschehen sein im jahr der welt 30407.            Da Servius Tullius zu Rom regierte. Cyrus machte Croeso den process, daß er solte lebendig            verbrendt werden. Ab dem holzhauffen auß dem schon an gezündten feür ruffte Croesus laut            etlich mal: O Solon! Solon! Cyrus begerte zu wissen/ warum&#x0303;? Croesus gab zur            antwort/ er hette zur zeit seiner herrlichkeit vil gesprächs mit dem weisen Solon zu            Athen <note place="right">Solons tiuge Red.</note> gehalten/ der under anderem ihm dise            lehr geben/ daß niemands vor seinem tod wahrhafftig glükselig zu schäzen. Cyrus wie            billich machte ihme hierüber auch seiue gedanken/ schenkte Croeso das leben wider/ und            gebrauchte sich öffter seines rahts.</p>
        <p><note place="right">Solon tröster einen eteüztres genden.</note> Auff eine zeit solle            diser Solon einen mit ereüz angefochtenen folgender massen getröstet haben. Namlich er            gieng mit ihnen auf einen hohen Thurn ließ ihn über sehen alle häüser der Statt/ mit            diser anred: Siehe da und betrachte/ wie vil ungemachs und unglüks under allen disen            Tächeren verborgen lige/ und wie vil trautige da und dort sich finden/ darum lasse dich            den unfahl und beküm&#x0303;ernuß nicht übernemmen/ so man alles unheil wurde zusamen            auff einen hauffen schütten/ und jedem frej lassen darvon zu nem&#x0303;en /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[65/0095] sen. Deß hirten frau gebahr auch ein tod kind/ nam dargegen das kind Cyrum auff und sauget ihn. Alß nachgehends Astyages erfuhr daß Harpagus den Cyrum nicht umgebracht/ wolte er sich mit einer grausamen blutdurstigen that rächen/ ließ deß Harpagi söhnlein ins schloß forderen/ und in stuken zerhauen/ Lude darmit Harpagum zu gast/ gab ihm ohnwissend sein eigen fleisch und blut zu essen/ bis hernach Kopf Händ und Füß gezeigt wurden. Harpagus macht hierauff ein conspiration mit Cyro, und als er solte wieder Cyrum zu Feld ziehen/ fiel er mit gutem theil kriegs Volk zu ihme/ und ward in derselben schlacht Astyages, Cyri großvatter / gefaugen/ solle gewesen sein das 3394. jahr der Welt. Wider disen Cyrum, der von zeiten zu zeiten je länger je mächtiger worden/ wolte einmal sich Craesus, der Lydier König auffmachen / schikte reiche geschenk gen Delphos, den abgott zu begrüssen/ wie es in disem Feldzug wider Cyrum ablauffen möchte. Der Satañ nach seiner gewonheit gibt wort und widerred auf die strauben gesezt/ nemlich es wurde Croesus ein großmechtig reich umkehren. Croesus verstunde Cyri herrschafft/ und aber das seine ware gemeint und traff eben ihn/ da Cyrus die schlacht gewonnen/ solle geschehen sein im jahr der welt 30407. Da Servius Tullius zu Rom regierte. Cyrus machte Croeso den process, daß er solte lebendig verbrendt werden. Ab dem holzhauffen auß dem schon an gezündten feür ruffte Croesus laut etlich mal: O Solon! Solon! Cyrus begerte zu wissen/ warum̃? Croesus gab zur antwort/ er hette zur zeit seiner herrlichkeit vil gesprächs mit dem weisen Solon zu Athen gehalten/ der under anderem ihm dise lehr geben/ daß niemands vor seinem tod wahrhafftig glükselig zu schäzen. Cyrus wie billich machte ihme hierüber auch seiue gedanken/ schenkte Croeso das leben wider/ und gebrauchte sich öffter seines rahts. Croesus und Cyrus. Solons tiuge Red. Auff eine zeit solle diser Solon einen mit ereüz angefochtenen folgender massen getröstet haben. Namlich er gieng mit ihnen auf einen hohen Thurn ließ ihn über sehen alle häüser der Statt/ mit diser anred: Siehe da und betrachte/ wie vil ungemachs und unglüks under allen disen Tächeren verborgen lige/ und wie vil trautige da und dort sich finden/ darum lasse dich den unfahl und beküm̃ernuß nicht übernemmen/ so man alles unheil wurde zusamen auff einen hauffen schütten/ und jedem frej lassen darvon zu nem̃en / Solon tröster einen eteüztres genden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/95
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/95>, abgerufen am 23.11.2024.