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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Es ist sich aber nicht genugsam zuverwundern/ was vor grossen/ ja unerhörten Respect und Gehorsam das ganze Volk disem schlechten und geringen Menschen geleistet hat: Er commandirte über die 150000. bewehrter Mann/ ohne vil tausend Weiber/ so sich gleichfals so wol als die Mails-Personen/ in gewüsse Compagnien ab- und eingetheilet / und mit jhrem Gewehr Jahr Christi 1647. und Rüstung bej jhme einfanden/ und hatte eine jede derselbigen jhre Capitäinine/ Fendrichinne/ Sergantinne / und was dergleichen Officierinnen mehr waren: In einer Compagnie/ so voran marschirte / (welches ich Wunders halben hier bejzusezen nicht wol auslassen können) gienge neben zwejen Manns Personen ein schönes Weib/ wol bekleidet/ hatte auf jhrem Haupt des Königs von Hispanien Wappen/ mit diser überschrifft:

Viua il Re, & il Fidelissimo popolo di Napoli:

Dises Weib führete in der rechten Hand ein blosses Schwert/ in der Linken aber einen grossen dolchen/ als wolte sie sagen: Es finden sich auch noch Weiber/ die ein Mannsherz haben/ und vor des Vaterlands Wolfart streiten können: Diser folgeten ein grosse Menge von andern Weibern/ so theils Rohr/ theils Piquen/ Lanzen und Helleparten trugen/ andere trugen Wällen/ Stroh/ Schwefel und Pech/ damit den Verräthern des Vaterlandes/ wie sie sie nenneten) jhre Häuser anzuzünden/ ja es fanden sich auch ganze Compagnien junger unschuldiger Mägdlein von 4. und 5. Jahren/ welche kleine weisse Stäblein in Händen hatten/ welches sehr kläglich und erbärmlich anzusehen ware: Disen allen befahle er ohn alles Murren und Widerreden/ was er wolte: Er konnte auch so bald keinen Befelch lassen ausgehen/ es wurde derselbige in einem Augenblik vollführet: Er befahle zu mehrerer Versicherung der Statt/ und verhütung allerhand Rauberej/ alle/ so wol grosse als kleine Strassen/ oben und unden mit Schanzen und Brusiwehren zuverwahren/ welches so schnell und behend in das Werk gerichtet wur de/ das jnnerhalb drej stunden dise grosse und weitläufftige Statt in allen Gassen dermassen mit Fässern/ so mit Stein und Erden gefüllet/ Wällen Pallisaden und anderm Gehölz / verwahret und befestiget ward/ das nicht mehr als eine Person/ und dar zu nicht gar wol / auf einmal passiren konnte.

Nach disem ließ Mas Aniello/ so wol dem Adel/ als gemeinen Volk/ hej voriger straff ansagen/ in allen Häusern/ Geist- und Weltlich/ keines aus genommen/ Liechter vor den Fenstern brennen zulassen/ und auf den Stras sen Feur zuhalten/ damit man alles Vberfals desto besser versichert sejn könte: Es ist nicht zusagen/ mit was gehorsam disem Befelch nachgelebet worden/ so gar/ daß auch nicht einer/ wes Stands oder Condition der auch gewesen were/ so wol Geistliche als Doctores/ Ritter und andere Stands Personen / hierinnen manquiret hätten.

Wann er gebotten hatte/ disem oder jenem den kopf abzureissen/ einen Palast anzuzünden / oder wann er in dem allergrössesten Getümmel und Gepispel nur einmal befohlen still zusejn/ so hieß es da/ Was befohlen worden/ ist schon verrichtet/ und wurde das allergeringste Wörtlein nicht mehr gehöret: Er liesse publiciren/ das bej Leib- und Lebensstraff keine Mans Person/ er seje wer er wolle/ einen Mantel/ Muzen/ Rok / Schlaffpelz/ oder an-

Es ist sich aber nicht genugsam zuverwundern/ was vor grossen/ ja unerhörten Respect und Gehorsam das ganze Volk disem schlechten und geringen Menschen geleistet hat: Er commandirte über die 150000. bewehrter Mañ/ ohne vil tausend Weiber/ so sich gleichfals so wol als die Mails-Personen/ in gewüsse Compagnien ab- und eingetheilet / und mit jhrem Gewehr Jahr Christi 1647. und Rüstung bej jhme einfanden/ und hatte eine jede derselbigen jhre Capitäinine/ Fendrichinne/ Sergantinne / und was dergleichen Officierinnen mehr waren: In einer Compagnie/ so voran marschirte / (welches ich Wunders halben hier bejzusezen nicht wol auslassen können) gienge neben zwejen Manns Personen ein schönes Weib/ wol bekleidet/ hatte auf jhrem Haupt des Königs von Hispanien Wappen/ mit diser überschrifft:

Viua il Re, & il Fidelissimo popolo di Napoli:

Dises Weib führete in der rechten Hand ein blosses Schwert/ in der Linken aber einen grossen dolchen/ als wolte sie sagen: Es finden sich auch noch Weiber/ die ein Mañsherz haben/ und vor des Vaterlands Wolfart streiten können: Diser folgeten ein grosse Menge von andern Weibern/ so theils Rohr/ theils Piquen/ Lanzen und Helleparten trugen/ andere trugen Wällen/ Stroh/ Schwefel und Pech/ damit den Verräthern des Vaterlandes/ wie sie sie nenneten) jhre Häuser anzuzünden/ ja es fanden sich auch ganze Compagnien junger unschuldiger Mägdlein von 4. und 5. Jahren/ welche kleine weisse Stäblein in Händen hatten/ welches sehr kläglich und erbärmlich anzusehen ware: Disen allen befahle er ohn alles Murren und Widerreden/ was er wolte: Er konnte auch so bald keinen Befelch lassen ausgehen/ es wurde derselbige in einem Augenblik vollführet: Er befahle zu mehrerer Versicherung der Statt/ und verhütung allerhand Rauberej/ alle/ so wol grosse als kleine Strassen/ oben und unden mit Schanzen und Brusiwehren zuverwahren/ welches so schnell und behend in das Werk gerichtet wur de/ das jnnerhalb drej stunden dise grosse und weitläufftige Statt in allen Gassen dermassen mit Fässern/ so mit Stein und Erden gefüllet/ Wällen Pallisaden und anderm Gehölz / verwahret und befestiget ward/ das nicht mehr als eine Person/ und dar zu nicht gar wol / auf einmal passiren konnte.

Nach disem ließ Mas Aniello/ so wol dem Adel/ als gemeinen Volk/ hej voriger straff ansagen/ in allen Häusern/ Geist- und Weltlich/ keines aus genommen/ Liechter vor den Fenstern brennen zulassen/ und auf den Stras sen Feur zuhalten/ damit man alles Vberfals desto besser versichert sejn könte: Es ist nicht zusagen/ mit was gehorsam disem Befelch nachgelebet worden/ so gar/ daß auch nicht einer/ wes Stands oder Condition der auch gewesen were/ so wol Geistliche als Doctores/ Ritter und andere Stands Personen / hierinnen manquiret hätten.

Wann er gebotten hatte/ disem oder jenem den kopf abzureissen/ einen Palast anzuzünden / oder wann er in dem allergrössesten Getümmel und Gepispel nur einmal befohlen still zusejn/ so hieß es da/ Was befohlen worden/ ist schon verrichtet/ und wurde das allergeringste Wörtlein nicht mehr gehöret: Er liesse publiciren/ das bej Leib- und Lebensstraff keine Mans Person/ er seje wer er wolle/ einen Mantel/ Muzen/ Rok / Schlaffpelz/ oder an-

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        <p>Wann er gebotten hatte/ disem oder jenem den kopf abzureissen/ einen Palast anzuzünden           / oder wann er in dem allergrössesten Getümmel und Gepispel nur einmal befohlen still            zusejn/ so hieß es da/ Was befohlen worden/ ist schon verrichtet/ und wurde das            allergeringste Wörtlein nicht mehr gehöret: Er liesse publiciren/ das bej Leib- und            Lebensstraff keine Mans Person/ er seje wer er wolle/ einen Mantel/ Muzen/ Rok /            Schlaffpelz/ oder an-
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[0473] Es ist sich aber nicht genugsam zuverwundern/ was vor grossen/ ja unerhörten Respect und Gehorsam das ganze Volk disem schlechten und geringen Menschen geleistet hat: Er commandirte über die 150000. bewehrter Mañ/ ohne vil tausend Weiber/ so sich gleichfals so wol als die Mails-Personen/ in gewüsse Compagnien ab- und eingetheilet / und mit jhrem Gewehr und Rüstung bej jhme einfanden/ und hatte eine jede derselbigen jhre Capitäinine/ Fendrichinne/ Sergantinne / und was dergleichen Officierinnen mehr waren: In einer Compagnie/ so voran marschirte / (welches ich Wunders halben hier bejzusezen nicht wol auslassen können) gienge neben zwejen Manns Personen ein schönes Weib/ wol bekleidet/ hatte auf jhrem Haupt des Königs von Hispanien Wappen/ mit diser überschrifft: Jahr Christi 1647. Viua il Re, & il Fidelissimo popolo di Napoli: Dises Weib führete in der rechten Hand ein blosses Schwert/ in der Linken aber einen grossen dolchen/ als wolte sie sagen: Es finden sich auch noch Weiber/ die ein Mañsherz haben/ und vor des Vaterlands Wolfart streiten können: Diser folgeten ein grosse Menge von andern Weibern/ so theils Rohr/ theils Piquen/ Lanzen und Helleparten trugen/ andere trugen Wällen/ Stroh/ Schwefel und Pech/ damit den Verräthern des Vaterlandes/ wie sie sie nenneten) jhre Häuser anzuzünden/ ja es fanden sich auch ganze Compagnien junger unschuldiger Mägdlein von 4. und 5. Jahren/ welche kleine weisse Stäblein in Händen hatten/ welches sehr kläglich und erbärmlich anzusehen ware: Disen allen befahle er ohn alles Murren und Widerreden/ was er wolte: Er konnte auch so bald keinen Befelch lassen ausgehen/ es wurde derselbige in einem Augenblik vollführet: Er befahle zu mehrerer Versicherung der Statt/ und verhütung allerhand Rauberej/ alle/ so wol grosse als kleine Strassen/ oben und unden mit Schanzen und Brusiwehren zuverwahren/ welches so schnell und behend in das Werk gerichtet wur de/ das jnnerhalb drej stunden dise grosse und weitläufftige Statt in allen Gassen dermassen mit Fässern/ so mit Stein und Erden gefüllet/ Wällen Pallisaden und anderm Gehölz / verwahret und befestiget ward/ das nicht mehr als eine Person/ und dar zu nicht gar wol / auf einmal passiren konnte. Nach disem ließ Mas Aniello/ so wol dem Adel/ als gemeinen Volk/ hej voriger straff ansagen/ in allen Häusern/ Geist- und Weltlich/ keines aus genommen/ Liechter vor den Fenstern brennen zulassen/ und auf den Stras sen Feur zuhalten/ damit man alles Vberfals desto besser versichert sejn könte: Es ist nicht zusagen/ mit was gehorsam disem Befelch nachgelebet worden/ so gar/ daß auch nicht einer/ wes Stands oder Condition der auch gewesen were/ so wol Geistliche als Doctores/ Ritter und andere Stands Personen / hierinnen manquiret hätten. Wann er gebotten hatte/ disem oder jenem den kopf abzureissen/ einen Palast anzuzünden / oder wann er in dem allergrössesten Getümmel und Gepispel nur einmal befohlen still zusejn/ so hieß es da/ Was befohlen worden/ ist schon verrichtet/ und wurde das allergeringste Wörtlein nicht mehr gehöret: Er liesse publiciren/ das bej Leib- und Lebensstraff keine Mans Person/ er seje wer er wolle/ einen Mantel/ Muzen/ Rok / Schlaffpelz/ oder an-

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/473>, abgerufen am 22.11.2024.