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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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dem er nun ein Fazelet oder Wischtuch von den zuschauern begert: hat man ihm drei oder vier zugeworffen: under welchen er eines genommen/ und sich höflich dafür bedankt. Also stekte er den hals under das beil: der Henker aber/ nach dem er ihm das Hemmet auffgelöset: hat ihm das haupt nur halb abgeschlagen/ daß er zuruk gefallen/ und das haupt gegen dem Himmel gewendet/ welches ihm der Henker gar ahgeschlagen. Beide Leichnam hat man in der Kutschen von dannen geführt/ und den Herren Desfiat in eine Kirchen/ Herren Thou aber gebalsamiret in seiner Eltern Grab gebracht.

Der Cardinal Richelieu fiel abermals wider in vorige krankheit Cardinal Richelieu./ und befand sich immer übeler auff/ ließ sich nach Ruel tragen/ allhie besuchte ihn der König/ und ward Raht gehalten. Den folgenden tag suchte ihn auch die Königin heim/ der zu ehren machte ein groß Panqvet/ ließ ein Comödi von Europa spilen. Den 4. Decembris aber müste er die schuld der natur im 58. jahr seines alters in dem zu Paris neu erbaueten Palatio bezahlen. Der König beweinte und betrauerte ihn vor jedermänniglichen. Er hinderließ dem König eine ausführliche Instruction wie er sich in Continuation des krieges/ und conservation seines Estats verhalten solte. Insonderheit aber gab er dem König noch bei lebn ein kästlein voller briefe/ die der König in seim Cabinet allein durchsehen solte. Der Cardinal Mazarini/ der ihm allezeit a latere war/ informirte er/ worauff es in ganz Europa beruhete/ was dabei pro Interesse Galliae in acht zu nemmen/ und wie man sich gegen den Confoederirten zu verhalten hätte. Er recomm andirte dem König 4 gewüsse Rähte/ worunder der vornemste der Cardinal Mazarini war.

Dem König legirte er in seinem Testament das in Paris prächtig auff gebauetes Palatium, mit allem was darin befindlich war. Auch die reiche Bibliothec, das hoch kostbare Buffet oder Silbergezeug und an Baarschafft 2600000. Franken/ samt allen Jubelen oder Kleinoien. Under den Jubelen war ein Diamant auff zwei hundert tausend Franken geschäzet. Wie sehr ihn der König liebete/ war aus folgendem/ an ihm eigenhändlich gethanen schreiben/ und schrifftlichen worten zu sehen/ die also lauten:

Mein Vetter gehet nach dem ort/ den euch die Medici zu euer gesundheit ver ordnen/ ich liebe euch mehr als einigen menschen in der Welt.

Den 13. Decembris ward sein Leichnam aus seinem Palast mit 6. Pferden auff einer mit schwarzen Sammeten ganz bedekten

dem er nun ein Fazelet oder Wischtuch von den zuschauern begert: hat man ihm drei oder vier zugeworffen: under welchen er eines genommen/ und sich höflich dafür bedankt. Also stekte er den hals under das beil: der Henker aber/ nach dem er ihm das Hemmet auffgelöset: hat ihm das haupt nur halb abgeschlagen/ daß er zuruk gefallen/ und das haupt gegen dem Himmel gewendet/ welches ihm der Henker gar ahgeschlagen. Beide Leichnam hat man in der Kutschen von dannen geführt/ und den Herren Desfiat in eine Kirchen/ Herren Thou aber gebalsamiret in seiner Eltern Grab gebracht.

Der Cardinal Richelieu fiel abermals wider in vorige krankheit Cardinal Richelieu./ und befand sich immer übeler auff/ ließ sich nach Ruel tragen/ allhie besuchte ihn der König/ und ward Raht gehalten. Den folgenden tag suchte ihn auch die Königin heim/ der zu ehren machte ein groß Panqvet/ ließ ein Comödi von Europa spilen. Den 4. Decembris aber müste er die schuld der natur im 58. jahr seines alters in dem zu Paris neu erbaueten Palatio bezahlen. Der König beweinte und betrauerte ihn vor jedermänniglichen. Er hinderließ dem König eine ausführliche Instruction wie er sich in Continuation des krieges/ und conservation seines Estats verhalten solte. Insonderheit aber gab er dem König noch bei lebn ein kästlein voller briefe/ die der König in seim Cabinet allein durchsehen solte. Der Cardinal Mazarini/ der ihm allezeit à latere war/ informirte er/ worauff es in ganz Europa beruhete/ was dabei pro Interesse Galliae in acht zu nemmen/ und wie man sich gegen den Confoederirten zu verhalten hätte. Er recomm andirte dem König 4 gewüsse Rähte/ worunder der vornemste der Cardinal Mazarini war.

Dem König legirte er in seinem Testament das in Paris prächtig auff gebauetes Palatium, mit allem was darin befindlich war. Auch die reiche Bibliothec, das hoch kostbare Buffet oder Silbergezeug und an Baarschafft 2600000. Franken/ samt allen Jubelen oder Kleinoien. Under den Jubelen war ein Diamant auff zwei hundert tausend Franken geschäzet. Wie sehr ihn der König liebete/ war aus folgendem/ an ihm eigenhändlich gethanen schreiben/ und schrifftlichen worten zu sehen/ die also lauten:

Mein Vetter gehet nach dem ort/ den euch die Medici zu euer gesundheit ver ordnen/ ich liebe euch mehr als einigen menschen in der Welt.

Den 13. Decembris ward sein Leichnam aus seinem Palast mit 6. Pferden auff einer mit schwarzen Sammeten ganz bedekten

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[416/0454] dem er nun ein Fazelet oder Wischtuch von den zuschauern begert: hat man ihm drei oder vier zugeworffen: under welchen er eines genommen/ und sich höflich dafür bedankt. Also stekte er den hals under das beil: der Henker aber/ nach dem er ihm das Hemmet auffgelöset: hat ihm das haupt nur halb abgeschlagen/ daß er zuruk gefallen/ und das haupt gegen dem Himmel gewendet/ welches ihm der Henker gar ahgeschlagen. Beide Leichnam hat man in der Kutschen von dannen geführt/ und den Herren Desfiat in eine Kirchen/ Herren Thou aber gebalsamiret in seiner Eltern Grab gebracht. Der Cardinal Richelieu fiel abermals wider in vorige krankheit / und befand sich immer übeler auff/ ließ sich nach Ruel tragen/ allhie besuchte ihn der König/ und ward Raht gehalten. Den folgenden tag suchte ihn auch die Königin heim/ der zu ehren machte ein groß Panqvet/ ließ ein Comödi von Europa spilen. Den 4. Decembris aber müste er die schuld der natur im 58. jahr seines alters in dem zu Paris neu erbaueten Palatio bezahlen. Der König beweinte und betrauerte ihn vor jedermänniglichen. Er hinderließ dem König eine ausführliche Instruction wie er sich in Continuation des krieges/ und conservation seines Estats verhalten solte. Insonderheit aber gab er dem König noch bei lebn ein kästlein voller briefe/ die der König in seim Cabinet allein durchsehen solte. Der Cardinal Mazarini/ der ihm allezeit à latere war/ informirte er/ worauff es in ganz Europa beruhete/ was dabei pro Interesse Galliae in acht zu nemmen/ und wie man sich gegen den Confoederirten zu verhalten hätte. Er recomm andirte dem König 4 gewüsse Rähte/ worunder der vornemste der Cardinal Mazarini war. Cardinal Richelieu. Dem König legirte er in seinem Testament das in Paris prächtig auff gebauetes Palatium, mit allem was darin befindlich war. Auch die reiche Bibliothec, das hoch kostbare Buffet oder Silbergezeug und an Baarschafft 2600000. Franken/ samt allen Jubelen oder Kleinoien. Under den Jubelen war ein Diamant auff zwei hundert tausend Franken geschäzet. Wie sehr ihn der König liebete/ war aus folgendem/ an ihm eigenhändlich gethanen schreiben/ und schrifftlichen worten zu sehen/ die also lauten: Mein Vetter gehet nach dem ort/ den euch die Medici zu euer gesundheit ver ordnen/ ich liebe euch mehr als einigen menschen in der Welt. Den 13. Decembris ward sein Leichnam aus seinem Palast mit 6. Pferden auff einer mit schwarzen Sammeten ganz bedekten

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 416. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/454>, abgerufen am 22.11.2024.