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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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beisamen/ so er den armen leuten entführt. Was geschicht? Als er auff eine zeit nit zu haus ware/ sonder anderstwo seiner gewonten schinderei nachhienge/ da fiele in einer nacht all sein geraubtes und gestolenes vieh durch Gottes gerechte st raaff um. Wie er wider anheimsch ward/ zeiget ihm zu erst der diener/ darnach die frau/ den empfangenen schaden an. Diser beist die zähn auff einander/ fangt an greulich zu fluchen und allerhand Gotslästerliche reden auszustossen / schiest den Pistolen gegen dem Himmel loß mit ungeheurer Gotslästerung: Wer sein vieh getödet/ solle es auch essen: Hastu mich nit wollen sc: so isse dich selbsten. Worauff die umstehenden alsobald wargenommen/ daß etliche blutstropfen aus der Lufft herabgefallen/ und wurde diser Gotslästerer auff der stelle in ein schwarzen hund verwandlet/ fieng an mit bellen und heulen zu wüten/ und das todte vieh zu verzehren und zu zerbeissen. Seine Frau/ die schwangers leibs ware/ erschrak über solches gericht Gottes/ der gestalten/ daß sie alsobald nider gesunken und den Geist auffgabe. Weiters erzehlet Cluverius nit/ dann daß diser schwarze hund sich zimlich lang muß daselbst haben sehen lassen/ bis er vollends zur Höllen gefahren. Vnd dis habe Cluverius von glaubwürdigen zeugen/ die es gesehen/ vernommen.

Königliche Schwedische Leiche. Die Königliche Schwedische Leich kam von Wittenberg naher Wolgast: Woselbst die Leiche in einen silbernen Sarg geschoben/ und den 15. Junii naher Schweden geführt worden.

Auf den abend selbiges Tages/ hat des seligsten Königs gewesener Hoffprediger Herr Doct. Fabricius in der Schloßkirchen zu Wolgast/ allwo die Königliche Leiche ruhete/ eine herzbrechende trauerschöne Trost-predig aus den Klagl. Jer. am 5. Cap. gehalten. Da die Wort des Textes also lauten:

Die Cron des Hauptes ist abgefallen: O wehe/ daß wir gesündiget haben.

Disem Generosischen/ hoch tapfern Königlichen Helden/ ist nachfolgende Grabschrifft aufgestelt worden.

Grabschrifft O forsche nun mehr nicht wo ich gelegt bin hin /

Genug ist mir und dir/ daß ich gewesen bin:

Wenn aber mir ein grab dem muhte gleich solt werden /

So wäre vil zu klein das dritte theil der Erden.

Es hatte der Feld Marschall Horn in dem Würtenberger land seinen durchzug/ underdessen stoste ihme die statt Costanz auff/ als der gewont ware/ desgleichen örter zu besuchen. Und weilen Stein sich am besten schikte/ bei so unversehenem zu stand/ den paß

beisamen/ so er den armen leuten entführt. Was geschicht? Als er auff eine zeit nit zu haus ware/ sonder anderstwo seiner gewonten schinderei nachhienge/ da fiele in einer nacht all sein geraubtes und gestolenes vieh durch Gottes gerechte st raaff um. Wie er wider anheimsch ward/ zeiget ihm zu erst der diener/ darnach die frau/ den empfangenẽ schaden an. Diser beist die zähn auff einander/ fangt an greulich zu fluchen und allerhand Gotslästerliche reden auszustossen / schiest den Pistolen gegen dem Himmel loß mit ungeheurer Gotslästerung: Wer sein vieh getödet/ solle es auch essen: Hastu mich nit wollen sc: so isse dich selbsten. Worauff die umstehenden alsobald wargenommen/ daß etliche blutstropfen aus der Lufft herabgefallen/ und wurde diser Gotslästerer auff der stelle in ein schwarzen hund verwandlet/ fieng an mit bellen und heulen zu wüten/ und das todte vieh zu verzehren und zu zerbeissen. Seine Frau/ die schwangers leibs ware/ erschrak über solches gericht Gottes/ der gestalten/ daß sie alsobald nider gesunken und den Geist auffgabe. Weiters erzehlet Cluverius nit/ dann daß diser schwarze hund sich zimlich lang muß daselbst haben sehen lassen/ bis er vollends zur Höllen gefahren. Vnd dis habe Cluverius von glaubwürdigen zeugen/ die es gesehen/ vernommen.

Königliche Schwedische Leiche. Die Königliche Schwedische Leich kam von Wittenberg naher Wolgast: Woselbst die Leiche in einen silbernen Sarg geschoben/ und den 15. Junii naher Schweden geführt worden.

Auf den abend selbiges Tages/ hat des seligsten Königs gewesener Hoffprediger Herr Doct. Fabricius in der Schloßkirchen zu Wolgast/ allwo die Königliche Leiche ruhete/ eine herzbrechende trauerschöne Trost-predig aus den Klagl. Jer. am 5. Cap. gehalten. Da die Wort des Textes also lauten:

Die Cron des Hauptes ist abgefallen: O wehe/ daß wir gesündiget haben.

Disem Generosischen/ hoch tapfern Königlichen Helden/ ist nachfolgende Grabschrifft aufgestelt worden.

Grabschrifft O forsche nun mehr nicht wo ich gelegt bin hin /

Genug ist mir und dir/ daß ich gewesen bin:

Weñ aber mir ein grab dem muhte gleich solt werden /

So wäre vil zu klein das dritte theil der Erden.

Es hatte der Feld Marschall Horn in dem Würtenberger land seinen durchzug/ underdessen stoste ihme die statt Costanz auff/ als der gewont ware/ desgleichen örter zu besuchen. Und weilen Stein sich am besten schikte/ bei so unversehenem zu stand/ den paß

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[383/0421] beisamen/ so er den armen leuten entführt. Was geschicht? Als er auff eine zeit nit zu haus ware/ sonder anderstwo seiner gewonten schinderei nachhienge/ da fiele in einer nacht all sein geraubtes und gestolenes vieh durch Gottes gerechte st raaff um. Wie er wider anheimsch ward/ zeiget ihm zu erst der diener/ darnach die frau/ den empfangenẽ schaden an. Diser beist die zähn auff einander/ fangt an greulich zu fluchen und allerhand Gotslästerliche reden auszustossen / schiest den Pistolen gegen dem Himmel loß mit ungeheurer Gotslästerung: Wer sein vieh getödet/ solle es auch essen: Hastu mich nit wollen sc: so isse dich selbsten. Worauff die umstehenden alsobald wargenommen/ daß etliche blutstropfen aus der Lufft herabgefallen/ und wurde diser Gotslästerer auff der stelle in ein schwarzen hund verwandlet/ fieng an mit bellen und heulen zu wüten/ und das todte vieh zu verzehren und zu zerbeissen. Seine Frau/ die schwangers leibs ware/ erschrak über solches gericht Gottes/ der gestalten/ daß sie alsobald nider gesunken und den Geist auffgabe. Weiters erzehlet Cluverius nit/ dann daß diser schwarze hund sich zimlich lang muß daselbst haben sehen lassen/ bis er vollends zur Höllen gefahren. Vnd dis habe Cluverius von glaubwürdigen zeugen/ die es gesehen/ vernommen. Die Königliche Schwedische Leich kam von Wittenberg naher Wolgast: Woselbst die Leiche in einen silbernen Sarg geschoben/ und den 15. Junii naher Schweden geführt worden. Königliche Schwedische Leiche. Auf den abend selbiges Tages/ hat des seligsten Königs gewesener Hoffprediger Herr Doct. Fabricius in der Schloßkirchen zu Wolgast/ allwo die Königliche Leiche ruhete/ eine herzbrechende trauerschöne Trost-predig aus den Klagl. Jer. am 5. Cap. gehalten. Da die Wort des Textes also lauten: Die Cron des Hauptes ist abgefallen: O wehe/ daß wir gesündiget haben. Disem Generosischen/ hoch tapfern Königlichen Helden/ ist nachfolgende Grabschrifft aufgestelt worden. O forsche nun mehr nicht wo ich gelegt bin hin / Grabschrifft Genug ist mir und dir/ daß ich gewesen bin: Weñ aber mir ein grab dem muhte gleich solt werden / So wäre vil zu klein das dritte theil der Erden. Es hatte der Feld Marschall Horn in dem Würtenberger land seinen durchzug/ underdessen stoste ihme die statt Costanz auff/ als der gewont ware/ desgleichen örter zu besuchen. Und weilen Stein sich am besten schikte/ bei so unversehenem zu stand/ den paß

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/421>, abgerufen am 23.11.2024.