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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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gehrte es vom Scharffrichter/ mit vermelden: Warum er/ als ein grosser Sünder eine schmach scheuen solte/ da doch sein Herr Christus auch von den Henkersknechten gebunden und handthieret worden?

Nach dem er seine Seele Gott befohlen/ hat er den Hals under das Fallbeil dargestreket / und nach verrichtung eines gebättleins/ dem Scharffrichter zugeredet: Jezt solte er sein Ammt thun/ wurde ihm in einem Fall das Haupt abgeschlagen. Nach vollzogener Execution öffnete man die Thür/ und ließ den Leichnam sehen: dar auf ein diker Hauffen Volks hinein gedrungen/ etliche sein Blut auffgesammlet/ und vil ihn sehr beweinet.

Dergestalt beschloß der Herzog von Montmoreney sein Leben im 38. Jahr seines Alters: der zu seiner zeit in Frankreich an Vermögen/ Geschlecht/ Verstand/ holdseliger Gestalt und Gunst bej jederman fast keinen Gleichen gehabt: und dennoch einen se traurigen Ausgang nehmen müssen. Das Haupt ward wider angenehet/ der Cörper gebalsamirt/ und in einen bleyenen Sark geleget.

Königs in Schweden fernerer zug. Der König nam weiters Neuburg an der Donau ein/ und bemächtigte ihm Augspurg/ trib die Bäjerischen heraus und machte in der statt eine ganze neue ordnung/ führte die Evangelische Religion wider ein / bestelte den Raht mit Evangelischen/ und ließ sich huldigen. Von hier marchirten die seinigen nach Ingolstatt an der Donau/ worüber eine kunstliche bruke gebauet. Allhier ward vor der statt Marg Graaf Christoff von Baden/ welcher dem König zur seiten ritte / von einem schuß auß der statt getroffen/ daß er vom pferde zur erden fiel/ und das pferd / dar auff der König saß/ erschossen/ der König aber blib ohnverlezt. Dises Marg Graafen halber that der König gegen die seinigen allhier vor Ingolstatt im frejen felde eine bewegliche Oration/ sagende:

Des Königs rede. Dise rauche kugel/ welche dem tugendhafften Marg Graafen sein leben abgekürzet/ manet mich und euch alle unserer sterblichkeit an. Wann derowegen nach Göttlichem willen Ich ja meine tage dermal eins unverhoffet hie schliessen solte: So weiß ich/ daß meine gerechte sache/ nemlich: Teutschland in ihre alte freiheit zu sezen mir ein rühig grab machen wird. Gott kan einen verständigern dannich/ dise sache ferner hinaus zu führen/ nach mir erweken. Es mögen wol neidhadere sein/ die etwa sagen: Ich suche reichtum und ehre in Teutschland und verführen dadurch die einfältigen. Aber ich nemme die vertribene Fürsten und herren/ die ich restituir et und meine Creditores/ von denen ich zu Frankfurt und anderswo hohe posten geltes entlehnet/ und die so manche gefahr/ deren ich mich freiwillig underworffen/ da mit vorgebruket/ zu zeugen. Die

gehrte es vom Scharffrichter/ mit vermelden: Warum er/ als ein grosser Sünder eine schmach scheuen solte/ da doch sein Herr Christus auch von den Henkersknechten gebunden und handthieret worden?

Nach dem er seine Seele Gott befohlen/ hat er den Hals under das Fallbeil dargestreket / und nach verrichtung eines gebättleins/ dem Scharffrichter zugeredet: Jezt solte er sein Am̃t thun/ wurde ihm in einem Fall das Haupt abgeschlagen. Nach vollzogener Execution öffnete man die Thür/ und ließ den Leichnam sehen: dar auf ein diker Hauffen Volks hinein gedrungen/ etliche sein Blut auffgesam̃let/ und vil ihn sehr beweinet.

Dergestalt beschloß der Herzog von Montmoreney sein Leben im 38. Jahr seines Alters: der zu seiner zeit in Frankreich an Vermögen/ Geschlecht/ Verstand/ holdseliger Gestalt und Gunst bej jederman fast keinen Gleichen gehabt: und dennoch einen se traurigen Ausgang nehmen müssen. Das Haupt ward wider angenehet/ der Cörper gebalsamirt/ und in einen bleyenen Sark geleget.

Königs in Schweden fernerer zug. Der König nam weiters Neuburg an der Donau ein/ und bemächtigte ihm Augspurg/ trib die Bäjerischen heraus und machte in der statt eine ganze neue ordnung/ führte die Evangelische Religion wider ein / bestelte den Raht mit Evangelischen/ und ließ sich huldigen. Von hier marchirten die seinigen nach Ingolstatt an der Donau/ worüber eine kunstliche bruke gebauet. Allhier ward vor der statt Marg Graaf Christoff von Baden/ welcher dem König zur seiten ritte / von einem schuß auß der statt getroffen/ daß er vom pferde zur erden fiel/ und das pferd / dar auff der König saß/ erschossen/ der König aber blib ohnverlezt. Dises Marg Graafen halber that der König gegen die seinigen allhier vor Ingolstatt im frejen felde eine bewegliche Oration/ sagende:

Des Königs rede. Dise rauche kugel/ welche dem tugendhafften Marg Graafen sein leben abgekürzet/ manet mich und euch alle unserer sterblichkeit an. Wann derowegen nach Göttlichem willen Ich ja meine tage dermal eins unverhoffet hie schliessen solte: So weiß ich/ daß meine gerechte sache/ nemlich: Teutschland in ihre alte freiheit zu sezen mir ein rühig grab machen wird. Gott kan einen verständigern dannich/ dise sache ferner hinaus zu führen/ nach mir erweken. Es mögen wol neidhadere sein/ die etwa sagen: Ich suche reichtum und ehre in Teutschland und verführen dadurch die einfältigen. Aber ich nemme die vertribene Fürsten und herren/ die ich restituir et und meine Creditores/ von denen ich zu Frankfurt und anderswo hohe posten geltes entlehnet/ und die so manche gefahr/ deren ich mich freiwillig underworffen/ da mit vorgebruket/ zu zeugen. Die

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[374/0412] gehrte es vom Scharffrichter/ mit vermelden: Warum er/ als ein grosser Sünder eine schmach scheuen solte/ da doch sein Herr Christus auch von den Henkersknechten gebunden und handthieret worden? Nach dem er seine Seele Gott befohlen/ hat er den Hals under das Fallbeil dargestreket / und nach verrichtung eines gebättleins/ dem Scharffrichter zugeredet: Jezt solte er sein Am̃t thun/ wurde ihm in einem Fall das Haupt abgeschlagen. Nach vollzogener Execution öffnete man die Thür/ und ließ den Leichnam sehen: dar auf ein diker Hauffen Volks hinein gedrungen/ etliche sein Blut auffgesam̃let/ und vil ihn sehr beweinet. Dergestalt beschloß der Herzog von Montmoreney sein Leben im 38. Jahr seines Alters: der zu seiner zeit in Frankreich an Vermögen/ Geschlecht/ Verstand/ holdseliger Gestalt und Gunst bej jederman fast keinen Gleichen gehabt: und dennoch einen se traurigen Ausgang nehmen müssen. Das Haupt ward wider angenehet/ der Cörper gebalsamirt/ und in einen bleyenen Sark geleget. Der König nam weiters Neuburg an der Donau ein/ und bemächtigte ihm Augspurg/ trib die Bäjerischen heraus und machte in der statt eine ganze neue ordnung/ führte die Evangelische Religion wider ein / bestelte den Raht mit Evangelischen/ und ließ sich huldigen. Von hier marchirten die seinigen nach Ingolstatt an der Donau/ worüber eine kunstliche bruke gebauet. Allhier ward vor der statt Marg Graaf Christoff von Baden/ welcher dem König zur seiten ritte / von einem schuß auß der statt getroffen/ daß er vom pferde zur erden fiel/ und das pferd / dar auff der König saß/ erschossen/ der König aber blib ohnverlezt. Dises Marg Graafen halber that der König gegen die seinigen allhier vor Ingolstatt im frejen felde eine bewegliche Oration/ sagende: Königs in Schweden fernerer zug. Dise rauche kugel/ welche dem tugendhafften Marg Graafen sein leben abgekürzet/ manet mich und euch alle unserer sterblichkeit an. Wann derowegen nach Göttlichem willen Ich ja meine tage dermal eins unverhoffet hie schliessen solte: So weiß ich/ daß meine gerechte sache/ nemlich: Teutschland in ihre alte freiheit zu sezen mir ein rühig grab machen wird. Gott kan einen verständigern dannich/ dise sache ferner hinaus zu führen/ nach mir erweken. Es mögen wol neidhadere sein/ die etwa sagen: Ich suche reichtum und ehre in Teutschland und verführen dadurch die einfältigen. Aber ich nemme die vertribene Fürsten und herren/ die ich restituir et und meine Creditores/ von denen ich zu Frankfurt und anderswo hohe posten geltes entlehnet/ und die so manche gefahr/ deren ich mich freiwillig underworffen/ da mit vorgebruket/ zu zeugen. Die Des Königs rede.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/412>, abgerufen am 27.11.2024.