Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite

liche erbärmliche Eroberung der Stadt underdessen erfolgt wäre. Im mit telst sind noch etliche Ausfälle geschehen: dann auf die Weise musten sich die Belägerten defendiren: weil sie kein Pulver/ mit grossen Stüken zu spielen/ mehr übrig gehabt/ und man erst fast auf die lezte Stunde Ordonnanz gemacht / daß mehr Hand und Wassermühlen/ Pulver zu mahlen/ angerichtet worden: welches wann es zeitlicher wäre geschehen/ hätte man demselbigen Mangel in etwas noch vorkommen können.

Das Schiessen auf die Stadt ist den 7. 8 und 9. Maj/ aus dem Tyllischem Lager/ Tag und Nacht mit grossem Ernst getrieben/ biß auf den 9. Nachmittag/ da sie inne gehalten. Mit welchen vielen tausend Schüssen dennoch wenig ausgerichtet worden: sintemal sie in den Hejdet eine Kugel auf die andre geschossen/ daß sie darinn steken bleiben/ und das Werk nur fester dadurch worden. In der Neustadt haben sie vermeint/ den Thurn von der hohen Pforten in den Graben zu fällen/ und denselben damit auszufüllen: welches aber nicht nach ihrem Wunsch abgeloffen: angesehen er seitwerts auf den Wall gefallen/ und ein alt Rundel an dem Graben ausgefüllt. Auf den Zwinger/ an dem neuen Mark in der Neustadt/ ward auch mit acht Carthaunen gespielet/ und drej Mauren an demselben zerschossen: der Wall aber kunte nicht beschädiget werden.

Bißher ist kurzlich berichtet/ was vor der Eroberung/ beede Theile gegen einander tentirt: nun wollen wir den erbärmlichen ubergang nnd Ruin der Stadt erst recht beschauen. Nachdem/ vorerwehnter massen/ den 9. Maj/ Nachmittags/ die Tyllischen zu canoniren nachgelassen/ auch bej den Südenburg etliche Stük abgeführet: weil der Graaf von Tylli vorhabens war/ wegen Anzug des Königs von Schweden/ wann er je die Stadt mit Sturm nicht erobern könte/ das Läger nach etlichen Tagen aufzuheben: haben die in der Stadt vermeint/ die Tyllische schikten sich zum Abzug/ und würde nun nichts weiter tentirt werden: dennoch aber die Nacht über die Wachten wolbestellet. Dann die ganze Soldatesca/ neben ganzen Bürgerwache/ auch den Reutern/ die mit ihren Pistolen und Bandelieren sich jeder zeit auf den Wall willig finden lassen/ unangesehen sie gleich andern Soldaten von den Bürgern kein Quartier haben können/ die ganze Nacht über die Wachten versehen halff. Weil aber die Käiserlichen die Nacht über ganz still gewest: sind sie des Morgens um fünff Vhren von dem Wall meistentheils nach Hauß/ und zur Ruhe gangen. Welches dann alles den Käiferlichen verkundschafftet: derwegen sie nach sieben Vhren den Sturm darauf angefangen/ wie folget.

Den vorigen Abend hat man im Tyllischen Lager Kriegs Raht gehalten/ wie man die Sache angreiffen solte/ und der Graaf von Tylli für seine Person sehr gezweifflet/ ob ein Sturm zu versuchen/ weil er besorgt/ es dörffte mißlingen: Als aber ein Oberster das Exempel mit Mastrich angeführt/ da die Wacht auch in der Morgenstund geschlaffen/ und die Bürger heimgangen: hat man beschlossen/ daß der von Pappenheim/ neben den Gronsfeldischen/ Wanglerischen und Savellischen Regimentern /

liche erbärmliche Eroberung der Stadt underdessen erfolgt wäre. Im mit telst sind noch etliche Ausfälle geschehen: dann auf die Weise musten sich die Belägerten defendiren: weil sie kein Pulver/ mit grossen Stüken zu spielen/ mehr übrig gehabt/ und man erst fast auf die lezte Stunde Ordonnanz gemacht / daß mehr Hand und Wassermühlen/ Pulver zu mahlen/ angerichtet worden: welches wann es zeitlicher wäre geschehen/ hätte man demselbigen Mangel in etwas noch vorkommen können.

Das Schiessen auf die Stadt ist den 7. 8 und 9. Maj/ aus dem Tyllischem Lager/ Tag und Nacht mit grossem Ernst getrieben/ biß auf den 9. Nachmittag/ da sie inne gehalten. Mit welchen vielen tausend Schüssen dennoch wenig ausgerichtet worden: sintemal sie in den Hejdet eine Kugel auf die andre geschossen/ daß sie darinn steken bleiben/ und das Werk nur fester dadurch worden. In der Neustadt haben sie vermeint/ den Thurn von der hohen Pforten in den Graben zu fällen/ und denselben damit auszufüllen: welches aber nicht nach ihrem Wunsch abgeloffen: angesehen er seitwerts auf den Wall gefallen/ und ein alt Rundel an dem Graben ausgefüllt. Auf den Zwinger/ an dem neuen Mark in der Neustadt/ ward auch mit acht Carthaunen gespielet/ und drej Mauren an demselben zerschossen: der Wall aber kunte nicht beschädiget werden.

Bißher ist kurzlich berichtet/ was vor der Eroberung/ beede Theile gegen einander tentirt: nun wollen wir den erbärmlichen ubergang ñd Ruin der Stadt erst recht beschauen. Nachdem/ vorerwehnter massen/ den 9. Maj/ Nachmittags/ die Tyllischen zu canoniren nachgelassen/ auch bej den Südenburg etliche Stük abgeführet: weil der Graaf von Tylli vorhabens war/ wegen Anzug des Königs von Schweden/ wann er je die Stadt mit Sturm nicht erobern könte/ das Läger nach etlichen Tagen aufzuheben: haben die in der Stadt vermeint/ die Tyllische schikten sich zum Abzug/ und würde nun nichts weiter tentirt werden: dennoch aber die Nacht über die Wachten wolbestellet. Dann die ganze Soldatesca/ neben ganzen Bürgerwache/ auch den Reutern/ die mit ihren Pistolen und Bandelieren sich jeder zeit auf den Wall willig finden lassen/ unangesehen sie gleich andern Soldaten von den Bürgern kein Quartier haben können/ die ganze Nacht über die Wachten versehen halff. Weil aber die Käiserlichen die Nacht über ganz still gewest: sind sie des Morgens um fünff Vhren von dem Wall meistentheils nach Hauß/ und zur Ruhe gangen. Welches dann alles den Käiferlichen verkundschafftet: derwegen sie nach sieben Vhren den Sturm darauf angefangen/ wie folget.

Den vorigen Abend hat man im Tyllischen Lager Kriegs Raht gehalten/ wie man die Sache angreiffen solte/ und der Graaf von Tylli für seine Person sehr gezweifflet/ ob ein Sturm zu versuchen/ weil er besorgt/ es dörffte mißlingen: Als aber ein Oberster das Exempel mit Mastrich angeführt/ da die Wacht auch in der Morgenstund geschlaffen/ und die Bürger heimgangen: hat man beschlossen/ daß der von Pappenheim/ neben den Gronsfeldischen/ Wanglerischen und Savellischen Regimentern /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0397" n="359"/>
liche erbärmliche Eroberung der Stadt            underdessen erfolgt wäre. Im mit telst sind noch etliche Ausfälle geschehen: dann auf die            Weise musten sich die Belägerten defendiren: weil sie kein Pulver/ mit grossen Stüken zu            spielen/ mehr übrig gehabt/ und man erst fast auf die lezte Stunde Ordonnanz gemacht /            daß mehr Hand und Wassermühlen/ Pulver zu mahlen/ angerichtet worden: welches wann es            zeitlicher wäre geschehen/ hätte man demselbigen Mangel in etwas noch vorkommen            können.</p>
        <p>Das Schiessen auf die Stadt ist den 7. 8 und 9. Maj/ aus dem Tyllischem Lager/ Tag und            Nacht mit grossem Ernst getrieben/ biß auf den 9. Nachmittag/ da sie inne gehalten. Mit            welchen vielen tausend Schüssen dennoch wenig ausgerichtet worden: sintemal sie in den            Hejdet eine Kugel auf die andre geschossen/ daß sie darinn steken bleiben/ und das Werk            nur fester dadurch worden. In der Neustadt haben sie vermeint/ den Thurn von der hohen            Pforten in den Graben zu fällen/ und denselben damit auszufüllen: welches aber nicht nach            ihrem Wunsch abgeloffen: angesehen er seitwerts auf den Wall gefallen/ und ein alt Rundel            an dem Graben ausgefüllt. Auf den Zwinger/ an dem neuen Mark in der Neustadt/ ward auch            mit acht Carthaunen gespielet/ und drej Mauren an demselben zerschossen: der Wall aber            kunte nicht beschädiget werden.</p>
        <p>Bißher ist kurzlich berichtet/ was vor der Eroberung/ beede Theile gegen einander            tentirt: nun wollen wir den erbärmlichen ubergang n&#x0303;d Ruin der Stadt erst recht            beschauen. Nachdem/ vorerwehnter massen/ den 9. Maj/ Nachmittags/ die Tyllischen zu            canoniren nachgelassen/ auch bej den Südenburg etliche Stük abgeführet: weil der Graaf            von Tylli vorhabens war/ wegen Anzug des Königs von Schweden/ wann er je die Stadt mit            Sturm nicht erobern könte/ das Läger nach etlichen Tagen aufzuheben: haben die in der            Stadt vermeint/ die Tyllische schikten sich zum Abzug/ und würde nun nichts weiter            tentirt werden: dennoch aber die Nacht über die Wachten wolbestellet. Dann die ganze            Soldatesca/ neben ganzen Bürgerwache/ auch den Reutern/ die mit ihren Pistolen und            Bandelieren sich jeder zeit auf den Wall willig finden lassen/ unangesehen sie gleich            andern Soldaten von den Bürgern kein Quartier haben können/ die ganze Nacht über die            Wachten versehen halff. Weil aber die Käiserlichen die Nacht über ganz still gewest: sind            sie des Morgens um fünff Vhren von dem Wall meistentheils nach Hauß/ und zur Ruhe gangen.            Welches dann alles den Käiferlichen verkundschafftet: derwegen sie nach sieben Vhren den            Sturm darauf angefangen/ wie folget.</p>
        <p>Den vorigen Abend hat man im Tyllischen Lager Kriegs Raht gehalten/ wie man die Sache            angreiffen solte/ und der Graaf von Tylli für seine Person sehr gezweifflet/ ob ein            Sturm zu versuchen/ weil er besorgt/ es dörffte mißlingen: Als aber ein Oberster das            Exempel mit Mastrich angeführt/ da die Wacht auch in der Morgenstund geschlaffen/ und            die Bürger heimgangen: hat man beschlossen/ daß der von Pappenheim/ neben den            Gronsfeldischen/ Wanglerischen und Savellischen Regimentern /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0397] liche erbärmliche Eroberung der Stadt underdessen erfolgt wäre. Im mit telst sind noch etliche Ausfälle geschehen: dann auf die Weise musten sich die Belägerten defendiren: weil sie kein Pulver/ mit grossen Stüken zu spielen/ mehr übrig gehabt/ und man erst fast auf die lezte Stunde Ordonnanz gemacht / daß mehr Hand und Wassermühlen/ Pulver zu mahlen/ angerichtet worden: welches wann es zeitlicher wäre geschehen/ hätte man demselbigen Mangel in etwas noch vorkommen können. Das Schiessen auf die Stadt ist den 7. 8 und 9. Maj/ aus dem Tyllischem Lager/ Tag und Nacht mit grossem Ernst getrieben/ biß auf den 9. Nachmittag/ da sie inne gehalten. Mit welchen vielen tausend Schüssen dennoch wenig ausgerichtet worden: sintemal sie in den Hejdet eine Kugel auf die andre geschossen/ daß sie darinn steken bleiben/ und das Werk nur fester dadurch worden. In der Neustadt haben sie vermeint/ den Thurn von der hohen Pforten in den Graben zu fällen/ und denselben damit auszufüllen: welches aber nicht nach ihrem Wunsch abgeloffen: angesehen er seitwerts auf den Wall gefallen/ und ein alt Rundel an dem Graben ausgefüllt. Auf den Zwinger/ an dem neuen Mark in der Neustadt/ ward auch mit acht Carthaunen gespielet/ und drej Mauren an demselben zerschossen: der Wall aber kunte nicht beschädiget werden. Bißher ist kurzlich berichtet/ was vor der Eroberung/ beede Theile gegen einander tentirt: nun wollen wir den erbärmlichen ubergang ñd Ruin der Stadt erst recht beschauen. Nachdem/ vorerwehnter massen/ den 9. Maj/ Nachmittags/ die Tyllischen zu canoniren nachgelassen/ auch bej den Südenburg etliche Stük abgeführet: weil der Graaf von Tylli vorhabens war/ wegen Anzug des Königs von Schweden/ wann er je die Stadt mit Sturm nicht erobern könte/ das Läger nach etlichen Tagen aufzuheben: haben die in der Stadt vermeint/ die Tyllische schikten sich zum Abzug/ und würde nun nichts weiter tentirt werden: dennoch aber die Nacht über die Wachten wolbestellet. Dann die ganze Soldatesca/ neben ganzen Bürgerwache/ auch den Reutern/ die mit ihren Pistolen und Bandelieren sich jeder zeit auf den Wall willig finden lassen/ unangesehen sie gleich andern Soldaten von den Bürgern kein Quartier haben können/ die ganze Nacht über die Wachten versehen halff. Weil aber die Käiserlichen die Nacht über ganz still gewest: sind sie des Morgens um fünff Vhren von dem Wall meistentheils nach Hauß/ und zur Ruhe gangen. Welches dann alles den Käiferlichen verkundschafftet: derwegen sie nach sieben Vhren den Sturm darauf angefangen/ wie folget. Den vorigen Abend hat man im Tyllischen Lager Kriegs Raht gehalten/ wie man die Sache angreiffen solte/ und der Graaf von Tylli für seine Person sehr gezweifflet/ ob ein Sturm zu versuchen/ weil er besorgt/ es dörffte mißlingen: Als aber ein Oberster das Exempel mit Mastrich angeführt/ da die Wacht auch in der Morgenstund geschlaffen/ und die Bürger heimgangen: hat man beschlossen/ daß der von Pappenheim/ neben den Gronsfeldischen/ Wanglerischen und Savellischen Regimentern /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/397
Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/397>, abgerufen am 10.06.2024.