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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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mit aus/ und als ihm ein arm ward abgeschossen/ nam er denselben auff/ und trug ihn mit in die statt zum Balbirer: wie er nun verbunden/ erzeigte er sich gar nicht als krank: legte sich auch nicht zu bette / sondern nam den arm in die linke hand/ trug ihn in sein losament/ und sagte: das ist der arm/ der des Mittags dem andern fürgedient hat.

Einem anderen soldaten warrd auch der arm abgeschossen/ und weil er ganz schwach / führten ihn zwen andere: bald aber komt ein andere kugel/ und nimt ihm auch ein bein ab davon er zur stund starb: wiewol keiner von den beiden/ so ihn leiteten/ verlezt wurde.

Ein Würzkrämer für seinem Laden stehend/ ward auch mit einer Kugel getroffen/ und nachdem er schon todt auff die Todten-Baar gelegt/ sein Leichnam in dem Sarg/ von einem neuen Schuß/ noch eins getroffen. Ein junger Man saß auff einem Pferde/ da wurde das Pferd unter ihm von hinten biß vornen durchschossen: er aber bleib unversehrt: ausgenommen das zwischen den Beinen ihm die Hosen ein wenig verlezt worden. Ein Capitain über das Schiffvolk redete mit einem/ so ihm auf den Schultern lag/ dem ward ein Arm abgeschossen / aber der Capitain nicht getroffen: ohn allein das er von dem starken Winde/ welchen die Kugel mit sich brachte/ etwas in Ohnmacht fiel/ und ihme die Ohrenbluteten.

Es begab sich auch drej oder vier mal/ das die von dem Feind geschossene Kugeln etwann den ganzen oder halben Mund eines Geschüzes/ so in der Stadt stund/ traff/ und mit dem Treffen das geladene Stuk abgieng/ und beide Kugeln zugleich hinaus schoß. Viel andere selzame/ theils auch lächerliche Dinge/ haben sich mehr begeben/ die zu weitläufftig fallen solten/ alle zu erzehlen.

Man gibt für eine Warheit aus/ das in den ersten zehen Wochen der Belägerung/ so wol wider die Stadt/ als aus derselben/ 60000. Schüß aus groben Stüken geschehen/ auch glüende Brandkugeln nach den Häussern geschossen: jedoch ohne Schaden. Hingegen schossen die in der Stadt nicht weniger hinaus auf den Feind/ verderbten ihm die Schanzen/ und Räder am Geschüz: also/ das man dafür hält/ das zu keiner Zeit bej Türken/ Heiden / oder Christen/ auf einigen Ort/ so viel Schüsse gethan.

So geschahen auch unterschiedliche Ausfälle/ und zwar den 24. Augusti zweene: darbej die Spannier zimlich einbüsten.

Der Erzherzog Albertus ließ sich offt selbst im Läger finden/ und hatte sein Losament in der Albertus-Schanz/ da das Läger rings um also gebauet und gestärkt war gegen den Winter / das es einer Stadt gleich sahe. Die Infantinn Isabella kam gleichfalls den Augusti selbst ins Läger mit sechzehen oder achtzehen Carreten: welches/ weil es die in der Stadt könten sehen/ zu beden Se[unleserliches Material]ten viel Canonirens verursachte. Man wolte sagen/ das die Infant[unleserliches Material]nn selbst etliche grobe Geschüz angezündet und Feuer gegeben/ um den Krieg zu beehren.

Sie baueten platte Formen von Holz und Reiß/ im Westen auff dem See-Strand/ welche sie mit Schanzkörben besezten/ um dadurch die Schiff/ so in den alten Hafen [unleserliches Material] olten fahren / zu beschliessen und abzukeh-

mit aus/ und als ihm ein arm ward abgeschossen/ nam er denselben auff/ und trug ihn mit in die statt zum Balbirer: wie er nun verbunden/ erzeigte er sich gar nicht als krank: legte sich auch nicht zu bette / sondern nam den arm in die linke hand/ trug ihn in sein losament/ und sagte: das ist der arm/ der des Mittags dem andern fürgedient hat.

Einem anderen soldaten warrd auch der arm abgeschossen/ und weil er ganz schwach / führten ihn zwen andere: bald aber komt ein andere kugel/ und nimt ihm auch ein bein ab davon er zur stund starb: wiewol keiner von den beiden/ so ihn leiteten/ verlezt wurde.

Ein Würzkrämer für seinem Laden stehend/ ward auch mit einer Kugel getroffen/ und nachdem er schon todt auff die Todten-Baar gelegt/ sein Leichnam in dem Sarg/ von einem neuen Schuß/ noch eins getroffen. Ein junger Man saß auff einem Pferde/ da wurde das Pferd unter ihm von hinten biß vornen durchschossen: er aber bleib unversehrt: ausgenommen das zwischen den Beinen ihm die Hosen ein wenig verlezt worden. Ein Capitain über das Schiffvolk redete mit einem/ so ihm auf den Schultern lag/ dem ward ein Arm abgeschossen / aber der Capitain nicht getroffen: ohn allein das er von dem starken Winde/ welchen die Kugel mit sich brachte/ etwas in Ohnmacht fiel/ und ihme die Ohrenbluteten.

Es begab sich auch drej oder vier mal/ das die von dem Feind geschossene Kugeln etwann den ganzen oder halben Mund eines Geschüzes/ so in der Stadt stund/ traff/ und mit dem Treffen das geladene Stuk abgieng/ und beide Kugeln zugleich hinaus schoß. Viel andere selzame/ theils auch lächerliche Dinge/ haben sich mehr begeben/ die zu weitläufftig fallen solten/ alle zu erzehlen.

Man gibt für eine Warheit aus/ das in den ersten zehen Wochen der Belägerung/ so wol wider die Stadt/ als aus derselben/ 60000. Schüß aus groben Stüken geschehen/ auch glüende Brandkugeln nach den Häussern geschossen: jedoch ohne Schaden. Hingegen schossen die in der Stadt nicht weniger hinaus auf den Feind/ verderbten ihm die Schanzen/ und Räder am Geschüz: also/ das man dafür hält/ das zu keiner Zeit bej Türken/ Heiden / oder Christen/ auf einigen Ort/ so viel Schüsse gethan.

So geschahen auch unterschiedliche Ausfälle/ und zwar den 24. Augusti zweene: darbej die Spannier zimlich einbüsten.

Der Erzherzog Albertus ließ sich offt selbst im Läger finden/ und hatte sein Losament in der Albertus-Schanz/ da das Läger rings um also gebauet und gestärkt war gegen den Winter / das es einer Stadt gleich sahe. Die Infantinn Isabella kam gleichfalls den Augusti selbst ins Läger mit sechzehen oder achtzehen Carreten: welches/ weil es die in der Stadt könten sehen/ zu beden Se[unleserliches Material]ten viel Canonirens verursachte. Man wolte sagen/ das die Infant[unleserliches Material]nn selbst etliche grobe Geschüz angezündet und Feuer gegeben/ um den Krieg zu beehren.

Sie baueten platte Formen von Holz und Reiß/ im Westen auff dem See-Strand/ welche sie mit Schanzkörben besezten/ um dadurch die Schiff/ so in den alten Hafen [unleserliches Material] olten fahren / zu beschliessen und abzukeh-

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        <p>Man gibt für eine Warheit aus/ das in den ersten zehen Wochen der Belägerung/ so wol            wider die Stadt/ als aus derselben/ 60000. Schüß aus groben Stüken geschehen/ auch            glüende Brandkugeln nach den Häussern geschossen: jedoch ohne Schaden. Hingegen schossen            die in der Stadt nicht weniger hinaus auf den Feind/ verderbten ihm die Schanzen/ und            Räder am Geschüz: also/ das man dafür hält/ das zu keiner Zeit bej Türken/ Heiden /            oder Christen/ auf einigen Ort/ so viel Schüsse gethan.</p>
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[312/0346] mit aus/ und als ihm ein arm ward abgeschossen/ nam er denselben auff/ und trug ihn mit in die statt zum Balbirer: wie er nun verbunden/ erzeigte er sich gar nicht als krank: legte sich auch nicht zu bette / sondern nam den arm in die linke hand/ trug ihn in sein losament/ und sagte: das ist der arm/ der des Mittags dem andern fürgedient hat. Einem anderen soldaten warrd auch der arm abgeschossen/ und weil er ganz schwach / führten ihn zwen andere: bald aber komt ein andere kugel/ und nimt ihm auch ein bein ab davon er zur stund starb: wiewol keiner von den beiden/ so ihn leiteten/ verlezt wurde. Ein Würzkrämer für seinem Laden stehend/ ward auch mit einer Kugel getroffen/ und nachdem er schon todt auff die Todten-Baar gelegt/ sein Leichnam in dem Sarg/ von einem neuen Schuß/ noch eins getroffen. Ein junger Man saß auff einem Pferde/ da wurde das Pferd unter ihm von hinten biß vornen durchschossen: er aber bleib unversehrt: ausgenommen das zwischen den Beinen ihm die Hosen ein wenig verlezt worden. Ein Capitain über das Schiffvolk redete mit einem/ so ihm auf den Schultern lag/ dem ward ein Arm abgeschossen / aber der Capitain nicht getroffen: ohn allein das er von dem starken Winde/ welchen die Kugel mit sich brachte/ etwas in Ohnmacht fiel/ und ihme die Ohrenbluteten. Es begab sich auch drej oder vier mal/ das die von dem Feind geschossene Kugeln etwann den ganzen oder halben Mund eines Geschüzes/ so in der Stadt stund/ traff/ und mit dem Treffen das geladene Stuk abgieng/ und beide Kugeln zugleich hinaus schoß. Viel andere selzame/ theils auch lächerliche Dinge/ haben sich mehr begeben/ die zu weitläufftig fallen solten/ alle zu erzehlen. Man gibt für eine Warheit aus/ das in den ersten zehen Wochen der Belägerung/ so wol wider die Stadt/ als aus derselben/ 60000. Schüß aus groben Stüken geschehen/ auch glüende Brandkugeln nach den Häussern geschossen: jedoch ohne Schaden. Hingegen schossen die in der Stadt nicht weniger hinaus auf den Feind/ verderbten ihm die Schanzen/ und Räder am Geschüz: also/ das man dafür hält/ das zu keiner Zeit bej Türken/ Heiden / oder Christen/ auf einigen Ort/ so viel Schüsse gethan. So geschahen auch unterschiedliche Ausfälle/ und zwar den 24. Augusti zweene: darbej die Spannier zimlich einbüsten. Der Erzherzog Albertus ließ sich offt selbst im Läger finden/ und hatte sein Losament in der Albertus-Schanz/ da das Läger rings um also gebauet und gestärkt war gegen den Winter / das es einer Stadt gleich sahe. Die Infantinn Isabella kam gleichfalls den Augusti selbst ins Läger mit sechzehen oder achtzehen Carreten: welches/ weil es die in der Stadt könten sehen/ zu beden Se_ ten viel Canonirens verursachte. Man wolte sagen/ das die Infant_ nn selbst etliche grobe Geschüz angezündet und Feuer gegeben/ um den Krieg zu beehren. Sie baueten platte Formen von Holz und Reiß/ im Westen auff dem See-Strand/ welche sie mit Schanzkörben besezten/ um dadurch die Schiff/ so in den alten Hafen _ olten fahren / zu beschliessen und abzukeh-

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/346>, abgerufen am 23.11.2024.