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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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schwächten Tochter.dises/ daß ein Capitain/ nammens La Pont / der sein qvartier in einem dorff/ Becout genant/ hatte/ wolte eine tochter von hüpscher gestalt in dem haus da er losierte/ zu seinem willen haben. Da aber die Elteren nit wolten einwilligen/ brauchte er gewalt und schwächete die tochter gabe sie noch anderen darüber preis/ und spottete sich ihren an dem tisch: Dise unleidend über die angethane schmach/ da jez der soldaten einer kame/ dem Capitain[unleserliches Material] was ins ohr zu sagen: nimt behend das messer/ und sticht es dem Capitain in den leib/ darvon er alsobald starb.

Die tochter so hierüber entrünnen wolte/ ward ohn verzug von den soldaten gehalten/ an einen baum angebunden und erschossen.

Erzherzog Matthias. In den OEsterreichischen landen zeigte sich Erz Herzog Matthias/ Käisers Rudolph H. bruder/ ziehet für Prag/ ohngeacht der Reichs Fürsten gesandten anbringen und anhalten. Dazumal wurde den Evangelischen die freje Religions übung in OEsterreichischen landen verbotten. Welches machte/ daß sie augen auffthaten/ desto mehr sich zusammen vereinbarten/ auch hin und her bei Fürsten und ständen anhielten/ daß man sich wolte ihrer annemmen/ in den streithandel schlagen oder für sie intercedirn und bitten. Unio deren sub utraq. Daher entstunde folgends in Böhmen die unio und vereinbarung deren sub utraqve/ also wurden die Evangelischen genant/ weil sie das H. Nachtmal under beider gestalt brots und weins empfangen.

Erz Herzog Matthias wird Ungarischer König inzwischen/ und dann auch König in Böhmen.

Da nun allerhand practicen wider die protestirenden gemacht/ sie auch zimlich herum geführt worden/ als regten sie sich Majestät Brieff. und bekamen den Majestet-brief/ darinnen der Käiser ihnen verwilliget/ ihr freje unangefochtene Religions-übung.

Güilchischen Streit. Auff des Herzogen Johann Wilhelm von Guilch/ der ohne leibs erben gestorben/ gab es neue händel/ und waren vil/ die ansprach an dis Herzogthum Guilch haben wolten oder solten. Brandenburg/ Sachsen / Neuburg meinten sie weren desselben rechtsam fähig. Der Herzog von Nivers/ Graaf Heinrich von der Markt

schwächten Tochter.dises/ daß ein Capitain/ nammens La Pont / der sein qvartier in einem dorff/ Becout genant/ hatte/ wolte eine tochter von hüpscher gestalt in dem haus da er losierte/ zu seinem willen haben. Da aber die Elteren nit wolten einwilligen/ brauchte er gewalt und schwächete die tochter gabe sie noch anderen darüber preis/ und spottete sich ihren an dem tisch: Dise unleidend über die angethane schmach/ da jez der soldaten einer kame/ dem Capitain[unleserliches Material] was ins ohr zu sagen: nimt behend das messer/ und sticht es dem Capitain in den leib/ darvon er alsobald starb.

Die tochter so hierüber entrünnen wolte/ ward ohn verzug von den soldaten gehalten/ an einen baum angebunden und erschossen.

Erzherzog Matthias. In den OEsterreichischen landen zeigte sich Erz Herzog Matthias/ Käisers Rudolph H. bruder/ ziehet für Prag/ ohngeacht der Reichs Fürsten gesandten anbringen und anhalten. Dazumal wurde den Evangelischen die freje Religions übung in OEsterreichischen landen verbotten. Welches machte/ daß sie augen auffthaten/ desto mehr sich zusammen vereinbarten/ auch hin und her bei Fürsten und ständen anhielten/ daß man sich wolte ihrer annemmen/ in den streithandel schlagen oder für sie intercedirn und bitten. Unio deren sub utraq. Daher entstunde folgends in Böhmen die unio und vereinbarung deren sub utràqve/ also wurden die Evangelischen genant/ weil sie das H. Nachtmal under beider gestalt brots und weins empfangen.

Erz Herzog Matthias wird Ungarischer König inzwischen/ und dann auch König in Böhmen.

Da nun allerhand practicen wider die protestirenden gemacht/ sie auch zimlich herum geführt worden/ als regten sie sich Majestät Brieff. und bekamen den Majestet-brief/ darinnen der Käiser ihnen verwilliget/ ihr freje unangefochtene Religions-übung.

Güilchischen Streit. Auff des Herzogen Johann Wilhelm von Guilch/ der ohne leibs erben gestorben/ gab es neue händel/ und waren vil/ die ansprach an dis Herzogthum Guilch haben wolten oder solten. Brandenburg/ Sachsen / Neuburg meinten sie weren desselben rechtsam fähig. Der Herzog von Nivers/ Graaf Heinrich von der Markt

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[303/0337] dises/ daß ein Capitain/ nammens La Pont / der sein qvartier in einem dorff/ Becout genant/ hatte/ wolte eine tochter von hüpscher gestalt in dem haus da er losierte/ zu seinem willen haben. Da aber die Elteren nit wolten einwilligen/ brauchte er gewalt und schwächete die tochter gabe sie noch anderen darüber preis/ und spottete sich ihren an dem tisch: Dise unleidend über die angethane schmach/ da jez der soldaten einer kame/ dem Capitain_ was ins ohr zu sagen: nimt behend das messer/ und sticht es dem Capitain in den leib/ darvon er alsobald starb. schwächten Tochter. Die tochter so hierüber entrünnen wolte/ ward ohn verzug von den soldaten gehalten/ an einen baum angebunden und erschossen. In den OEsterreichischen landen zeigte sich Erz Herzog Matthias/ Käisers Rudolph H. bruder/ ziehet für Prag/ ohngeacht der Reichs Fürsten gesandten anbringen und anhalten. Dazumal wurde den Evangelischen die freje Religions übung in OEsterreichischen landen verbotten. Welches machte/ daß sie augen auffthaten/ desto mehr sich zusammen vereinbarten/ auch hin und her bei Fürsten und ständen anhielten/ daß man sich wolte ihrer annemmen/ in den streithandel schlagen oder für sie intercedirn und bitten. Daher entstunde folgends in Böhmen die unio und vereinbarung deren sub utràqve/ also wurden die Evangelischen genant/ weil sie das H. Nachtmal under beider gestalt brots und weins empfangen. Erzherzog Matthias. Unio deren sub utraq. Erz Herzog Matthias wird Ungarischer König inzwischen/ und dann auch König in Böhmen. Da nun allerhand practicen wider die protestirenden gemacht/ sie auch zimlich herum geführt worden/ als regten sie sich und bekamen den Majestet-brief/ darinnen der Käiser ihnen verwilliget/ ihr freje unangefochtene Religions-übung. Majestät Brieff. Auff des Herzogen Johann Wilhelm von Guilch/ der ohne leibs erben gestorben/ gab es neue händel/ und waren vil/ die ansprach an dis Herzogthum Guilch haben wolten oder solten. Brandenburg/ Sachsen / Neuburg meinten sie weren desselben rechtsam fähig. Der Herzog von Nivers/ Graaf Heinrich von der Markt Güilchischen Streit.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/337>, abgerufen am 24.11.2024.