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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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Gott bat nicht alles auf einmal sonder nach und nach erschaffen/ und Warum? Es hätte zwar der Grosse Gott mit seinem allmechtigen Wort und Befehl alles zugleich auf einmal können erschaffen/ es hat Ihm aber anderst belieben wollen / innerhalb 6. Tagen solches unnachthunliche Werk zuverrichten. Und da gebürt es sich uns nit weiters nachzuforschen/ Warumm? Es solle dem Menschen genug sein/ und eben darumm seine vergebliche ummschweiffende Gedanken und Mund versiglen/ weiln Gott der Herr dises also und nicht anderster haben wollen. Dieweil laut dem gemeinen Sprüchwort/ Gott und die Natur nichts vergebens thun/ so ist diß auch beschehen zubezeichnen die under den Menschen angesehene gute Ordnung Leib und Seel zuversorgen / nemlich 6. Tag zu arbeiten/ den 7. und Sonntag zu feyren. Subtiler ist was andere hier beibrinngen/ nemlich hierdurch seje angedeutet worden/ der drejfache Zustand und Ordnung dardurch alle Sachen bestehen/ als da ist Creatio ihre Erschaffung/ Entstehung und Geburt/ darnach Distinctio, deroselben Anordnung/ Underscheidung und Absönderung von andern: Drittens Ornatio ihre Zierung nud Ornat. Das erste zeiget Gottes Macht/ das andere seine Weisheit/ das dritte seine Güte.

Zuverwundern ist es/ das auch under den vornemmsten Alten Kirchenvättern gefunden werden/ welche gelehret/ Gott habe alles zugleich und auf einmal erschaffen/ und weiß nicht was für allegorische und verblümte auslegungen der 6. tagen machen.

Wann und zu welcher Jahrszeit die Welt und Zeit angehebt. Wann aber und zu welcher Zeit die Welt und die Zeit angehebt/ und welches seje gleichsam Natalis Mundi der Welt Geburtstag/ wird underschiedlich disputiert und aufgenommen. Ob es seje Früling/ Sommer oder Herpstzeit gewesen/ und darvon also fürbas gezehlet worden. Weiln solches kein Articul deß Glaubens nicht ist/ lassen wir einem andern gern die Seine/ und sind wir der meinung/ daß es umm Herpstzeit gewesen / aus folgenden Gründen: Erstlich/ dieweil ohnzwei fel zu deß menschen mehrerer nuzung und erfröuung die Welt erschaffen worden/ da zugleich die Erden gewächs ins gemein Carol. Sigon. lib 2 de Rep. Hebr c. 8. in ihrer zeitigung und vollkommenheit waren. Nun beschiehet dieses umm die Herpstzeit. Darnach/ so hat Noah/ der andern Welt anfänger/ und nachgenz die Kinder Israel eine gerungene zeit angehebt Scaliger de Emend. Tem porum libr 5 das Jahr zuzehlen von dem Herpst/ von dem Monat Tisri, welcher theils mit unserm Herpstmonat/ theils auch Weinmonath eingefallen. Diß aber ist nachgenz geendert worden Exod. XII. v. 2.

Gott bat nicht alles auf einmal sonder nach und nach erschaffen/ und Warum? Es hätte zwar der Grosse Gott mit seinem allmechtigen Wort und Befehl alles zugleich auf einmal können erschaffen/ es hat Ihm aber anderst belieben wollen / innerhalb 6. Tagen solches unnachthunliche Werk zuverrichten. Und da gebürt es sich uns nit weiters nachzuforschen/ Warum̃? Es solle dem Menschen genug sein/ und eben darum̃ seine vergebliche um̃schweiffende Gedanken und Mund versiglen/ weiln Gott der Herr dises also und nicht anderster haben wollen. Dieweil laut dem gemeinen Sprüchwort/ Gott und die Natur nichts vergebens thun/ so ist diß auch beschehen zubezeichnen die under den Menschen angesehene gute Ordnung Leib und Seel zuversorgen / nemlich 6. Tag zu arbeiten/ den 7. und Sonntag zu feyren. Subtiler ist was andere hier beibriñgen/ nemlich hierdurch seje angedeutet worden/ der drejfache Zustand und Ordnung dardurch alle Sachen bestehen/ als da ist Creatio ihre Erschaffung/ Entstehung und Geburt/ darnach Distinctio, deroselben Anordnung/ Underscheidung und Absönderung von andern: Drittens Ornatio ihre Zierung nud Ornat. Das erste zeiget Gottes Macht/ das andere seine Weisheit/ das dritte seine Güte.

Zuverwundern ist es/ das auch under den vornem̃sten Alten Kirchenvättern gefunden werden/ welche gelehret/ Gott habe alles zugleich und auf einmal erschaffen/ und weiß nicht was für allegorische und verblümte auslegungen der 6. tagen machen.

Wann und zu welcher Jahrszeit die Welt und Zeit angehebt. Wañ aber und zu welcher Zeit die Welt und die Zeit angehebt/ und welches seje gleichsam Natalis Mundi der Welt Geburtstag/ wird underschiedlich disputiert und aufgenommen. Ob es seje Früling/ Sommer oder Herpstzeit gewesen/ und darvon also fürbas gezehlet worden. Weiln solches kein Articul deß Glaubens nicht ist/ lassen wir einem andern gern die Seine/ und sind wir der meinung/ daß es um̃ Herpstzeit gewesen / aus folgenden Gründen: Erstlich/ dieweil ohnzwei fel zu deß menschen mehrerer nuzung und erfröuung die Welt erschaffen worden/ da zugleich die Erden gewächs ins gemein Carol. Sigon. lib 2 de Rep. Hebr c. 8. in ihrer zeitigung und vollkommenheit waren. Nun beschiehet dieses um̃ die Herpstzeit. Darnach/ so hat Noah/ der andern Welt anfänger/ und nachgenz die Kinder Israel eine gerungene zeit angehebt Scaliger de Emend. Tem porum libr 5 das Jahr zuzehlen von dem Herpst/ von dem Monat Tisri, welcher theils mit unserm Herpstmonat/ theils auch Weinmonath eingefallen. Diß aber ist nachgenz geendert worden Exod. XII. v. 2.

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[3/0033] Es hätte zwar der Grosse Gott mit seinem allmechtigen Wort und Befehl alles zugleich auf einmal können erschaffen/ es hat Ihm aber anderst belieben wollen / innerhalb 6. Tagen solches unnachthunliche Werk zuverrichten. Und da gebürt es sich uns nit weiters nachzuforschen/ Warum̃? Es solle dem Menschen genug sein/ und eben darum̃ seine vergebliche um̃schweiffende Gedanken und Mund versiglen/ weiln Gott der Herr dises also und nicht anderster haben wollen. Dieweil laut dem gemeinen Sprüchwort/ Gott und die Natur nichts vergebens thun/ so ist diß auch beschehen zubezeichnen die under den Menschen angesehene gute Ordnung Leib und Seel zuversorgen / nemlich 6. Tag zu arbeiten/ den 7. und Sonntag zu feyren. Subtiler ist was andere hier beibriñgen/ nemlich hierdurch seje angedeutet worden/ der drejfache Zustand und Ordnung dardurch alle Sachen bestehen/ als da ist Creatio ihre Erschaffung/ Entstehung und Geburt/ darnach Distinctio, deroselben Anordnung/ Underscheidung und Absönderung von andern: Drittens Ornatio ihre Zierung nud Ornat. Das erste zeiget Gottes Macht/ das andere seine Weisheit/ das dritte seine Güte. Gott bat nicht alles auf einmal sonder nach und nach erschaffen/ und Warum? Zuverwundern ist es/ das auch under den vornem̃sten Alten Kirchenvättern gefunden werden/ welche gelehret/ Gott habe alles zugleich und auf einmal erschaffen/ und weiß nicht was für allegorische und verblümte auslegungen der 6. tagen machen. Wañ aber und zu welcher Zeit die Welt und die Zeit angehebt/ und welches seje gleichsam Natalis Mundi der Welt Geburtstag/ wird underschiedlich disputiert und aufgenommen. Ob es seje Früling/ Sommer oder Herpstzeit gewesen/ und darvon also fürbas gezehlet worden. Weiln solches kein Articul deß Glaubens nicht ist/ lassen wir einem andern gern die Seine/ und sind wir der meinung/ daß es um̃ Herpstzeit gewesen / aus folgenden Gründen: Erstlich/ dieweil ohnzwei fel zu deß menschen mehrerer nuzung und erfröuung die Welt erschaffen worden/ da zugleich die Erden gewächs ins gemein in ihrer zeitigung und vollkommenheit waren. Nun beschiehet dieses um̃ die Herpstzeit. Darnach/ so hat Noah/ der andern Welt anfänger/ und nachgenz die Kinder Israel eine gerungene zeit angehebt das Jahr zuzehlen von dem Herpst/ von dem Monat Tisri, welcher theils mit unserm Herpstmonat/ theils auch Weinmonath eingefallen. Diß aber ist nachgenz geendert worden Exod. XII. v. 2. Wann und zu welcher Jahrszeit die Welt und Zeit angehebt. Carol. Sigon. lib 2 de Rep. Hebr c. 8. Scaliger de Emend. Tem porum libr 5

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/33>, abgerufen am 22.11.2024.