Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Als jhm eins eine Zusammenschwerung wider ihn entdeket worden: hat er alle die/ so darum gewust/ samt ihren Weiberen/ Kindern/ Gesinde/ Geschlecht und Nahmen/ ja auch Viehe / Hunde/ Kazen und Razen/ so gar auch die Fische im Wasser/ und alles was sie gehabt / würgen/ todschlagen/ hinweg räumen/ und ganzlich vertilgen lassen. Hierbej trug sich zu/ das die ausgesandten Mörder ein junges saugendes Kindlein autraffen/ welches in der Wiegen ligend/ sie freundlich anlachte: derwegen ihm von ihnen das Leben gefristet. Als der Tjrann solches erfährt: läst ers für sich bringen/ nimmet es / nach betrachtung seines holdseligen lächlens/ in die arm/ hälset und küst es/ gibt ihm hernach/ mit dem Messer/ drej Stiche ins Herz/ und wirffts/ für die Hunde und Bären/ zum Fenster hinaus. Obgedachte von Mitleiden berühr te Mörder aber/ welche das Kind bis dahin erhalten hatten/ so zweene Brüder waren? musten Augsichts sterben/ und durch den Säbel fallen. In dem Zug/ welchen er anno 1572. nach Lieffland gethan/ hat er eine grosse anzahl Jungfrauen gefangen bekommen/ und auf eine Zeit/ die Gefangeninnen gefragt: Wann sie izo wider frej/ und in ihre Vatterstadt geschikt würden: ob er ihnen auch damit einen Dienst thäte: darauff jene geantwortet: Ach ja! sie wolten es für eine grosse Gnade erkennen/ und bej den ihrigen gar hoch zu rühmen wissen. Wol! versezt der Tjrann / euer Wunsch soll euch werden. Läst sie damit alle in den Strohm werffen/ der sie nach ihrer Statt hintriben möchte: Laß mir das einen Bößwicht sein! Eine andre Jungfrau hat er/ neben andren Personen/ unfern von der Narva/ an dem Feuer lebendig lassen braten: welche mit besonderer Freudigkeit solche jhre Marter angegangen / und zu ihm gesprochen: Am Jüngsten Tage/ werde sie ihn auch/ in deß Henkers Händen / finden/ und mit Freuden anschauen/ wie ihm seine Tjrannej mit ewiger Pein werde vergolten. In dem nechstfolgenden jahr hat er zu Groß Naugard/ dem Bejlager Herzogs Magnus aus Holstein/ mit seiner/ des Großfürsten/ Muhme/ samt seinen zwejen Söhnen bejgewohnt/ und selbst/ mit etlichen jungen Mönchen/ zum Brautlied/ die Glaubens Bekenntniß deß H. Athangsti/ auswendig ganz fertig daher gesungen: welches weil es ihm die Münche/ ausser einem Als jhm eins eine Zusammenschwerung wider ihn entdeket worden: hat er alle die/ so darum gewust/ samt ihren Weiberen/ Kindern/ Gesinde/ Geschlecht und Nahmen/ ja auch Viehe / Hunde/ Kazen und Razen/ so gar auch die Fische im Wasser/ und alles was sie gehabt / würgen/ todschlagen/ hinweg räumen/ und ganzlich vertilgen lassen. Hierbej trug sich zu/ das die ausgesandten Mörder ein junges saugendes Kindlein autraffen/ welches in der Wiegen ligend/ sie freundlich anlachte: derwegen ihm von ihnen das Leben gefristet. Als der Tjrann solches erfährt: läst ers für sich bringen/ nimmet es / nach betrachtung seines holdseligen lächlens/ in die arm/ hälset und küst es/ gibt ihm hernach/ mit dem Messer/ drej Stiche ins Herz/ und wirffts/ für die Hunde und Bären/ zum Fenster hinaus. Obgedachte von Mitleiden berühr te Mörder aber/ welche das Kind bis dahin erhalten hatten/ so zweene Brüder waren? musten Augsichts sterben/ und durch den Säbel fallen. In dem Zug/ welchen er anno 1572. nach Lieffland gethan/ hat er eine grosse anzahl Jungfrauen gefangen bekommen/ und auf eine Zeit/ die Gefangeninnen gefragt: Wann sie izo wider frej/ und in ihre Vatterstadt geschikt würden: ob er ihnen auch damit einen Dienst thäte: darauff jene geantwortet: Ach ja! sie wolten es für eine grosse Gnade erkeñen/ und bej den ihrigen gar hoch zu rühmen wissen. Wol! versezt der Tjrann / euer Wunsch soll euch werden. Läst sie damit alle in den Strohm werffen/ der sie nach ihrer Statt hintriben möchte: Laß mir das einen Bößwicht sein! Eine andre Jungfrau hat er/ neben andren Personen/ unfern von der Narva/ an dem Feuer lebendig lassen braten: welche mit besonderer Freudigkeit solche jhre Marter angegangen / und zu ihm gesprochen: Am Jüngsten Tage/ werde sie ihn auch/ in deß Henkers Händen / finden/ und mit Freuden anschauen/ wie ihm seine Tjrannej mit ewiger Pein werde vergolten. In dem nechstfolgenden jahr hat er zu Groß Naugard/ dem Bejlager Herzogs Magnus aus Holstein/ mit seiner/ des Großfürsten/ Muhme/ samt seinen zwejen Söhnen bejgewohnt/ und selbst/ mit etlichen jungen Mönchen/ zum Brautlied/ die Glaubens Bekenntniß deß H. Athangsti/ auswendig ganz fertig daher gesungen: welches weil es ihm die Münche/ ausser einem <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0326" n="294"/> <p>Als jhm eins eine Zusammenschwerung wider ihn entdeket worden: hat er alle die/ so darum gewust/ samt ihren Weiberen/ Kindern/ Gesinde/ Geschlecht und Nahmen/ ja auch Viehe / Hunde/ Kazen und Razen/ so gar auch die Fische im Wasser/ und alles was sie gehabt / würgen/ todschlagen/ hinweg räumen/ und ganzlich vertilgen lassen.</p> <p>Hierbej trug sich zu/ das die ausgesandten Mörder ein junges saugendes Kindlein autraffen/ welches in der Wiegen ligend/ sie freundlich anlachte: derwegen ihm von ihnen das Leben gefristet. Als der Tjrann solches erfährt: läst ers für sich bringen/ nimmet es / nach betrachtung seines holdseligen lächlens/ in die arm/ hälset und küst es/ gibt ihm hernach/ mit dem Messer/ drej Stiche ins Herz/ und wirffts/ für die Hunde und Bären/ zum Fenster hinaus. Obgedachte von Mitleiden berühr te Mörder aber/ welche das Kind bis dahin erhalten hatten/ so zweene Brüder waren? musten Augsichts sterben/ und durch den Säbel fallen.</p> <p>In dem Zug/ welchen er anno 1572. nach Lieffland gethan/ hat er eine grosse anzahl Jungfrauen gefangen bekommen/ und auf eine Zeit/ die Gefangeninnen gefragt: Wann sie izo wider frej/ und in ihre Vatterstadt geschikt würden: ob er ihnen auch damit einen Dienst thäte: darauff jene geantwortet: Ach ja! sie wolten es für eine grosse Gnade erkeñen/ und bej den ihrigen gar hoch zu rühmen wissen. Wol! versezt der Tjrann / euer Wunsch soll euch werden. Läst sie damit alle in den Strohm werffen/ der sie nach ihrer Statt hintriben möchte: Laß mir das einen Bößwicht sein!</p> <p>Eine andre Jungfrau hat er/ neben andren Personen/ unfern von der Narva/ an dem Feuer lebendig lassen braten: welche mit besonderer Freudigkeit solche jhre Marter angegangen / und zu ihm gesprochen: Am Jüngsten Tage/ werde sie ihn auch/ in deß Henkers Händen / finden/ und mit Freuden anschauen/ wie ihm seine Tjrannej mit ewiger Pein werde vergolten. In dem nechstfolgenden jahr hat er zu Groß Naugard/ dem Bejlager Herzogs Magnus aus Holstein/ mit seiner/ des Großfürsten/ Muhme/ samt seinen zwejen Söhnen bejgewohnt/ und selbst/ mit etlichen jungen Mönchen/ zum Brautlied/ die Glaubens Bekenntniß deß H. Athangsti/ auswendig ganz fertig daher gesungen: welches weil es ihm die Münche/ ausser einem </p> </div> </body> </text> </TEI> [294/0326]
Als jhm eins eine Zusammenschwerung wider ihn entdeket worden: hat er alle die/ so darum gewust/ samt ihren Weiberen/ Kindern/ Gesinde/ Geschlecht und Nahmen/ ja auch Viehe / Hunde/ Kazen und Razen/ so gar auch die Fische im Wasser/ und alles was sie gehabt / würgen/ todschlagen/ hinweg räumen/ und ganzlich vertilgen lassen.
Hierbej trug sich zu/ das die ausgesandten Mörder ein junges saugendes Kindlein autraffen/ welches in der Wiegen ligend/ sie freundlich anlachte: derwegen ihm von ihnen das Leben gefristet. Als der Tjrann solches erfährt: läst ers für sich bringen/ nimmet es / nach betrachtung seines holdseligen lächlens/ in die arm/ hälset und küst es/ gibt ihm hernach/ mit dem Messer/ drej Stiche ins Herz/ und wirffts/ für die Hunde und Bären/ zum Fenster hinaus. Obgedachte von Mitleiden berühr te Mörder aber/ welche das Kind bis dahin erhalten hatten/ so zweene Brüder waren? musten Augsichts sterben/ und durch den Säbel fallen.
In dem Zug/ welchen er anno 1572. nach Lieffland gethan/ hat er eine grosse anzahl Jungfrauen gefangen bekommen/ und auf eine Zeit/ die Gefangeninnen gefragt: Wann sie izo wider frej/ und in ihre Vatterstadt geschikt würden: ob er ihnen auch damit einen Dienst thäte: darauff jene geantwortet: Ach ja! sie wolten es für eine grosse Gnade erkeñen/ und bej den ihrigen gar hoch zu rühmen wissen. Wol! versezt der Tjrann / euer Wunsch soll euch werden. Läst sie damit alle in den Strohm werffen/ der sie nach ihrer Statt hintriben möchte: Laß mir das einen Bößwicht sein!
Eine andre Jungfrau hat er/ neben andren Personen/ unfern von der Narva/ an dem Feuer lebendig lassen braten: welche mit besonderer Freudigkeit solche jhre Marter angegangen / und zu ihm gesprochen: Am Jüngsten Tage/ werde sie ihn auch/ in deß Henkers Händen / finden/ und mit Freuden anschauen/ wie ihm seine Tjrannej mit ewiger Pein werde vergolten. In dem nechstfolgenden jahr hat er zu Groß Naugard/ dem Bejlager Herzogs Magnus aus Holstein/ mit seiner/ des Großfürsten/ Muhme/ samt seinen zwejen Söhnen bejgewohnt/ und selbst/ mit etlichen jungen Mönchen/ zum Brautlied/ die Glaubens Bekenntniß deß H. Athangsti/ auswendig ganz fertig daher gesungen: welches weil es ihm die Münche/ ausser einem
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/326>, abgerufen am 29.07.2024. |