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Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.

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der H. Schrifft/ das allein darinnen die warheit zufinden seje: Er bekame einen grossen anhang/ worunder auch ware ein Student aus Böhmen/ derselbe hat dises Wikleffs Lehr mit sich in Böhmen gebracht/ und ist hiervon auch Johannes Huß bewogen worden/ selbige anzunehmen/ und offentlich ab und under der Kangel zuverthädigen: Diser sagte offentlich/ er begehre von herzen/ das seine Seel nach ihrer ausfahrt aus dem leib / nirgend anderswohin käme/ als an den Orth/ da die liebe Seel des sel. Wikleffs in ewiger Freud und Seligkeit ihre Ruh und ergezung hätte: Dann er wußte für gewüß/ das er ein frommer Christ und gottseliger Mann gewesen were.

Johann Huß wirdt auf das Coneilium naher Costanz beruffen. M. Johann Huß/ ein Böhm/ so eines trefflichen Verstandes und sehr beredt ware/ ist auf das Concilium zu Costanz/ so von Käiser Sigmund und Bapst Johannes XXIII. angesehen / beruffen worden. Diser Johann Huß/ nach dem er allenthalben seine Glaubens-bekanntnus dapfer und ohne scheu offentlich an tag geben/ und mit mänigliches verwunderung über ihne verthädiget/ ist er fortgereiset/ und den 3. Novembr. Anno 1414. zu Kostanz ankommen. In diesem Concilio hat er ohne scheu die Päpstliche Hoheit und gottslästerliche abgötterej der Meß verworffen/ und die reine Evangelische Lehr mit vilen gründen her H. Göttlichen Schrifft verthädiget und verfochten. Indessen ist er durch ergrimmte bosheit der Mönchen und Pfaffen arglistiger weis in ein Gefängnus geworffen/ und endlich durch das Concilium zum tod verurtheilt worden. Im ausführen ward jhm ein kron einer Ellen hoch aus papeir gemacht aufgesezt/ gar nahe geformirt als ein Bischoffshut/ daran gemahlet drej grausame Teufel/ und mit grossen verständigen buchstaben darbei geschriben: Haeresiarcha, das ist / ein Erfinder neuer Kezerej/ oder ein Erzkezer: Und als Huß dise zierliche Kron ersahe / sprach er: Mein Herr Jesus Christus hatumm meinet willen eine scharffe dörnene Kron getragen. Warumm wolt ich dise leichte Kron/ wiewol sie mir zu Hohn und Spott gemachet ist/ nit auch gern und willig tragen? Da er auf der Richtstatt sahe ein armes Bäurlein holz zutragen/ lachete er freundlich/ und sprach bej jhm selbsten: Ah! sancta simplicitas. O du heilige Einfalt. Under seine lezten Reden

der H. Schrifft/ das allein darinnen die warheit zufinden seje: Er bekame einen grossen anhang/ worunder auch ware ein Student aus Böhmen/ derselbe hat dises Wikleffs Lehr mit sich in Böhmen gebracht/ und ist hiervon auch Johannes Huß bewogen worden/ selbige anzunehmen/ und offentlich ab und under der Kangel zuverthädigen: Diser sagte offentlich/ er begehre von herzen/ das seine Seel nach ihrer ausfahrt aus dem leib / nirgend anderswohin käme/ als an den Orth/ da die liebe Seel des sel. Wikleffs in ewiger Freud und Seligkeit ihre Ruh und ergezung hätte: Dann er wußte für gewüß/ das er ein frommer Christ und gottseliger Mann gewesen were.

Johann Huß wirdt auf das Coneilium naher Costanz beruffen. M. Johann Huß/ ein Böhm/ so eines trefflichen Verstandes und sehr beredt ware/ ist auf das Concilium zu Costanz/ so von Käiser Sigmund und Bapst Johannes XXIII. angesehen / beruffen worden. Diser Johann Huß/ nach dem er allenthalben seine Glaubens-bekanntnus dapfer und ohne scheu offentlich an tag geben/ und mit mänigliches verwunderung über ihne verthädiget/ ist er fortgereiset/ und den 3. Novembr. Anno 1414. zu Kostanz ankommen. In diesem Concilio hat er ohne scheu die Päpstliche Hoheit und gottslästerliche abgötterej der Meß verworffen/ und die reine Evangelische Lehr mit vilen gründen her H. Göttlichen Schrifft verthädiget und verfochten. Indessen ist er durch ergrimmte bosheit der Mönchen und Pfaffen arglistiger weis in ein Gefängnus geworffen/ und endlich durch das Concilium zum tod verurtheilt worden. Im ausführen ward jhm ein kron einer Ellen hoch aus papeir gemacht aufgesezt/ gar nahe geformirt als ein Bischoffshut/ daran gemahlet drej grausame Teufel/ und mit grossen verständigen buchstaben darbei geschriben: Haeresiarcha, das ist / ein Erfinder neuer Kezerej/ oder ein Erzkezer: Und als Huß dise zierliche Kron ersahe / sprach er: Mein Herr Jesus Christus hatum̃ meinet willen eine scharffe dörnene Kron getragen. Warum̃ wolt ich dise leichte Kron/ wiewol sie mir zu Hohn und Spott gemachet ist/ nit auch gern und willig tragen? Da er auf der Richtstatt sahe ein armes Bäurlein holz zutragen/ lachete er freundlich/ und sprach bej jhm selbsten: Ah! sancta simplicitas. O du heilige Einfalt. Under seine lezten Reden

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[250/0280] der H. Schrifft/ das allein darinnen die warheit zufinden seje: Er bekame einen grossen anhang/ worunder auch ware ein Student aus Böhmen/ derselbe hat dises Wikleffs Lehr mit sich in Böhmen gebracht/ und ist hiervon auch Johannes Huß bewogen worden/ selbige anzunehmen/ und offentlich ab und under der Kangel zuverthädigen: Diser sagte offentlich/ er begehre von herzen/ das seine Seel nach ihrer ausfahrt aus dem leib / nirgend anderswohin käme/ als an den Orth/ da die liebe Seel des sel. Wikleffs in ewiger Freud und Seligkeit ihre Ruh und ergezung hätte: Dann er wußte für gewüß/ das er ein frommer Christ und gottseliger Mann gewesen were. M. Johann Huß/ ein Böhm/ so eines trefflichen Verstandes und sehr beredt ware/ ist auf das Concilium zu Costanz/ so von Käiser Sigmund und Bapst Johannes XXIII. angesehen / beruffen worden. Diser Johann Huß/ nach dem er allenthalben seine Glaubens-bekanntnus dapfer und ohne scheu offentlich an tag geben/ und mit mänigliches verwunderung über ihne verthädiget/ ist er fortgereiset/ und den 3. Novembr. Anno 1414. zu Kostanz ankommen. In diesem Concilio hat er ohne scheu die Päpstliche Hoheit und gottslästerliche abgötterej der Meß verworffen/ und die reine Evangelische Lehr mit vilen gründen her H. Göttlichen Schrifft verthädiget und verfochten. Indessen ist er durch ergrimmte bosheit der Mönchen und Pfaffen arglistiger weis in ein Gefängnus geworffen/ und endlich durch das Concilium zum tod verurtheilt worden. Im ausführen ward jhm ein kron einer Ellen hoch aus papeir gemacht aufgesezt/ gar nahe geformirt als ein Bischoffshut/ daran gemahlet drej grausame Teufel/ und mit grossen verständigen buchstaben darbei geschriben: Haeresiarcha, das ist / ein Erfinder neuer Kezerej/ oder ein Erzkezer: Und als Huß dise zierliche Kron ersahe / sprach er: Mein Herr Jesus Christus hatum̃ meinet willen eine scharffe dörnene Kron getragen. Warum̃ wolt ich dise leichte Kron/ wiewol sie mir zu Hohn und Spott gemachet ist/ nit auch gern und willig tragen? Da er auf der Richtstatt sahe ein armes Bäurlein holz zutragen/ lachete er freundlich/ und sprach bej jhm selbsten: Ah! sancta simplicitas. O du heilige Einfalt. Under seine lezten Reden Johann Huß wirdt auf das Coneilium naher Costanz beruffen.

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Zitationshilfe: Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/280>, abgerufen am 25.11.2024.