Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665.Der Keiser Traianus (under welchem die dritte verfolgung der Christen angangen ist/ im Jahr hundert und gehen nach Christi geburt) ist sonst ein weiser/ mächtiger und sieghaffter Herr gewesen: Welcher ihm eingebildet hatte/ daß regiment wurde nicht bestehen kännen/ wenn er mehr dann eine/ und zwar die alte zu Rom gewöhnliche Religion dulden wurde. Dieweil aus zwispalt in Religions sachen auch sonsten andere uneinigkeit zu entstehen pflegten. Dazu besorgte er sich/ seine vermeinte Götter wurden/ um veränderung der alten Religion/ und annehmung des Christenthumbs willen/ vil greüliche straffen über das Römische Reich ergehenlaffen. Es hatten aber dazumal die Christen einen Greuel nicht allein an den Kirchen/ Altarn / Opfern/ Gözen und festen der Abgötter/ sondern sie verachteten und vernichteten auch der Römer Götter selbst. Darumm dauchte Traianum/ daß die Christen im Römischen Reich mit nichten zu dulden weren. Ja so offt sich im Römischen Reich etwan ein unglük und ungewitter/ Theürung/ Hunger/ Krieg/ Auffruhr/ Pestilenz/ ungewöhnliche krankheiten und dergleichen zu trug: Alsobald sagten die Römer: Wo solte uns dises alles anders herkommen/ alß von den vermaledejten Christen/ die unsere Götter und alte Religion verachten/ und dargegen einen einzigen Gott anruffen und ehren/ neben seinem einigen Sohn Chyristo/ alß ihrem einzigen Seeligmacher. Item sie bezeügen offentlich / daß unsere alte Religion falsch nnd teüfflisch sej. Ihre Religion aber sej allein gewüß und dienen Gott allein im Geist und in der warheit/ wie er solches in seinem wort befohlen hab. Es hielten aber dazumal die Römer und andere Heidnische Völker sehr steiff und felt über jhrer Religion/ oder vilmehr superstition und aberglauben/ und verschoneten weder Gutes noch bluts dieselbe zubeschüzen. Ja sie vermanten sich under einander/ fest darüber zuhalten: dieweil sie dieselbe von ihren Altvätern und vorfahren empfangen hetten / welche so weise und verständige leüt gewesen weren/ daß sie sich nicht leichtlich hetten betriegen lassen. Item/ sie sagten/ ihre Priester weren auch gelerte verständige leüt / und ihre Religion were durch so vil grosse wunder und Mirakel be[unleserliches Material]stätiget worden. Auch hätten sie/ so lange sie derselben angehenget/ so gut glükgehabt/ so manche victori erhalten/ ja die gange welt under sich ge- Der Keiser Traianus (under welchem die dritte verfolgung der Christen angangen ist/ im Jahr hundert und gehen nach Christi geburt) ist sonst ein weiser/ mächtiger und sieghaffter Herr gewesen: Welcher ihm eingebildet hatte/ daß regiment wurde nicht bestehen kännen/ wenn er mehr dann eine/ und zwar die alte zu Rom gewöhnliche Religion dulden wurde. Dieweil aus zwispalt in Religions sachen auch sonsten andere uneinigkeit zu entstehen pflegten. Dazu besorgte er sich/ seine vermeinte Götter wurden/ um veränderung der alten Religion/ und annehmung des Christenthumbs willen/ vil greüliche straffen über das Römische Reich ergehenlaffen. Es hatten aber dazumal die Christen einen Greuel nicht allein an den Kirchen/ Altarn / Opfern/ Gözen und festen der Abgötter/ sondern sie verachteten und vernichteten auch der Römer Götter selbst. Darum̃ dauchte Traianum/ daß die Christen im Römischen Reich mit nichten zu dulden weren. Ja so offt sich im Römischen Reich etwan ein unglük und ungewitter/ Theürung/ Hunger/ Krieg/ Auffruhr/ Pestilenz/ ungewöhnliche krankheiten und dergleichen zu trug: Alsobald sagten die Römer: Wo solte uns dises alles anders herkom̃en/ alß von den vermaledejten Christen/ die unsere Götter und alte Religion verachten/ und dargegen einen einzigen Gott anruffen und ehren/ neben seinem einigen Sohn Chyristo/ alß ihrem einzigen Seeligmacher. Item sie bezeügen offentlich / daß unsere alte Religion falsch nnd teüfflisch sej. Ihre Religion aber sej allein gewüß und dienen Gott allein im Geist und in der warheit/ wie er solches in seinem wort befohlen hab. Es hielten aber dazumal die Römer und andere Heidnische Völker sehr steiff und felt über jhrer Religion/ oder vilmehr superstition und aberglauben/ und verschoneten weder Gutes noch bluts dieselbe zubeschüzen. Ja sie vermanten sich under einander/ fest darüber zuhaltẽ: dieweil sie dieselbe von ihren Altvätern und vorfahren empfangen hetten / welche so weise und verständige leüt gewesen weren/ daß sie sich nicht leichtlich hetten betriegen lassen. Item/ sie sagten/ ihre Priester weren auch gelerte verständige leüt / und ihre Religion were durch so vil grosse wunder und Mirakel be[unleserliches Material]stätiget worden. Auch hätten sie/ so lange sie derselben angehenget/ so gut glükgehabt/ so manche victori erhalten/ ja die gange welt under sich ge- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0198" n="169"/> <p>Der Keiser Traianus (under welchem die dritte verfolgung der Christen angangen ist/ im Jahr hundert und gehen nach Christi geburt) ist sonst ein weiser/ mächtiger und sieghaffter Herr gewesen: Welcher ihm eingebildet hatte/ daß regiment wurde nicht bestehen kännen/ wenn er mehr dann eine/ und zwar die alte zu Rom gewöhnliche Religion dulden wurde. Dieweil aus zwispalt in Religions sachen auch sonsten andere uneinigkeit zu entstehen pflegten. Dazu besorgte er sich/ seine vermeinte Götter wurden/ um veränderung der alten Religion/ und annehmung des Christenthumbs willen/ vil greüliche straffen über das Römische Reich ergehenlaffen.</p> <p>Es hatten aber dazumal die Christen einen Greuel nicht allein an den Kirchen/ Altarn / Opfern/ Gözen und festen der Abgötter/ sondern sie verachteten und vernichteten auch der Römer Götter selbst. Darum̃ dauchte Traianum/ daß die Christen im Römischen Reich mit nichten zu dulden weren. Ja so offt sich im Römischen Reich etwan ein unglük und ungewitter/ Theürung/ Hunger/ Krieg/ Auffruhr/ Pestilenz/ ungewöhnliche krankheiten und dergleichen zu trug: Alsobald sagten die Römer: Wo solte uns dises alles anders herkom̃en/ alß von den vermaledejten Christen/ die unsere Götter und alte Religion verachten/ und dargegen einen einzigen Gott anruffen und ehren/ neben seinem einigen Sohn Chyristo/ alß ihrem einzigen Seeligmacher. Item sie bezeügen offentlich / daß unsere alte Religion falsch nnd teüfflisch sej. Ihre Religion aber sej allein gewüß und dienen Gott allein im Geist und in der warheit/ wie er solches in seinem wort befohlen hab.</p> <p>Es hielten aber dazumal die Römer und andere Heidnische Völker sehr steiff und felt über jhrer Religion/ oder vilmehr superstition und aberglauben/ und verschoneten weder Gutes noch bluts dieselbe zubeschüzen. Ja sie vermanten sich under einander/ fest darüber zuhaltẽ: dieweil sie dieselbe von ihren Altvätern und vorfahren empfangen hetten / welche so weise und verständige leüt gewesen weren/ daß sie sich nicht leichtlich hetten betriegen lassen. Item/ sie sagten/ ihre Priester weren auch gelerte verständige leüt / und ihre Religion were durch so vil grosse wunder und Mirakel be<gap reason="illegible"/>stätiget worden. 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Der Keiser Traianus (under welchem die dritte verfolgung der Christen angangen ist/ im Jahr hundert und gehen nach Christi geburt) ist sonst ein weiser/ mächtiger und sieghaffter Herr gewesen: Welcher ihm eingebildet hatte/ daß regiment wurde nicht bestehen kännen/ wenn er mehr dann eine/ und zwar die alte zu Rom gewöhnliche Religion dulden wurde. Dieweil aus zwispalt in Religions sachen auch sonsten andere uneinigkeit zu entstehen pflegten. Dazu besorgte er sich/ seine vermeinte Götter wurden/ um veränderung der alten Religion/ und annehmung des Christenthumbs willen/ vil greüliche straffen über das Römische Reich ergehenlaffen.
Es hatten aber dazumal die Christen einen Greuel nicht allein an den Kirchen/ Altarn / Opfern/ Gözen und festen der Abgötter/ sondern sie verachteten und vernichteten auch der Römer Götter selbst. Darum̃ dauchte Traianum/ daß die Christen im Römischen Reich mit nichten zu dulden weren. Ja so offt sich im Römischen Reich etwan ein unglük und ungewitter/ Theürung/ Hunger/ Krieg/ Auffruhr/ Pestilenz/ ungewöhnliche krankheiten und dergleichen zu trug: Alsobald sagten die Römer: Wo solte uns dises alles anders herkom̃en/ alß von den vermaledejten Christen/ die unsere Götter und alte Religion verachten/ und dargegen einen einzigen Gott anruffen und ehren/ neben seinem einigen Sohn Chyristo/ alß ihrem einzigen Seeligmacher. Item sie bezeügen offentlich / daß unsere alte Religion falsch nnd teüfflisch sej. Ihre Religion aber sej allein gewüß und dienen Gott allein im Geist und in der warheit/ wie er solches in seinem wort befohlen hab.
Es hielten aber dazumal die Römer und andere Heidnische Völker sehr steiff und felt über jhrer Religion/ oder vilmehr superstition und aberglauben/ und verschoneten weder Gutes noch bluts dieselbe zubeschüzen. Ja sie vermanten sich under einander/ fest darüber zuhaltẽ: dieweil sie dieselbe von ihren Altvätern und vorfahren empfangen hetten / welche so weise und verständige leüt gewesen weren/ daß sie sich nicht leichtlich hetten betriegen lassen. Item/ sie sagten/ ihre Priester weren auch gelerte verständige leüt / und ihre Religion were durch so vil grosse wunder und Mirakel be_ stätiget worden. Auch hätten sie/ so lange sie derselben angehenget/ so gut glükgehabt/ so manche victori erhalten/ ja die gange welt under sich ge-
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Zitationshilfe: | Meyer, Leonhardt: Theatrum Historicvm [...] Erzehlung der fürnemsten und nuzlichsten Historien und Geschichten. Schaffhausen, 1665, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_theatrum_1665/198>, abgerufen am 16.02.2025. |