Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.heißblütigen Scherze! Eines jedenfalls war für ihn So ritten sie in vertraulichem Gespräche nach 5*
heißblütigen Scherze! Eines jedenfalls war für ihn So ritten ſie in vertraulichem Geſpräche nach 5*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="67"/> heißblütigen Scherze! Eines jedenfalls war für ihn<lb/> außer Frage: Durch plötzliche Abreiſe hätte er ein<lb/> Unheil nicht verhütet, das aus dem halben Geſtändniſſe<lb/> entſtehen konnte, welches ihm Jürg abgezwungen; blieb<lb/> er aber, theilte er ſeinem Freunde das Erlebte voll¬<lb/> ſtändig mit, ſo erwiederte dieſer ſicherlich ſein Vertrauen<lb/> und er erfuhr, wie ſich Jürgs Verhältniß zu Lucretias<lb/> Vater ſo grenzenlos verbittert hatte. Dann erſt kam<lb/> der Augenblick, ſeinen verſöhnenden Einfluß geltend zu<lb/> machen.</p><lb/> <p>So ritten ſie in vertraulichem Geſpräche nach<lb/> Fuentes. Jenatſch kam nicht auf das Geſtrige zurück<lb/> und war freudig wie der helle Morgen. Faſt leicht¬<lb/> ſinnig nahm er Waſers ausführlichen Reiſebericht ent¬<lb/> gegen und bereitwillig antwortete er auf deſſen ein¬<lb/> gehende Fragen. Aber Waſer erfuhr weniger und<lb/> minder Wichtiges, als er erwartete. — Nach einem<lb/> letzten Univerſitätsjahre in Baſel, erzählte Jürg, ſei er<lb/> ins Domleſchg zurückgekehrt. Dort habe er ſeinen Vater<lb/> auf dem Sterbelager gefunden und ſei nach deſſen<lb/> Ableben von den Scharanſern trotz ſeiner grünen acht¬<lb/> zehn Jahre einſtimmig zu ihrem Pfarrer gewählt worden.<lb/> Auf Riedberg habe er einen einzigen Beſuch gemacht,<lb/> wobei er allerdings mit Herrn Pompejus über politiſche<lb/> Dinge in Wortwechſel gerathen ſei. Perſönliches habe<lb/> <fw place="bottom" type="sig">5*<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0077]
heißblütigen Scherze! Eines jedenfalls war für ihn
außer Frage: Durch plötzliche Abreiſe hätte er ein
Unheil nicht verhütet, das aus dem halben Geſtändniſſe
entſtehen konnte, welches ihm Jürg abgezwungen; blieb
er aber, theilte er ſeinem Freunde das Erlebte voll¬
ſtändig mit, ſo erwiederte dieſer ſicherlich ſein Vertrauen
und er erfuhr, wie ſich Jürgs Verhältniß zu Lucretias
Vater ſo grenzenlos verbittert hatte. Dann erſt kam
der Augenblick, ſeinen verſöhnenden Einfluß geltend zu
machen.
So ritten ſie in vertraulichem Geſpräche nach
Fuentes. Jenatſch kam nicht auf das Geſtrige zurück
und war freudig wie der helle Morgen. Faſt leicht¬
ſinnig nahm er Waſers ausführlichen Reiſebericht ent¬
gegen und bereitwillig antwortete er auf deſſen ein¬
gehende Fragen. Aber Waſer erfuhr weniger und
minder Wichtiges, als er erwartete. — Nach einem
letzten Univerſitätsjahre in Baſel, erzählte Jürg, ſei er
ins Domleſchg zurückgekehrt. Dort habe er ſeinen Vater
auf dem Sterbelager gefunden und ſei nach deſſen
Ableben von den Scharanſern trotz ſeiner grünen acht¬
zehn Jahre einſtimmig zu ihrem Pfarrer gewählt worden.
Auf Riedberg habe er einen einzigen Beſuch gemacht,
wobei er allerdings mit Herrn Pompejus über politiſche
Dinge in Wortwechſel gerathen ſei. Perſönliches habe
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