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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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Nußbaumgetäfel, das durch zierliche korinthische Holz¬
säulen in zwölf mit Trophäen gefüllte Felder getheilt
war. Das oberste Gesimse wurde von Karyatiden in
halber Figur getragen, zwischen welchen ein rings
herumlaufender Holzfries die verschiedenen Scenen einer
Jagd mit Schützen, Hunden und zum Theil fabelhaftem
Gethier in erhabener Arbeit darstellte, auf welches
Werk der Doctor mit Recht besonders stolz war. Die
Stelle des Deckengemäldes vertrat das kühngeschnitzte
Wappen der Sprecher von Bernegg.

Die Ecke des Zimmers füllte, stattlich und kranz¬
gekrönt, das warme Gebäude des Kachelofens. Ein
großartiger und zugleich kurzweiliger Anblick! Denn da
entfaltete sich zwischen zartgefärbten Engeln und Frucht¬
schnüren in mehreren Bilderreihen die ganze Geschichte
des Erzvaters Abraham. Die biblischen Scenen waren
in violetten, gelben und blauen Umrissen und Schat¬
tirungen mit großem Fleiß auf die weißen Kacheln ge¬
malt und durch darunter gesetzte geistreiche Reimsprüche
erklärt und nutzbar gemacht.

Der Tischgenossen waren jetzt nur noch drei. Die
jüngern Kinder des Hauses, welche das untere Ende
der Tafel eingenommen und in bescheidener Stille ihr
Essen stehend verzehrt hatten, waren beurlaubt worden.
An dem Ehrenplatze, zwischen dem Hausherrn und seinem

Nußbaumgetäfel, das durch zierliche korinthiſche Holz¬
ſäulen in zwölf mit Trophäen gefüllte Felder getheilt
war. Das oberſte Geſimſe wurde von Karyatiden in
halber Figur getragen, zwiſchen welchen ein rings
herumlaufender Holzfries die verſchiedenen Scenen einer
Jagd mit Schützen, Hunden und zum Theil fabelhaftem
Gethier in erhabener Arbeit darſtellte, auf welches
Werk der Doctor mit Recht beſonders ſtolz war. Die
Stelle des Deckengemäldes vertrat das kühngeſchnitzte
Wappen der Sprecher von Bernegg.

Die Ecke des Zimmers füllte, ſtattlich und kranz¬
gekrönt, das warme Gebäude des Kachelofens. Ein
großartiger und zugleich kurzweiliger Anblick! Denn da
entfaltete ſich zwiſchen zartgefärbten Engeln und Frucht¬
ſchnüren in mehreren Bilderreihen die ganze Geſchichte
des Erzvaters Abraham. Die bibliſchen Scenen waren
in violetten, gelben und blauen Umriſſen und Schat¬
tirungen mit großem Fleiß auf die weißen Kacheln ge¬
malt und durch darunter geſetzte geiſtreiche Reimſprüche
erklärt und nutzbar gemacht.

Der Tiſchgenoſſen waren jetzt nur noch drei. Die
jüngern Kinder des Hauſes, welche das untere Ende
der Tafel eingenommen und in beſcheidener Stille ihr
Eſſen ſtehend verzehrt hatten, waren beurlaubt worden.
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[373/0383] Nußbaumgetäfel, das durch zierliche korinthiſche Holz¬ ſäulen in zwölf mit Trophäen gefüllte Felder getheilt war. Das oberſte Geſimſe wurde von Karyatiden in halber Figur getragen, zwiſchen welchen ein rings herumlaufender Holzfries die verſchiedenen Scenen einer Jagd mit Schützen, Hunden und zum Theil fabelhaftem Gethier in erhabener Arbeit darſtellte, auf welches Werk der Doctor mit Recht beſonders ſtolz war. Die Stelle des Deckengemäldes vertrat das kühngeſchnitzte Wappen der Sprecher von Bernegg. Die Ecke des Zimmers füllte, ſtattlich und kranz¬ gekrönt, das warme Gebäude des Kachelofens. Ein großartiger und zugleich kurzweiliger Anblick! Denn da entfaltete ſich zwiſchen zartgefärbten Engeln und Frucht¬ ſchnüren in mehreren Bilderreihen die ganze Geſchichte des Erzvaters Abraham. Die bibliſchen Scenen waren in violetten, gelben und blauen Umriſſen und Schat¬ tirungen mit großem Fleiß auf die weißen Kacheln ge¬ malt und durch darunter geſetzte geiſtreiche Reimſprüche erklärt und nutzbar gemacht. Der Tiſchgenoſſen waren jetzt nur noch drei. Die jüngern Kinder des Hauſes, welche das untere Ende der Tafel eingenommen und in beſcheidener Stille ihr Eſſen ſtehend verzehrt hatten, waren beurlaubt worden. An dem Ehrenplatze, zwiſchen dem Hausherrn und ſeinem

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/383>, abgerufen am 22.11.2024.