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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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hindurch als Todfeind gegenüber gestanden und deren
eigennützige und wortbrüchige Politik er auch heute noch
tief verachtete -- sie bot ihm die Hand. Er konnte
diese Hand ergreifen -- nicht in Treu und Glauben,
wohl aber um sich von ihr die französische Schlinge
lösen zu lassen und sie dann zurückzustoßen.

Jetzt entschloß er sich dazu.

Langsam wandelte er auf der dunkeln Heerstraße
nach Thusis zurück. Es ward ihm schwer zu brechen
mit der ganzen Vergangenheit. Er wußte, daß er sich
selbst in seinen Lebenstiefen damit zerbrach. Dort jen¬
seits des Rheines im Domleschg lag das Dörfchen
Scharans, dessen armer Pfarrer, sein gottesfürchtiger
Vater in Geradheit und Einfalt ihn aufgezogen und
ihn zur Treue im protestantischen Glauben und zum
Hasse der spanischen Verführung ermahnt hatte. Dort
unfern davon stand der Thurm von Riedberg, wo er
Pompejus Planta, der seiner Kindheit wohl gewollt,
wegen der eigensinnigen aber überzeugten und ehrlichen
Parteinahme des stolzen Herrn für Spanien in seinem
eigenen festen Hause nächtlich überrascht und erschlagen
hatte. Was dort schimmerte waren die erhellten Fenster
der einsamen Lucretia . . .

Und wieder stürzten seine Gedanken in eine neue
Bahn. Er selbst konnte dem dringenden Rufe des mit

hindurch als Todfeind gegenüber geſtanden und deren
eigennützige und wortbrüchige Politik er auch heute noch
tief verachtete — ſie bot ihm die Hand. Er konnte
dieſe Hand ergreifen — nicht in Treu und Glauben,
wohl aber um ſich von ihr die franzöſiſche Schlinge
löſen zu laſſen und ſie dann zurückzuſtoßen.

Jetzt entſchloß er ſich dazu.

Langſam wandelte er auf der dunkeln Heerſtraße
nach Thuſis zurück. Es ward ihm ſchwer zu brechen
mit der ganzen Vergangenheit. Er wußte, daß er ſich
ſelbſt in ſeinen Lebenstiefen damit zerbrach. Dort jen¬
ſeits des Rheines im Domleſchg lag das Dörfchen
Scharans, deſſen armer Pfarrer, ſein gottesfürchtiger
Vater in Geradheit und Einfalt ihn aufgezogen und
ihn zur Treue im proteſtantiſchen Glauben und zum
Haſſe der ſpaniſchen Verführung ermahnt hatte. Dort
unfern davon ſtand der Thurm von Riedberg, wo er
Pompejus Planta, der ſeiner Kindheit wohl gewollt,
wegen der eigenſinnigen aber überzeugten und ehrlichen
Parteinahme des ſtolzen Herrn für Spanien in ſeinem
eigenen feſten Hauſe nächtlich überraſcht und erſchlagen
hatte. Was dort ſchimmerte waren die erhellten Fenſter
der einſamen Lucretia . . .

Und wieder ſtürzten ſeine Gedanken in eine neue
Bahn. Er ſelbſt konnte dem dringenden Rufe des mit

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[276/0286] hindurch als Todfeind gegenüber geſtanden und deren eigennützige und wortbrüchige Politik er auch heute noch tief verachtete — ſie bot ihm die Hand. Er konnte dieſe Hand ergreifen — nicht in Treu und Glauben, wohl aber um ſich von ihr die franzöſiſche Schlinge löſen zu laſſen und ſie dann zurückzuſtoßen. Jetzt entſchloß er ſich dazu. Langſam wandelte er auf der dunkeln Heerſtraße nach Thuſis zurück. Es ward ihm ſchwer zu brechen mit der ganzen Vergangenheit. Er wußte, daß er ſich ſelbſt in ſeinen Lebenstiefen damit zerbrach. Dort jen¬ ſeits des Rheines im Domleſchg lag das Dörfchen Scharans, deſſen armer Pfarrer, ſein gottesfürchtiger Vater in Geradheit und Einfalt ihn aufgezogen und ihn zur Treue im proteſtantiſchen Glauben und zum Haſſe der ſpaniſchen Verführung ermahnt hatte. Dort unfern davon ſtand der Thurm von Riedberg, wo er Pompejus Planta, der ſeiner Kindheit wohl gewollt, wegen der eigenſinnigen aber überzeugten und ehrlichen Parteinahme des ſtolzen Herrn für Spanien in ſeinem eigenen feſten Hauſe nächtlich überraſcht und erſchlagen hatte. Was dort ſchimmerte waren die erhellten Fenſter der einſamen Lucretia . . . Und wieder ſtürzten ſeine Gedanken in eine neue Bahn. Er ſelbſt konnte dem dringenden Rufe des mit

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/286>, abgerufen am 24.11.2024.