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Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876.

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deckt euch freilich nicht, aber mein Credit ist aufrecht
und es wäre mir nicht unmöglich, das Fehlende herzu¬
schaffen. Ich verbürge mich euch mit schriftlichem Con¬
tract für die ganze Summe, die euch der Herzog
schuldet. Ihn sollt ihr mir heute nicht belästigen, denn
er ist müde und krank. Zur gelegenen Stunde werde
ich beim Herzog für euch reden und auch für mich,
denn eure Sache ist die meinige und ich werde zum
Bettler, wenn sie scheitert."

Jetzt erhob sich ein Sturm der Rede, in dem
Stimmen des Bedenkens, des Beifalls, des Erstaunens
sich bekämpften und mischten. Eine lärmende Begeiste¬
rung behielt die Oberhand.

Da öffnete sich die Thür und das scharfe Gesicht,
die kleine straffe Gestalt des herzoglichen Adjutanten
Wertmüller wurde auf der Schwelle sichtbar. Sein
schnelles graues Auge erfaßte die zügellose stürmische
Scene und sie erregte seinen entschiedenen Widerwillen.
Er meldete in kurzen Worten, der erlauchte Herzog
nähere sich Thusis, verbitte sich aber jeden öffentlichen
Empfang. Er wünsche auszuruhen.

"Nur dieser Herr wird in einer Stunde bei ihm
vorgelassen," schloß der einsylbige Locotenent und grüßte
den Oberst Jenatsch gerade so flüchtig und so knapp,
als es der militärische Anstand noch erlaubte.

deckt euch freilich nicht, aber mein Credit iſt aufrecht
und es wäre mir nicht unmöglich, das Fehlende herzu¬
ſchaffen. Ich verbürge mich euch mit ſchriftlichem Con¬
tract für die ganze Summe, die euch der Herzog
ſchuldet. Ihn ſollt ihr mir heute nicht beläſtigen, denn
er iſt müde und krank. Zur gelegenen Stunde werde
ich beim Herzog für euch reden und auch für mich,
denn eure Sache iſt die meinige und ich werde zum
Bettler, wenn ſie ſcheitert.“

Jetzt erhob ſich ein Sturm der Rede, in dem
Stimmen des Bedenkens, des Beifalls, des Erſtaunens
ſich bekämpften und miſchten. Eine lärmende Begeiſte¬
rung behielt die Oberhand.

Da öffnete ſich die Thür und das ſcharfe Geſicht,
die kleine ſtraffe Geſtalt des herzoglichen Adjutanten
Wertmüller wurde auf der Schwelle ſichtbar. Sein
ſchnelles graues Auge erfaßte die zügelloſe ſtürmiſche
Scene und ſie erregte ſeinen entſchiedenen Widerwillen.
Er meldete in kurzen Worten, der erlauchte Herzog
nähere ſich Thuſis, verbitte ſich aber jeden öffentlichen
Empfang. Er wünſche auszuruhen.

„Nur dieſer Herr wird in einer Stunde bei ihm
vorgelaſſen,“ ſchloß der einſylbige Locotenent und grüßte
den Oberſt Jenatſch gerade ſo flüchtig und ſo knapp,
als es der militäriſche Anſtand noch erlaubte.

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[255/0265] deckt euch freilich nicht, aber mein Credit iſt aufrecht und es wäre mir nicht unmöglich, das Fehlende herzu¬ ſchaffen. Ich verbürge mich euch mit ſchriftlichem Con¬ tract für die ganze Summe, die euch der Herzog ſchuldet. Ihn ſollt ihr mir heute nicht beläſtigen, denn er iſt müde und krank. Zur gelegenen Stunde werde ich beim Herzog für euch reden und auch für mich, denn eure Sache iſt die meinige und ich werde zum Bettler, wenn ſie ſcheitert.“ Jetzt erhob ſich ein Sturm der Rede, in dem Stimmen des Bedenkens, des Beifalls, des Erſtaunens ſich bekämpften und miſchten. Eine lärmende Begeiſte¬ rung behielt die Oberhand. Da öffnete ſich die Thür und das ſcharfe Geſicht, die kleine ſtraffe Geſtalt des herzoglichen Adjutanten Wertmüller wurde auf der Schwelle ſichtbar. Sein ſchnelles graues Auge erfaßte die zügelloſe ſtürmiſche Scene und ſie erregte ſeinen entſchiedenen Widerwillen. Er meldete in kurzen Worten, der erlauchte Herzog nähere ſich Thuſis, verbitte ſich aber jeden öffentlichen Empfang. Er wünſche auszuruhen. „Nur dieſer Herr wird in einer Stunde bei ihm vorgelaſſen,“ ſchloß der einſylbige Locotenent und grüßte den Oberſt Jenatſch gerade ſo flüchtig und ſo knapp, als es der militäriſche Anſtand noch erlaubte.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Georg Jenatsch. Leipzig, 1876, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_jenatsch_1876/265>, abgerufen am 25.11.2024.