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Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716.

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suapte natura non esse talia, ut eis remuneratio debeatur a Deo, d.i. Daß die guten Wercke an und vor sich selbst / und ihrer Natur nach / nicht so beschaffen wären / daß GOtt eine Belohnung vor dieselben schuldig wäre. Estius sup. cap. 6. ad Hebraeos. Der selige Lutherus heist die Werck-Gedancken ein scheußliches monstrum und Greuel / so man weit von dem Gebet wegthun und ausfegen soll / sonsten werde das Gebet verdrehet / und beyderley Opffer / nemlich der Tödtung und der Danckbarkeit / mit solchem Stauck und Unflat gar zu schanden gemachet. Tom. IX. Altenb. p. 1013. Freylich / ein wenig Unflats verdirbt den gantzen / sonst lieblichen und kräfftigen / Balsam; ein wenig Sauerteig durchsäuert den gantzen Teig: Also macht auch die geringste Einbildung von unserer Verdienstlichen Würdigkeit all unser Gebet / wie woll und schön es sonst / unserer Meynung nach / eingerichtet / dennoch zunichte. Der Hoffärtigen und Werck-Stoltzen Gebet hat GOtt nie gefallen / aber Ihm hat allezeit gefallen der Elenden und Demüthigen Gebet. Judith IX. 13. Und was bringt doch die Selb-Erhöhung denen Stoltzen für Vortheil / hingegen die Selbst-Erniedrigung den Demüthigen für Schaden? Werden nicht diese vielmehr erhöhet und erhöret / jene aber erniedriget und verworffen? Matth. XXIII. 12.

Demnach so folge / liebes Christen-Hertze / ja keinen unter den jetzt-bemerckten / und trit weder zur Rechten noch zur Lincken; Geselle dich nicht zu den Schläffern / viel weniger zu den stoltzen Werck-Heiligen; Sondern siehe woll zu / daß du / zwischen diesen gefährlichen Klippen sorgfältig hindurch-schiffend / dich als einen wahren rechtschaffenen Israeliten erweisest / erkäntlich / demüthig und danckbar zu seyn. Ach ja erkenne es / und gedencke daran / was dein GOtt an dir / in Leiblichen und Geistlichen gethan: Wie Er dich von dem Anfang deines Lebens an / da du noch in der Tieffe verschlossen warest / biß auff diese Stunde / mit so vielen Gütigkeiten angesehen und gekrönet. Gedencke an seine ewige Barmhertzigkeit und Liebe; Da der GOtt / der da reich von Barmhertzigkeit / durch seine grosse Liebe / damit Er dich geliebet hat / dich / da du todt warest in Sünden / sammt Christo lebendig gemacht. Eph. II. 4. Wie Er dich gesegnet hat mit aller-

suapte natura non esse talia, ut eis remuneratio debeatur à Deo, d.i. Daß die guten Wercke an und vor sich selbst / und ihrer Natur nach / nicht so beschaffen wären / daß GOtt eine Belohnung vor dieselben schuldig wäre. Estius sup. cap. 6. ad Hebraeos. Der selige Lutherus heist die Werck-Gedancken ein scheußliches monstrum und Greuel / so man weit von dem Gebet wegthun und ausfegen soll / sonsten werde das Gebet verdrehet / und beyderley Opffer / nemlich der Tödtung und der Danckbarkeit / mit solchem Stauck und Unflat gar zu schanden gemachet. Tom. IX. Altenb. p. 1013. Freylich / ein wenig Unflats verdirbt den gantzen / sonst lieblichen und kräfftigen / Balsam; ein wenig Sauerteig durchsäuert den gantzen Teig: Also macht auch die geringste Einbildung von unserer Verdienstlichen Würdigkeit all unser Gebet / wie woll und schön es sonst / unserer Meynung nach / eingerichtet / dennoch zunichte. Der Hoffärtigen und Werck-Stoltzen Gebet hat GOtt nie gefallen / aber Ihm hat allezeit gefallen der Elenden und Demüthigen Gebet. Judith IX. 13. Und was bringt doch die Selb-Erhöhung denen Stoltzen für Vortheil / hingegen die Selbst-Erniedrigung den Demüthigen für Schaden? Werden nicht diese vielmehr erhöhet und erhöret / jene aber erniedriget und verworffen? Matth. XXIII. 12.

Demnach so folge / liebes Christen-Hertze / ja keinen unter den jetzt-bemerckten / und trit weder zur Rechten noch zur Lincken; Geselle dich nicht zu den Schläffern / viel weniger zu den stoltzen Werck-Heiligen; Sondern siehe woll zu / daß du / zwischen diesen gefährlichen Klippen sorgfältig hindurch-schiffend / dich als einen wahren rechtschaffenen Israeliten erweisest / erkäntlich / demüthig und danckbar zu seyn. Ach ja erkenne es / und gedencke daran / was dein GOtt an dir / in Leiblichen und Geistlichen gethan: Wie Er dich von dem Anfang deines Lebens an / da du noch in der Tieffe verschlossen warest / biß auff diese Stunde / mit so vielen Gütigkeiten angesehen und gekrönet. Gedencke an seine ewige Barmhertzigkeit und Liebe; Da der GOtt / der da reich von Barmhertzigkeit / durch seine grosse Liebe / damit Er dich geliebet hat / dich / da du todt warest in Sünden / sam̃t Christo lebendig gemacht. Eph. II. 4. Wie Er dich gesegnet hat mit aller-

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        <p>Demnach so folge / liebes Christen-Hertze / ja keinen unter den jetzt-bemerckten                      / und trit weder zur Rechten noch zur Lincken; Geselle dich nicht zu den                      Schläffern / viel weniger zu den stoltzen Werck-Heiligen; Sondern siehe woll zu                      / daß du / zwischen diesen gefährlichen Klippen sorgfältig hindurch-schiffend /                      dich als einen wahren rechtschaffenen Israeliten erweisest / erkäntlich /                      demüthig und danckbar zu seyn. Ach ja erkenne es / und gedencke daran / was dein                      GOtt an dir / in Leiblichen und Geistlichen gethan: Wie Er dich von dem Anfang                      deines Lebens an / da du noch in der Tieffe verschlossen warest / biß auff diese                      Stunde / mit so vielen Gütigkeiten angesehen und gekrönet. Gedencke an seine                      ewige Barmhertzigkeit und Liebe; Da der GOtt / der da reich von Barmhertzigkeit                      / durch seine grosse Liebe / damit Er dich geliebet hat / dich / da du todt                      warest in Sünden / sam&#x0303;t Christo lebendig gemacht. <note place="left">Eph. II. 4.</note> Wie Er dich gesegnet hat mit                              aller-
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[36/0038] suapte natura non esse talia, ut eis remuneratio debeatur à Deo, d.i. Daß die guten Wercke an und vor sich selbst / und ihrer Natur nach / nicht so beschaffen wären / daß GOtt eine Belohnung vor dieselben schuldig wäre. Der selige Lutherus heist die Werck-Gedancken ein scheußliches monstrum und Greuel / so man weit von dem Gebet wegthun und ausfegen soll / sonsten werde das Gebet verdrehet / und beyderley Opffer / nemlich der Tödtung und der Danckbarkeit / mit solchem Stauck und Unflat gar zu schanden gemachet. Freylich / ein wenig Unflats verdirbt den gantzen / sonst lieblichen und kräfftigen / Balsam; ein wenig Sauerteig durchsäuert den gantzen Teig: Also macht auch die geringste Einbildung von unserer Verdienstlichen Würdigkeit all unser Gebet / wie woll und schön es sonst / unserer Meynung nach / eingerichtet / dennoch zunichte. Der Hoffärtigen und Werck-Stoltzen Gebet hat GOtt nie gefallen / aber Ihm hat allezeit gefallen der Elenden und Demüthigen Gebet. Und was bringt doch die Selb-Erhöhung denen Stoltzen für Vortheil / hingegen die Selbst-Erniedrigung den Demüthigen für Schaden? Werden nicht diese vielmehr erhöhet und erhöret / jene aber erniedriget und verworffen? Estius sup. cap. 6. ad Hebraeos. Tom. IX. Altenb. p. 1013. Judith IX. 13. Matth. XXIII. 12. Demnach so folge / liebes Christen-Hertze / ja keinen unter den jetzt-bemerckten / und trit weder zur Rechten noch zur Lincken; Geselle dich nicht zu den Schläffern / viel weniger zu den stoltzen Werck-Heiligen; Sondern siehe woll zu / daß du / zwischen diesen gefährlichen Klippen sorgfältig hindurch-schiffend / dich als einen wahren rechtschaffenen Israeliten erweisest / erkäntlich / demüthig und danckbar zu seyn. Ach ja erkenne es / und gedencke daran / was dein GOtt an dir / in Leiblichen und Geistlichen gethan: Wie Er dich von dem Anfang deines Lebens an / da du noch in der Tieffe verschlossen warest / biß auff diese Stunde / mit so vielen Gütigkeiten angesehen und gekrönet. Gedencke an seine ewige Barmhertzigkeit und Liebe; Da der GOtt / der da reich von Barmhertzigkeit / durch seine grosse Liebe / damit Er dich geliebet hat / dich / da du todt warest in Sünden / sam̃t Christo lebendig gemacht. Wie Er dich gesegnet hat mit aller- Eph. II. 4.

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Zitationshilfe: Meyer, Franz Heinrich: Der in Erwegung göttlicher Wollthaten sich recht verhaltende Israeliter. Hildesheim, 1716, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_israeliter_1716/38>, abgerufen am 21.11.2024.