Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

Bild:
<< vorherige Seite

Zuckt flüchtig durch die schwüle Sommernacht.
Hier über Roma's Kuppeln loht es auf:
Nahn fackelschwingend meine Banden sich?
Nein, es ist Borja's Glück das flammt und brennt
Und seine Zinnen stürzen! Wehe mir!
Dem Valentino netzt die Wimper sich ...
Pfui! Ist das eines Weibes Augenlid?

Verzweiflung! Göttin! Stähle meinen Leib!
Ich winde mich von meinem Lager auf,
Ich schreite ... Keiner sieht's ... Ich schreite. Bei
Der nackten Hölle, Sehnen, strammet euch! ...
Verdammniß! ... Wieder lieg' ich hingestreckt ...
Und ein erdolchter Knabe fesselt mich
Mit Ringen an den Stein ... Dort gafft ein Weib,
Die Haare triefend, mit geschwollnem Hals ...
Blutlose Brut! Weg in des Tibers Grab! ...
Aus allen Wänden quillt es schwarz hervor
Und dunkelt über mir ... Unsagbar Graun ...

Zuckt flüchtig durch die ſchwüle Sommernacht.
Hier über Roma's Kuppeln loht es auf:
Nahn fackelſchwingend meine Banden ſich?
Nein, es iſt Borja's Glück das flammt und brennt
Und ſeine Zinnen ſtürzen! Wehe mir!
Dem Valentino netzt die Wimper ſich ...
Pfui! Iſt das eines Weibes Augenlid?

Verzweiflung! Göttin! Stähle meinen Leib!
Ich winde mich von meinem Lager auf,
Ich ſchreite ... Keiner ſieht's ... Ich ſchreite. Bei
Der nackten Hölle, Sehnen, ſtrammet euch! ...
Verdammniß! ... Wieder lieg' ich hingeſtreckt ...
Und ein erdolchter Knabe feſſelt mich
Mit Ringen an den Stein ... Dort gafft ein Weib,
Die Haare triefend, mit geſchwollnem Hals ...
Blutloſe Brut! Weg in des Tibers Grab! ...
Aus allen Wänden quillt es ſchwarz hervor
Und dunkelt über mir ... Unſagbar Graun ...

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="4">
              <pb facs="#f0308" n="294"/>
              <l>Zuckt flüchtig durch die &#x017F;chwüle Sommernacht.</l><lb/>
              <l>Hier über Roma's Kuppeln loht es auf:</l><lb/>
              <l>Nahn fackel&#x017F;chwingend meine Banden &#x017F;ich?</l><lb/>
              <l>Nein, es i&#x017F;t Borja's Glück das flammt und brennt</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;eine Zinnen &#x017F;türzen! Wehe mir!</l><lb/>
              <l>Dem Valentino netzt die Wimper &#x017F;ich ...</l><lb/>
              <l>Pfui! I&#x017F;t das eines Weibes Augenlid?</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="5">
              <l>Verzweiflung! Göttin! Stähle meinen Leib!</l><lb/>
              <l>Ich winde mich von meinem Lager auf,</l><lb/>
              <l>Ich &#x017F;chreite ... Keiner &#x017F;ieht's ... Ich &#x017F;chreite. Bei</l><lb/>
              <l>Der nackten Hölle, Sehnen, &#x017F;trammet euch! ...</l><lb/>
              <l>Verdammniß! ... Wieder lieg' ich hinge&#x017F;treckt ...</l><lb/>
              <l>Und ein erdolchter Knabe fe&#x017F;&#x017F;elt mich</l><lb/>
              <l>Mit Ringen an den Stein ... Dort gafft ein Weib,</l><lb/>
              <l>Die Haare triefend, mit ge&#x017F;chwollnem Hals ...</l><lb/>
              <l>Blutlo&#x017F;e Brut! Weg in des Tibers Grab! ...</l><lb/>
              <l>Aus allen Wänden quillt es &#x017F;chwarz hervor</l><lb/>
              <l>Und dunkelt über mir ... Un&#x017F;agbar Graun ...</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[294/0308] Zuckt flüchtig durch die ſchwüle Sommernacht. Hier über Roma's Kuppeln loht es auf: Nahn fackelſchwingend meine Banden ſich? Nein, es iſt Borja's Glück das flammt und brennt Und ſeine Zinnen ſtürzen! Wehe mir! Dem Valentino netzt die Wimper ſich ... Pfui! Iſt das eines Weibes Augenlid? Verzweiflung! Göttin! Stähle meinen Leib! Ich winde mich von meinem Lager auf, Ich ſchreite ... Keiner ſieht's ... Ich ſchreite. Bei Der nackten Hölle, Sehnen, ſtrammet euch! ... Verdammniß! ... Wieder lieg' ich hingeſtreckt ... Und ein erdolchter Knabe feſſelt mich Mit Ringen an den Stein ... Dort gafft ein Weib, Die Haare triefend, mit geſchwollnem Hals ... Blutloſe Brut! Weg in des Tibers Grab! ... Aus allen Wänden quillt es ſchwarz hervor Und dunkelt über mir ... Unſagbar Graun ...

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/308
Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/308>, abgerufen am 23.11.2024.