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Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

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Heute komm' ich Lohn zu fordern. Alles gab ich. Nichts geblieben
Ist mir außer meinem Felsen. Aber etwas muß ich lieben.
Gott, Du kannst mit Deinen Kräften eines Menschen Kräfte
steigern!

Was Du thatst für Deine Juden, darfst Du keinem Corsen weigern!
Genua's Schiffe will ich suchen! Will sie bei den Schnäbeln fassen!
Spannen will ich weite Segel und sie nicht ermatten lassen!"
Alle seine Muskeln schwellen, alle seine Pulse beben,
Schiffe durch das Meer zu schleppen, Segel aus der Flut zu heben.
Aufgesprungen, überwindend Raum und Zeit mit seinem Gotte
Deutet er ins Meer gewaltig: "Dort! ich sehe dort die Flotte!"
Aber keine Segel blinken aus des Meeres farb'ger Weite,
Unbevölkert flutet eine schrankenlose Wasserbreite.
Nur die Sonne wandert höher, ihre Strahlen brennen wärmer.
Nichts als Meer und nichts als Himmel. Alfons lächelt: "Armer
Schwärmer!"

Dort! Am Saum des Meers das Pünktchen ... Sichtbar kaum ...
Der zweit' und dritte

Punkt und jetzt ein viert' und fünfter und ein sechster in der Mitte!
Winde blasen, Wellen stoßen. Meer und Himmel sind im Bunde.
Segel, immer neue Segel steigen aus dem blauen Grunde.
Heute komm' ich Lohn zu fordern. Alles gab ich. Nichts geblieben
Iſt mir außer meinem Felſen. Aber etwas muß ich lieben.
Gott, Du kannſt mit Deinen Kräften eines Menſchen Kräfte
ſteigern!

Was Du thatſt für Deine Juden, darfſt Du keinem Corſen weigern!
Genua's Schiffe will ich ſuchen! Will ſie bei den Schnäbeln faſſen!
Spannen will ich weite Segel und ſie nicht ermatten laſſen!“
Alle ſeine Muskeln ſchwellen, alle ſeine Pulſe beben,
Schiffe durch das Meer zu ſchleppen, Segel aus der Flut zu heben.
Aufgeſprungen, überwindend Raum und Zeit mit ſeinem Gotte
Deutet er ins Meer gewaltig: „Dort! ich ſehe dort die Flotte!“
Aber keine Segel blinken aus des Meeres farb'ger Weite,
Unbevölkert flutet eine ſchrankenloſe Waſſerbreite.
Nur die Sonne wandert höher, ihre Strahlen brennen wärmer.
Nichts als Meer und nichts als Himmel. Alfons lächelt: „Armer
Schwärmer!“

Dort! Am Saum des Meers das Pünktchen ... Sichtbar kaum ...
Der zweit' und dritte

Punkt und jetzt ein viert' und fünfter und ein ſechſter in der Mitte!
Winde blaſen, Wellen ſtoßen. Meer und Himmel ſind im Bunde.
Segel, immer neue Segel ſteigen aus dem blauen Grunde.
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[251/0265] Heute komm' ich Lohn zu fordern. Alles gab ich. Nichts geblieben Iſt mir außer meinem Felſen. Aber etwas muß ich lieben. Gott, Du kannſt mit Deinen Kräften eines Menſchen Kräfte ſteigern! Was Du thatſt für Deine Juden, darfſt Du keinem Corſen weigern! Genua's Schiffe will ich ſuchen! Will ſie bei den Schnäbeln faſſen! Spannen will ich weite Segel und ſie nicht ermatten laſſen!“ Alle ſeine Muskeln ſchwellen, alle ſeine Pulſe beben, Schiffe durch das Meer zu ſchleppen, Segel aus der Flut zu heben. Aufgeſprungen, überwindend Raum und Zeit mit ſeinem Gotte Deutet er ins Meer gewaltig: „Dort! ich ſehe dort die Flotte!“ Aber keine Segel blinken aus des Meeres farb'ger Weite, Unbevölkert flutet eine ſchrankenloſe Waſſerbreite. Nur die Sonne wandert höher, ihre Strahlen brennen wärmer. Nichts als Meer und nichts als Himmel. Alfons lächelt: „Armer Schwärmer!“ Dort! Am Saum des Meers das Pünktchen ... Sichtbar kaum ... Der zweit' und dritte Punkt und jetzt ein viert' und fünfter und ein ſechſter in der Mitte! Winde blaſen, Wellen ſtoßen. Meer und Himmel ſind im Bunde. Segel, immer neue Segel ſteigen aus dem blauen Grunde.

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Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/265>, abgerufen am 24.11.2024.