Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.

Bild:
<< vorherige Seite
Die todte Liebe.
Im Schatten wir,
Das Dorf im Sonnenkuß,
(Fast wie das Jüngerpaar,
Das ging nach Emmaus,
Dazwischen leise
Redend schritt
Der Meister, dem sie folgten
Und der den Tod erlitt.)
So schreitet zwischen uns
Im Dämmerlicht
Unsre todte Liebe,
Die leise spricht.
Sie weiß für das Geheimniß
Ein heimlich Wort,
Sie kennt der Seelen
Allertiefsten Hort.
Sie deutet und erläutert
Uns jedes Ding,
Sie sagt: So ist's gekommen,
Daß ich am Holze hing.
Ihr habet mich verleugnet
Und schlimm verhöhnt,
Die todte Liebe.
Im Schatten wir,
Das Dorf im Sonnenkuß,
(Faſt wie das Jüngerpaar,
Das ging nach Emmaus,
Dazwiſchen leiſe
Redend ſchritt
Der Meiſter, dem ſie folgten
Und der den Tod erlitt.)
So ſchreitet zwiſchen uns
Im Dämmerlicht
Unſre todte Liebe,
Die leiſe ſpricht.
Sie weiß für das Geheimniß
Ein heimlich Wort,
Sie kennt der Seelen
Allertiefſten Hort.
Sie deutet und erläutert
Uns jedes Ding,
Sie ſagt: So iſt's gekommen,
Daß ich am Holze hing.
Ihr habet mich verleugnet
Und ſchlimm verhöhnt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0194" n="180"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Die todte Liebe.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <l>Im Schatten wir,</l><lb/>
            <l>Das Dorf im Sonnenkuß,</l><lb/>
            <l>(Fa&#x017F;t wie das Jüngerpaar,</l><lb/>
            <l>Das ging nach Emmaus,</l><lb/>
            <l>Dazwi&#x017F;chen lei&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Redend &#x017F;chritt</l><lb/>
            <l>Der Mei&#x017F;ter, dem &#x017F;ie folgten</l><lb/>
            <l>Und der den Tod erlitt.)</l><lb/>
            <l>So &#x017F;chreitet zwi&#x017F;chen uns</l><lb/>
            <l>Im Dämmerlicht</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;re todte Liebe,</l><lb/>
            <l>Die lei&#x017F;e &#x017F;pricht.</l><lb/>
            <l>Sie weiß für das Geheimniß</l><lb/>
            <l>Ein heimlich Wort,</l><lb/>
            <l>Sie kennt der Seelen</l><lb/>
            <l>Allertief&#x017F;ten Hort.</l><lb/>
            <l>Sie deutet und erläutert</l><lb/>
            <l>Uns jedes Ding,</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;agt: So i&#x017F;t's gekommen,</l><lb/>
            <l>Daß ich am Holze hing.</l><lb/>
            <l>Ihr habet mich verleugnet</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chlimm verhöhnt,</l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0194] Die todte Liebe. Im Schatten wir, Das Dorf im Sonnenkuß, (Faſt wie das Jüngerpaar, Das ging nach Emmaus, Dazwiſchen leiſe Redend ſchritt Der Meiſter, dem ſie folgten Und der den Tod erlitt.) So ſchreitet zwiſchen uns Im Dämmerlicht Unſre todte Liebe, Die leiſe ſpricht. Sie weiß für das Geheimniß Ein heimlich Wort, Sie kennt der Seelen Allertiefſten Hort. Sie deutet und erläutert Uns jedes Ding, Sie ſagt: So iſt's gekommen, Daß ich am Holze hing. Ihr habet mich verleugnet Und ſchlimm verhöhnt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/194
Zitationshilfe: Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meyer_gedichte_1882/194>, abgerufen am 25.11.2024.