Meyer, Conrad Ferdinand: Gedichte. Leipzig, 1882.Wie geworfen aus dem Himmel heiter spielend von Auroren, Schwimmt ein lichter Kranz von Inseln in die blaue Flut ver¬ loren -- Jubelnd grüßen den beschwingten, den beseelten Ruderschlägen Fischer bis zum Gurt umbrandet, netzezieh'nde, schon entgegen. "Fleh'nde kommen wir, Veneter! Drüben flammt ein weit Verderben! Unsre Seelen sind entronnen einem ungeheuern Sterben!" "Freuet euch! Ihr lebt und athmet! Hier ist euch Asyl gegeben! Friede sei mit euren Todten! Freude denen, die da leben! ..." Schwert und Ruder tragend wallen ernste Genien vor den Böten; Auch ein Schwarm von Liebesgöttern flügelt durch die jungen Röten -- Ueber das Gestein der Inseln geht ein Hauch von Lust und Wonne, Ahnungsvollem Meer entsteigend, prangt Venedigs erste Sonne. Blonde Julia, Deiner Heimath Ursprung hab' ich dir verkündet, Liebe hat die Stadt Venedig, Liebe hat die Welt gegründet -- Deiner Augen strahlend blauer Himmel würde bleichen ohne Liebesfeuer und verstummen, wie die Laute des Giorgione." Wie geworfen aus dem Himmel heiter ſpielend von Auroren, Schwimmt ein lichter Kranz von Inſeln in die blaue Flut ver¬ loren — Jubelnd grüßen den beſchwingten, den beſeelten Ruderſchlägen Fiſcher bis zum Gurt umbrandet, netzezieh'nde, ſchon entgegen. „Fleh'nde kommen wir, Veneter! Drüben flammt ein weit Verderben! Unſre Seelen ſind entronnen einem ungeheuern Sterben!“ „Freuet euch! Ihr lebt und athmet! Hier iſt euch Aſyl gegeben! Friede ſei mit euren Todten! Freude denen, die da leben! ...“ Schwert und Ruder tragend wallen ernſte Genien vor den Böten; Auch ein Schwarm von Liebesgöttern flügelt durch die jungen Röten — Ueber das Geſtein der Inſeln geht ein Hauch von Luſt und Wonne, Ahnungsvollem Meer entſteigend, prangt Venedigs erſte Sonne. Blonde Julia, Deiner Heimath Urſprung hab' ich dir verkündet, Liebe hat die Stadt Venedig, Liebe hat die Welt gegründet — Deiner Augen ſtrahlend blauer Himmel würde bleichen ohne Liebesfeuer und verſtummen, wie die Laute des Giorgione.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0133" n="119"/> <lg n="16"> <l>Wie geworfen aus dem Himmel heiter ſpielend von Auroren,</l><lb/> <l>Schwimmt ein lichter Kranz von Inſeln in die blaue Flut ver¬<lb/> loren —</l><lb/> <l>Jubelnd grüßen den beſchwingten, den beſeelten Ruderſchlägen</l><lb/> <l>Fiſcher bis zum Gurt umbrandet, netzezieh'nde, ſchon entgegen.</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>„Fleh'nde kommen wir, Veneter! Drüben flammt ein weit<lb/> Verderben!</l><lb/> <l>Unſre Seelen ſind entronnen einem ungeheuern Sterben!“</l><lb/> <l>„Freuet euch! Ihr lebt und athmet! Hier iſt euch Aſyl gegeben!</l><lb/> <l>Friede ſei mit euren Todten! Freude denen, die da leben! ...“</l><lb/> </lg> <lg n="18"> <l>Schwert und Ruder tragend wallen ernſte Genien vor den Böten;</l><lb/> <l>Auch ein Schwarm von Liebesgöttern flügelt durch die jungen<lb/> Röten —</l><lb/> <l>Ueber das Geſtein der Inſeln geht ein Hauch von Luſt und<lb/> Wonne,</l><lb/> <l>Ahnungsvollem Meer entſteigend, prangt Venedigs erſte Sonne.</l><lb/> </lg> <lg n="19"> <l>Blonde Julia, Deiner Heimath Urſprung hab' ich dir verkündet,</l><lb/> <l>Liebe hat die Stadt Venedig, Liebe hat die Welt gegründet —</l><lb/> <l>Deiner Augen ſtrahlend blauer Himmel würde bleichen ohne</l><lb/> <l>Liebesfeuer und verſtummen, wie die Laute des Giorgione.“</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0133]
Wie geworfen aus dem Himmel heiter ſpielend von Auroren,
Schwimmt ein lichter Kranz von Inſeln in die blaue Flut ver¬
loren —
Jubelnd grüßen den beſchwingten, den beſeelten Ruderſchlägen
Fiſcher bis zum Gurt umbrandet, netzezieh'nde, ſchon entgegen.
„Fleh'nde kommen wir, Veneter! Drüben flammt ein weit
Verderben!
Unſre Seelen ſind entronnen einem ungeheuern Sterben!“
„Freuet euch! Ihr lebt und athmet! Hier iſt euch Aſyl gegeben!
Friede ſei mit euren Todten! Freude denen, die da leben! ...“
Schwert und Ruder tragend wallen ernſte Genien vor den Böten;
Auch ein Schwarm von Liebesgöttern flügelt durch die jungen
Röten —
Ueber das Geſtein der Inſeln geht ein Hauch von Luſt und
Wonne,
Ahnungsvollem Meer entſteigend, prangt Venedigs erſte Sonne.
Blonde Julia, Deiner Heimath Urſprung hab' ich dir verkündet,
Liebe hat die Stadt Venedig, Liebe hat die Welt gegründet —
Deiner Augen ſtrahlend blauer Himmel würde bleichen ohne
Liebesfeuer und verſtummen, wie die Laute des Giorgione.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |