ment ist, so kann man dieselbe gleich dem gepulverten hydraulischen Kalke beimengen.
Auch aus Kreide und Thon kann ein tauglicher Wassermörtel bereitet werden (siehe technologische Encyklopädie von Prechtl. 8ter Band. S. 86. Stuttgart 1837. Cotta).
Jst der Kalk stark hydraulisch (wenn er schnell erhärtet), so können daraus und aus Zusatz von Sand und Grand (Schotter) künstliche Steine und Gußwerk geformt werden. Die Erhärtung folgt dabei schneller wenn das Löschen mit heißem Wasser geschieht.
Jn den Fällen wo der hydraulische Mörtel an freier Luft trock- nen muß, ist darauf zu sehen, daß die Arbeit einige Wochen lang in einem feuchten Zustande erhalten werde, weshalb sie häufig mit Wasser benetzt werden muß, weil ein schnelles Austrocknen die vollkommne Erhärtung hindern würde.
i) Gyps, Alabaster, Marienglas. Jst der Kalk mit Schwefelsäure gemengt, so heißt er Gyps. Der Gypsstein zeigt grö- ßere oder kleine mit einander verbundene Krystalle, im letzten Falle nennt man ihn körnigen Gyps (Alabaster). Ein Cubikfuß Gyps wiegt 144 Pfd. Rein ist er vollkommen farblos und durchsichtig.
Erhitzt man den Gyps so verliert er sein Krystallisationswasser und damit 1/5 seines Gewichtes; hat man die Temperatur dabei über 180o gesteigert, so verbindet er sich nicht wieder mit Wasser, wenn man ihn damit benetzt (er ist dann verbrannt); überschreitet man je- doch nicht die Temperatur von 126o, wobei man alles Wasser ver- treiben kann, und rührt dann den entwässerten und gepulverten Gyps mit weichem Wasser zu einem Brei an, so wird Wärme entwickelt, und nach einigen Augenblicken erstarrt der Brei, selbst wenn er sehr flüssig war, zu einer festen Masse.
Jm Großen brennt (entwässert) man ihn in von 3 Seiten um- schlossenen vierkantigen Räumen, etwa 9 Fuß hoch 18 Fuß lang 9 Fuß breit und oben mit einem Dache versehen. Der Gyps wird in diesen Räumen so aufgesetzt, daß an der offnen Seite des Vierecks Schürr- löcher (wie bei den Feldziegelöfen) gebildet werden, etwa in Abstän- den von 3 Fuß von einander. Auf diese Gewölbchen schüttet man den übrigen Gyps. Jn die Schürrlöcher wirft man das Brennmate- rial, wozu man solches nimmt was eine große helle Flamme giebt. Die Flamme durchdringt die ganze Masse und treibt das Wasser aus. Das Feuern muß langsam und mit Vorsicht geschehen, damit nicht die untern Stücke zu stark erhitzt werden, während die oberen ihr
ment iſt, ſo kann man dieſelbe gleich dem gepulverten hydrauliſchen Kalke beimengen.
Auch aus Kreide und Thon kann ein tauglicher Waſſermörtel bereitet werden (ſiehe technologiſche Encyklopädie von Prechtl. 8ter Band. S. 86. Stuttgart 1837. Cotta).
Jſt der Kalk ſtark hydrauliſch (wenn er ſchnell erhärtet), ſo können daraus und aus Zuſatz von Sand und Grand (Schotter) künſtliche Steine und Gußwerk geformt werden. Die Erhärtung folgt dabei ſchneller wenn das Löſchen mit heißem Waſſer geſchieht.
Jn den Fällen wo der hydrauliſche Mörtel an freier Luft trock- nen muß, iſt darauf zu ſehen, daß die Arbeit einige Wochen lang in einem feuchten Zuſtande erhalten werde, weshalb ſie häufig mit Waſſer benetzt werden muß, weil ein ſchnelles Austrocknen die vollkommne Erhärtung hindern würde.
i) Gyps, Alabaſter, Marienglas. Jſt der Kalk mit Schwefelſäure gemengt, ſo heißt er Gyps. Der Gypsſtein zeigt grö- ßere oder kleine mit einander verbundene Kryſtalle, im letzten Falle nennt man ihn körnigen Gyps (Alabaſter). Ein Cubikfuß Gyps wiegt 144 Pfd. Rein iſt er vollkommen farblos und durchſichtig.
Erhitzt man den Gyps ſo verliert er ſein Kryſtalliſationswaſſer und damit ⅕ ſeines Gewichtes; hat man die Temperatur dabei über 180º geſteigert, ſo verbindet er ſich nicht wieder mit Waſſer, wenn man ihn damit benetzt (er iſt dann verbrannt); überſchreitet man je- doch nicht die Temperatur von 126º, wobei man alles Waſſer ver- treiben kann, und rührt dann den entwäſſerten und gepulverten Gyps mit weichem Waſſer zu einem Brei an, ſo wird Wärme entwickelt, und nach einigen Augenblicken erſtarrt der Brei, ſelbſt wenn er ſehr flüſſig war, zu einer feſten Maſſe.
Jm Großen brennt (entwäſſert) man ihn in von 3 Seiten um- ſchloſſenen vierkantigen Räumen, etwa 9 Fuß hoch 18 Fuß lang 9 Fuß breit und oben mit einem Dache verſehen. Der Gyps wird in dieſen Räumen ſo aufgeſetzt, daß an der offnen Seite des Vierecks Schürr- löcher (wie bei den Feldziegelöfen) gebildet werden, etwa in Abſtän- den von 3 Fuß von einander. Auf dieſe Gewölbchen ſchüttet man den übrigen Gyps. Jn die Schürrlöcher wirft man das Brennmate- rial, wozu man ſolches nimmt was eine große helle Flamme giebt. Die Flamme durchdringt die ganze Maſſe und treibt das Waſſer aus. Das Feuern muß langſam und mit Vorſicht geſchehen, damit nicht die untern Stücke zu ſtark erhitzt werden, während die oberen ihr
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ment iſt, ſo kann man dieſelbe gleich dem gepulverten hydrauliſchen
Kalke beimengen.
Auch aus Kreide und Thon kann ein tauglicher Waſſermörtel
bereitet werden (ſiehe technologiſche Encyklopädie von Prechtl. 8ter
Band. S. 86. Stuttgart 1837. Cotta).
Jſt der Kalk ſtark hydrauliſch (wenn er ſchnell erhärtet), ſo
können daraus und aus Zuſatz von Sand und Grand (Schotter)
künſtliche Steine und Gußwerk geformt werden. Die Erhärtung folgt
dabei ſchneller wenn das Löſchen mit heißem Waſſer geſchieht.
Jn den Fällen wo der hydrauliſche Mörtel an freier Luft trock-
nen muß, iſt darauf zu ſehen, daß die Arbeit einige Wochen
lang in einem feuchten Zuſtande erhalten werde, weshalb ſie häufig
mit Waſſer benetzt werden muß, weil ein ſchnelles Austrocknen die
vollkommne Erhärtung hindern würde.
i) Gyps, Alabaſter, Marienglas. Jſt der Kalk mit
Schwefelſäure gemengt, ſo heißt er Gyps. Der Gypsſtein zeigt grö-
ßere oder kleine mit einander verbundene Kryſtalle, im letzten Falle
nennt man ihn körnigen Gyps (Alabaſter). Ein Cubikfuß Gyps
wiegt 144 Pfd. Rein iſt er vollkommen farblos und durchſichtig.
Erhitzt man den Gyps ſo verliert er ſein Kryſtalliſationswaſſer
und damit ⅕ ſeines Gewichtes; hat man die Temperatur dabei über
180º geſteigert, ſo verbindet er ſich nicht wieder mit Waſſer, wenn
man ihn damit benetzt (er iſt dann verbrannt); überſchreitet man je-
doch nicht die Temperatur von 126º, wobei man alles Waſſer ver-
treiben kann, und rührt dann den entwäſſerten und gepulverten Gyps
mit weichem Waſſer zu einem Brei an, ſo wird Wärme entwickelt,
und nach einigen Augenblicken erſtarrt der Brei, ſelbſt wenn er ſehr
flüſſig war, zu einer feſten Maſſe.
Jm Großen brennt (entwäſſert) man ihn in von 3 Seiten um-
ſchloſſenen vierkantigen Räumen, etwa 9 Fuß hoch 18 Fuß lang 9 Fuß
breit und oben mit einem Dache verſehen. Der Gyps wird in dieſen
Räumen ſo aufgeſetzt, daß an der offnen Seite des Vierecks Schürr-
löcher (wie bei den Feldziegelöfen) gebildet werden, etwa in Abſtän-
den von 3 Fuß von einander. Auf dieſe Gewölbchen ſchüttet man
den übrigen Gyps. Jn die Schürrlöcher wirft man das Brennmate-
rial, wozu man ſolches nimmt was eine große helle Flamme giebt.
Die Flamme durchdringt die ganze Maſſe und treibt das Waſſer aus.
Das Feuern muß langſam und mit Vorſicht geſchehen, damit nicht
die untern Stücke zu ſtark erhitzt werden, während die oberen ihr
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/73>, abgerufen am 28.07.2024.
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