sollen. Da jeder eingearbeitete Ziegler das Schwindeverhältniß seiner Ziegelerde kennt, so liegt hierin keine große Schwierigkeit, nur muß dieses Verhältniß in Obacht genommen werden, und namentlich ist es bei dem Aufzeichnen der Form, welche der künftige Formstein ha- ben soll, zu berücksichtigen.
§. 14. Die Ziegelöfen.
1) Das Brennen in den sogenannten Feldziegelöfen.
Die Feldziegelöfen kommen in zwei Fällen hauptsächlich in An- wendung. Erstens wenn ein Landbesitzer Ziegelerde auf seinem Felde hat und sich seinen eignen Bedarf an Ziegelsteinen selbst brennen will, ohne eben auf Verkauf zu rechnen; oder zweitens wenn mit einem Male (wie bei Festungsbauten) eine so große Menge Ziegeln angefertigt werden soll, daß man sehr viele und große feste und be- deckte Ziegelöfen haben müßte, um das Nöthige zu beschaffen.
Jm Allgemeinen sind die Feldziegelöfen nicht so gut als die gemauerten und bedeckten, denn sie erfordern mehr Brennmaterial, die Steine werden nicht so gleichmäßig gebrannt als in geschlossenen, und es gehen auch mehr Steine bei den Bränden verloren als bei den geschlossenen, wovon wir die Ursache später angeben werden. Auch leiden sie vom Regen.
Das Verfahren ist folgendes:
Jn der Nähe der Grube, in welcher man die Erde bearbeitet (anstatt der Sümpfe), wird ein Platz geebnet und in Bahnen (Trocken- felder) getheilt. Die Bahnen sind gewöhnlich jede 15--18 Fuß breit und je nach der Menge Steine welche man machen will, bis 60 Fuß lang. Zwischen je 2 Bahnen befindet sich als Scheide eine Erhöhung oder Banquet (Taf. I. Fig. 1. aaa.) von 3 Fuß breit und 1/2 Fuß hoch, zu beiden Seiten mit kleinen Gräben zum Ab- flusse des Wassers (bbb.). Für jeden Streichtisch (c.) werden 5 Bahnen gerechnet. An einem solchen Streichtische können, bei 60 Fuß Länge der Bahn, während der gewöhnlichen Arbeitszeit (Ende April bis Mitte September) 400,000 bis 500,000 Steine gefertigt werden.
Zu jedem Tische gehören 3 Formen, gewöhnlich 5 Menschen, wenn aber stark gearbeitet wird 6 Menschen, und zwar:
Ein Mann zur Zubereitung der Erde, ein Träger, ein Aushel- fer, zur Disposition des Erdarbeiters und Trägers, ein Ziegelformer und ein bis zwei Abträger (Knaben von 12--14 Jahren).
ſollen. Da jeder eingearbeitete Ziegler das Schwindeverhältniß ſeiner Ziegelerde kennt, ſo liegt hierin keine große Schwierigkeit, nur muß dieſes Verhältniß in Obacht genommen werden, und namentlich iſt es bei dem Aufzeichnen der Form, welche der künftige Formſtein ha- ben ſoll, zu berückſichtigen.
§. 14. Die Ziegelöfen.
1) Das Brennen in den ſogenannten Feldziegelöfen.
Die Feldziegelöfen kommen in zwei Fällen hauptſächlich in An- wendung. Erſtens wenn ein Landbeſitzer Ziegelerde auf ſeinem Felde hat und ſich ſeinen eignen Bedarf an Ziegelſteinen ſelbſt brennen will, ohne eben auf Verkauf zu rechnen; oder zweitens wenn mit einem Male (wie bei Feſtungsbauten) eine ſo große Menge Ziegeln angefertigt werden ſoll, daß man ſehr viele und große feſte und be- deckte Ziegelöfen haben müßte, um das Nöthige zu beſchaffen.
Jm Allgemeinen ſind die Feldziegelöfen nicht ſo gut als die gemauerten und bedeckten, denn ſie erfordern mehr Brennmaterial, die Steine werden nicht ſo gleichmäßig gebrannt als in geſchloſſenen, und es gehen auch mehr Steine bei den Bränden verloren als bei den geſchloſſenen, wovon wir die Urſache ſpäter angeben werden. Auch leiden ſie vom Regen.
Das Verfahren iſt folgendes:
Jn der Nähe der Grube, in welcher man die Erde bearbeitet (anſtatt der Sümpfe), wird ein Platz geebnet und in Bahnen (Trocken- felder) getheilt. Die Bahnen ſind gewöhnlich jede 15—18 Fuß breit und je nach der Menge Steine welche man machen will, bis 60 Fuß lang. Zwiſchen je 2 Bahnen befindet ſich als Scheide eine Erhöhung oder Banquet (Taf. I. Fig. 1. aaa.) von 3 Fuß breit und ½ Fuß hoch, zu beiden Seiten mit kleinen Gräben zum Ab- fluſſe des Waſſers (bbb.). Für jeden Streichtiſch (c.) werden 5 Bahnen gerechnet. An einem ſolchen Streichtiſche können, bei 60 Fuß Länge der Bahn, während der gewöhnlichen Arbeitszeit (Ende April bis Mitte September) 400,000 bis 500,000 Steine gefertigt werden.
Zu jedem Tiſche gehören 3 Formen, gewöhnlich 5 Menſchen, wenn aber ſtark gearbeitet wird 6 Menſchen, und zwar:
Ein Mann zur Zubereitung der Erde, ein Träger, ein Aushel- fer, zur Dispoſition des Erdarbeiters und Trägers, ein Ziegelformer und ein bis zwei Abträger (Knaben von 12—14 Jahren).
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ſollen. Da jeder eingearbeitete Ziegler das Schwindeverhältniß ſeiner
Ziegelerde kennt, ſo liegt hierin keine große Schwierigkeit, nur muß
dieſes Verhältniß in Obacht genommen werden, und namentlich iſt es
bei dem Aufzeichnen der Form, welche der künftige Formſtein ha-
ben ſoll, zu berückſichtigen.
§. 14. Die Ziegelöfen.
1) Das Brennen in den ſogenannten Feldziegelöfen.
Die Feldziegelöfen kommen in zwei Fällen hauptſächlich in An-
wendung. Erſtens wenn ein Landbeſitzer Ziegelerde auf ſeinem Felde
hat und ſich ſeinen eignen Bedarf an Ziegelſteinen ſelbſt brennen
will, ohne eben auf Verkauf zu rechnen; oder zweitens wenn mit
einem Male (wie bei Feſtungsbauten) eine ſo große Menge Ziegeln
angefertigt werden ſoll, daß man ſehr viele und große feſte und be-
deckte Ziegelöfen haben müßte, um das Nöthige zu beſchaffen.
Jm Allgemeinen ſind die Feldziegelöfen nicht ſo gut als die
gemauerten und bedeckten, denn ſie erfordern mehr Brennmaterial, die
Steine werden nicht ſo gleichmäßig gebrannt als in geſchloſſenen, und
es gehen auch mehr Steine bei den Bränden verloren als bei den
geſchloſſenen, wovon wir die Urſache ſpäter angeben werden. Auch
leiden ſie vom Regen.
Das Verfahren iſt folgendes:
Jn der Nähe der Grube, in welcher man die Erde bearbeitet
(anſtatt der Sümpfe), wird ein Platz geebnet und in Bahnen (Trocken-
felder) getheilt. Die Bahnen ſind gewöhnlich jede 15—18 Fuß
breit und je nach der Menge Steine welche man machen will, bis
60 Fuß lang. Zwiſchen je 2 Bahnen befindet ſich als Scheide eine
Erhöhung oder Banquet (Taf. I. Fig. 1. aaa.) von 3 Fuß breit
und ½ Fuß hoch, zu beiden Seiten mit kleinen Gräben zum Ab-
fluſſe des Waſſers (bbb.). Für jeden Streichtiſch (c.) werden 5
Bahnen gerechnet. An einem ſolchen Streichtiſche können, bei 60
Fuß Länge der Bahn, während der gewöhnlichen Arbeitszeit (Ende
April bis Mitte September) 400,000 bis 500,000 Steine gefertigt
werden.
Zu jedem Tiſche gehören 3 Formen, gewöhnlich 5 Menſchen,
wenn aber ſtark gearbeitet wird 6 Menſchen, und zwar:
Ein Mann zur Zubereitung der Erde, ein Träger, ein Aushel-
fer, zur Dispoſition des Erdarbeiters und Trägers, ein Ziegelformer
und ein bis zwei Abträger (Knaben von 12—14 Jahren).
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/41>, abgerufen am 16.02.2025.
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