Anstrich auf den Stellen entstehen, welche man mit Kalkmörtel gebes- sert hat. Der Lehm thut das nicht, weil er keine ätzende Kraft hat.
Kalkweiße auf Lehmwänden haftet schlecht, wenn man letztere nicht vorher mit Milch, schwarzer Seife oder Alaunwasser ge- schlemmt hat.
Sollen alte, oftmals geweißte Wände neu gemalt werden, so hilft es gar nichts sie zu weißen und darauf zu malen, im Gegentheil muß man die alte Weißekruste mit Sandsteinstücken abreiben, dann die Wand mit Milch etc. schlemmen und nun darauf malen.
Man bedient sich zum Häuseranstrich meistentheils der Erdfar- ben, weil dies die beständigsten und wohlfeilsten sind, auch braucht man Mineralfarben. Pflanzenfarben aber bleichen an der Luft schnell aus.
Anstriche in grellen Farben, wie weiß, roth, blau, gelb etc. sehen immer schlecht aus, dagegen sind gebrochene Farben in großen Flä- chen sehr angenehm für das Auge.
Ein Paar sehr angenehme Anstriche sind folgende:
Ein graugrünlicher Steinfarbenanstrich, aus 71/2 Theilen gelöschten Kalkes, 1 Theil Kohlenschwärze von Faulbaumholz aus der Pulvermühle, 11/2 Theil Umbra (Umbraun), 13/4 Theil gelbe Erde.
Die Farben sind nicht nach dem Gewicht bestimmt, sondern körperlich gemessen. Die Masse wird mit weichem Wasser angerührt.
Einen angenehmen gelblichröthlichen Anstrich, welcher be- sonders im Freien unter Bäumen angenehm in die Augen fällt, giebt folgende Mischung:
Es ist besser die Farbenstoffe 2 Tage vor dem Beimischen zum Kalkwasser einzuweichen, und dann dem Kalkwasser zuzugießen, als die rohen Farben gleich damit zu mengen. Es löset sich alles gleich- mäßiger auf.
Es kommt oft vor, daß in den Gebäuden solche Putzstellen ge- weißt oder angestrichen werden sollen, wo Schornsteinruß durch die Wände gedrungen, oder Rauch dieselben sehr geschwärzt hat; in die- sem Falle bediene man sich des folgenden Mittels. Man rührt Kiehn- ruß in etwas Kornbranntwein ein, mischt dies mit dickgelöschtem Kalk und dann mit Wasser, in welchem etwas Alaun aufgelöset worden, so daß es als Anstrich dünn genug ist. Mit diesem Gemenge über- streicht man solche Wände und Decken, das erstemal schwarzgrau, das
Anſtrich auf den Stellen entſtehen, welche man mit Kalkmörtel gebeſ- ſert hat. Der Lehm thut das nicht, weil er keine ätzende Kraft hat.
Kalkweiße auf Lehmwänden haftet ſchlecht, wenn man letztere nicht vorher mit Milch, ſchwarzer Seife oder Alaunwaſſer ge- ſchlemmt hat.
Sollen alte, oftmals geweißte Wände neu gemalt werden, ſo hilft es gar nichts ſie zu weißen und darauf zu malen, im Gegentheil muß man die alte Weißekruſte mit Sandſteinſtücken abreiben, dann die Wand mit Milch ꝛc. ſchlemmen und nun darauf malen.
Man bedient ſich zum Häuſeranſtrich meiſtentheils der Erdfar- ben, weil dies die beſtändigſten und wohlfeilſten ſind, auch braucht man Mineralfarben. Pflanzenfarben aber bleichen an der Luft ſchnell aus.
Anſtriche in grellen Farben, wie weiß, roth, blau, gelb ꝛc. ſehen immer ſchlecht aus, dagegen ſind gebrochene Farben in großen Flä- chen ſehr angenehm für das Auge.
Ein Paar ſehr angenehme Anſtriche ſind folgende:
Ein graugrünlicher Steinfarbenanſtrich, aus 7½ Theilen gelöſchten Kalkes, 1 Theil Kohlenſchwärze von Faulbaumholz aus der Pulvermühle, 1½ Theil Umbra (Umbraun), 1¾ Theil gelbe Erde.
Die Farben ſind nicht nach dem Gewicht beſtimmt, ſondern körperlich gemeſſen. Die Maſſe wird mit weichem Waſſer angerührt.
Einen angenehmen gelblichröthlichen Anſtrich, welcher be- ſonders im Freien unter Bäumen angenehm in die Augen fällt, giebt folgende Miſchung:
Es iſt beſſer die Farbenſtoffe 2 Tage vor dem Beimiſchen zum Kalkwaſſer einzuweichen, und dann dem Kalkwaſſer zuzugießen, als die rohen Farben gleich damit zu mengen. Es löſet ſich alles gleich- mäßiger auf.
Es kommt oft vor, daß in den Gebäuden ſolche Putzſtellen ge- weißt oder angeſtrichen werden ſollen, wo Schornſteinruß durch die Wände gedrungen, oder Rauch dieſelben ſehr geſchwärzt hat; in die- ſem Falle bediene man ſich des folgenden Mittels. Man rührt Kiehn- ruß in etwas Kornbranntwein ein, miſcht dies mit dickgelöſchtem Kalk und dann mit Waſſer, in welchem etwas Alaun aufgelöſet worden, ſo daß es als Anſtrich dünn genug iſt. Mit dieſem Gemenge über- ſtreicht man ſolche Wände und Decken, das erſtemal ſchwarzgrau, das
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Anſtrich auf den Stellen entſtehen, welche man mit Kalkmörtel gebeſ-
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Kalkweiße auf Lehmwänden haftet ſchlecht, wenn man letztere
nicht vorher mit Milch, ſchwarzer Seife oder Alaunwaſſer ge-
ſchlemmt hat.
Sollen alte, oftmals geweißte Wände neu gemalt werden, ſo
hilft es gar nichts ſie zu weißen und darauf zu malen, im Gegentheil
muß man die alte Weißekruſte mit Sandſteinſtücken abreiben, dann
die Wand mit Milch ꝛc. ſchlemmen und nun darauf malen.
Man bedient ſich zum Häuſeranſtrich meiſtentheils der Erdfar-
ben, weil dies die beſtändigſten und wohlfeilſten ſind, auch braucht
man Mineralfarben. Pflanzenfarben aber bleichen an der Luft ſchnell aus.
Anſtriche in grellen Farben, wie weiß, roth, blau, gelb ꝛc. ſehen
immer ſchlecht aus, dagegen ſind gebrochene Farben in großen Flä-
chen ſehr angenehm für das Auge.
Ein Paar ſehr angenehme Anſtriche ſind folgende:
Ein graugrünlicher Steinfarbenanſtrich, aus 7½
Theilen gelöſchten Kalkes, 1 Theil Kohlenſchwärze von Faulbaumholz
aus der Pulvermühle, 1½ Theil Umbra (Umbraun), 1¾ Theil
gelbe Erde.
Die Farben ſind nicht nach dem Gewicht beſtimmt, ſondern
körperlich gemeſſen. Die Maſſe wird mit weichem Waſſer angerührt.
Einen angenehmen gelblichröthlichen Anſtrich, welcher be-
ſonders im Freien unter Bäumen angenehm in die Augen fällt, giebt
folgende Miſchung:
Zu 12 Cubikfuß gelöſchten Kalkes nimmt man 3 Pfd. frank-
furter Schwarz, 9 Pfd. hellen Ocker, 8 Pfd. Umbra, 1 Pfd. eng-
liſch Roth.
Es iſt beſſer die Farbenſtoffe 2 Tage vor dem Beimiſchen zum
Kalkwaſſer einzuweichen, und dann dem Kalkwaſſer zuzugießen, als die
rohen Farben gleich damit zu mengen. Es löſet ſich alles gleich-
mäßiger auf.
Es kommt oft vor, daß in den Gebäuden ſolche Putzſtellen ge-
weißt oder angeſtrichen werden ſollen, wo Schornſteinruß durch die
Wände gedrungen, oder Rauch dieſelben ſehr geſchwärzt hat; in die-
ſem Falle bediene man ſich des folgenden Mittels. Man rührt Kiehn-
ruß in etwas Kornbranntwein ein, miſcht dies mit dickgelöſchtem Kalk
und dann mit Waſſer, in welchem etwas Alaun aufgelöſet worden,
ſo daß es als Anſtrich dünn genug iſt. Mit dieſem Gemenge über-
ſtreicht man ſolche Wände und Decken, das erſtemal ſchwarzgrau, das
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/322>, abgerufen am 28.07.2024.
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