im länglichen Viereck und in unregelmäßigen Vielecken findet es ganz ähnliche Anwendung wie Kreuzkappe (§. 44).
Als Beispiel geben wir (Tafel VIII. Fig. 170 -- 173) eine kleine Kirche durch Herrn v. Lassaulx in Treis an der Mosel ausge- führt. (Siehe allgem. Bauzeitung. Wien, Förster. Jahrgang 1836. Nro. 31.) Wir heben Einiges die Anordnung betreffende hier aus:
"Ein genaueres Studium des technischen Theiles dieser (alt- deutschen) Bauart und der Mittel und Wege, ähnliche Arbeiten durch gewöhnliche Handwerker auszuführen, gab ihm (Herrn von Lassaulx) die Ueberzeugung, daß mit Benutzung neuerer Werkzeuge und der durch freie Konkurrenz gesteigerten Handfertigkeit unserer Werkleute die Sache im Grunde nicht einmal sonderliche Schwierigkeiten darbiete. Nachdenken und Zufall hatten ihn dabei auf Auffindung der verschol- lenen Art und Weise geführt, wie die Alten beim Ueberwölben weiter Räume verfuhren, wie es nämlich möglich ist, solche leichte Gewölbe mittelst einer eben so sinnreichen als einfa- chen Methode ganz aus freier Hand auszuführen, d. h. ohne Einschalung und einzig durch eine leichte Unterstützung der Ge- wölberippen (Gurten) oder sogenannte Reihungen."
"Die Grundform dieser Kirche ist die schon im 12. Jahrhun- dert vorkommende, und im 15. und 16. Jahrhundert allgemein an- gewandte von 3 Schiffen unter einem Dache; sie bildet also ein Ob- longum (Rechteck), auf dessen westlicher kürzerer Seite der Thurm um ein Weniges vorspringt, und an dessen östlicher ein mit drei Seiten eines Achtecks geschlossener Chor anstößt. Die ganze Länge beträgt 150 Fuß, die Breite mit Jnbegriff der um 4 Fuß vorspringenden Strebepfeiler 72 Fuß, die Höhe vom Sockel bis zum Dache 50 Fuß, jene des Thurmes im Mauerwerk 110 Fuß, und die der achteckigen Nadel (Spitze) darauf 124 Fuß. Auf jeder Seite des Langhauses befinden sich sechs Fenster, jedes im Lichten 22' hoch, durch einen Mittelpfosten jedes in 2 Abtheilungen, jede von 2 1/3 Fuß Weite geschieden, mit breiten, tief ausgekehlten Einfassungen und mit Rosten aus Trierschem Sandstein geziert. Der Chor hat keine Fenster, son- dern erhält sein Licht durch einen Glaskegel über einer achteckigen 10 Fuß weiten Oeffnung im Schluß des Gewölbes."
"Die Kirche hat 3 Schiffe; das mittlere 33 Fuß weit und 48 Fuß hoch, wird von 221/2 Fuß weiten und 40 Fuß hohen Nebenschiffen auf jeder Seite durch 4 cylindrische 17 Fuß von einander abstehende Säulen (runde Pfeiler) aus Basalt-Lava, von 3 Fuß Stärke bei 25 Fuß Höhe geschieden."
im länglichen Viereck und in unregelmäßigen Vielecken findet es ganz ähnliche Anwendung wie Kreuzkappe (§. 44).
Als Beiſpiel geben wir (Tafel VIII. Fig. 170 — 173) eine kleine Kirche durch Herrn v. Laſſaulx in Treis an der Moſel ausge- führt. (Siehe allgem. Bauzeitung. Wien, Förſter. Jahrgang 1836. Nro. 31.) Wir heben Einiges die Anordnung betreffende hier aus:
„Ein genaueres Studium des techniſchen Theiles dieſer (alt- deutſchen) Bauart und der Mittel und Wege, ähnliche Arbeiten durch gewöhnliche Handwerker auszuführen, gab ihm (Herrn von Laſſaulx) die Ueberzeugung, daß mit Benutzung neuerer Werkzeuge und der durch freie Konkurrenz geſteigerten Handfertigkeit unſerer Werkleute die Sache im Grunde nicht einmal ſonderliche Schwierigkeiten darbiete. Nachdenken und Zufall hatten ihn dabei auf Auffindung der verſchol- lenen Art und Weiſe geführt, wie die Alten beim Ueberwölben weiter Räume verfuhren, wie es nämlich möglich iſt, ſolche leichte Gewölbe mittelſt einer eben ſo ſinnreichen als einfa- chen Methode ganz aus freier Hand auszuführen, d. h. ohne Einſchalung und einzig durch eine leichte Unterſtützung der Ge- wölberippen (Gurten) oder ſogenannte Reihungen.‟
„Die Grundform dieſer Kirche iſt die ſchon im 12. Jahrhun- dert vorkommende, und im 15. und 16. Jahrhundert allgemein an- gewandte von 3 Schiffen unter einem Dache; ſie bildet alſo ein Ob- longum (Rechteck), auf deſſen weſtlicher kürzerer Seite der Thurm um ein Weniges vorſpringt, und an deſſen öſtlicher ein mit drei Seiten eines Achtecks geſchloſſener Chor anſtößt. Die ganze Länge beträgt 150 Fuß, die Breite mit Jnbegriff der um 4 Fuß vorſpringenden Strebepfeiler 72 Fuß, die Höhe vom Sockel bis zum Dache 50 Fuß, jene des Thurmes im Mauerwerk 110 Fuß, und die der achteckigen Nadel (Spitze) darauf 124 Fuß. Auf jeder Seite des Langhauſes befinden ſich ſechs Fenſter, jedes im Lichten 22′ hoch, durch einen Mittelpfoſten jedes in 2 Abtheilungen, jede von 2⅓ Fuß Weite geſchieden, mit breiten, tief ausgekehlten Einfaſſungen und mit Roſten aus Trierſchem Sandſtein geziert. Der Chor hat keine Fenſter, ſon- dern erhält ſein Licht durch einen Glaskegel über einer achteckigen 10 Fuß weiten Oeffnung im Schluß des Gewölbes.‟
„Die Kirche hat 3 Schiffe; das mittlere 33 Fuß weit und 48 Fuß hoch, wird von 22½ Fuß weiten und 40 Fuß hohen Nebenſchiffen auf jeder Seite durch 4 cylindriſche 17 Fuß von einander abſtehende Säulen (runde Pfeiler) aus Baſalt-Lava, von 3 Fuß Stärke bei 25 Fuß Höhe geſchieden.‟
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im länglichen Viereck und in unregelmäßigen Vielecken findet es ganz
ähnliche Anwendung wie Kreuzkappe (§. 44).
Als Beiſpiel geben wir (Tafel VIII. Fig. 170 — 173) eine
kleine Kirche durch Herrn v. Laſſaulx in Treis an der Moſel ausge-
führt. (Siehe allgem. Bauzeitung. Wien, Förſter. Jahrgang 1836.
Nro. 31.) Wir heben Einiges die Anordnung betreffende hier aus:
„Ein genaueres Studium des techniſchen Theiles dieſer (alt-
deutſchen) Bauart und der Mittel und Wege, ähnliche Arbeiten durch
gewöhnliche Handwerker auszuführen, gab ihm (Herrn von Laſſaulx)
die Ueberzeugung, daß mit Benutzung neuerer Werkzeuge und der
durch freie Konkurrenz geſteigerten Handfertigkeit unſerer Werkleute
die Sache im Grunde nicht einmal ſonderliche Schwierigkeiten darbiete.
Nachdenken und Zufall hatten ihn dabei auf Auffindung der verſchol-
lenen Art und Weiſe geführt, wie die Alten beim Ueberwölben weiter
Räume verfuhren, wie es nämlich möglich iſt, ſolche leichte
Gewölbe mittelſt einer eben ſo ſinnreichen als einfa-
chen Methode ganz aus freier Hand auszuführen, d. h.
ohne Einſchalung und einzig durch eine leichte Unterſtützung der Ge-
wölberippen (Gurten) oder ſogenannte Reihungen.‟
„Die Grundform dieſer Kirche iſt die ſchon im 12. Jahrhun-
dert vorkommende, und im 15. und 16. Jahrhundert allgemein an-
gewandte von 3 Schiffen unter einem Dache; ſie bildet alſo ein Ob-
longum (Rechteck), auf deſſen weſtlicher kürzerer Seite der Thurm um
ein Weniges vorſpringt, und an deſſen öſtlicher ein mit drei Seiten
eines Achtecks geſchloſſener Chor anſtößt. Die ganze Länge beträgt
150 Fuß, die Breite mit Jnbegriff der um 4 Fuß vorſpringenden
Strebepfeiler 72 Fuß, die Höhe vom Sockel bis zum Dache 50 Fuß,
jene des Thurmes im Mauerwerk 110 Fuß, und die der achteckigen
Nadel (Spitze) darauf 124 Fuß. Auf jeder Seite des Langhauſes
befinden ſich ſechs Fenſter, jedes im Lichten 22′ hoch, durch einen
Mittelpfoſten jedes in 2 Abtheilungen, jede von 2⅓ Fuß Weite
geſchieden, mit breiten, tief ausgekehlten Einfaſſungen und mit Roſten
aus Trierſchem Sandſtein geziert. Der Chor hat keine Fenſter, ſon-
dern erhält ſein Licht durch einen Glaskegel über einer achteckigen 10
Fuß weiten Oeffnung im Schluß des Gewölbes.‟
„Die Kirche hat 3 Schiffe; das mittlere 33 Fuß weit und 48
Fuß hoch, wird von 22½ Fuß weiten und 40 Fuß hohen Nebenſchiffen
auf jeder Seite durch 4 cylindriſche 17 Fuß von einander abſtehende
Säulen (runde Pfeiler) aus Baſalt-Lava, von 3 Fuß Stärke bei
25 Fuß Höhe geſchieden.‟
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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/224>, abgerufen am 25.11.2024.
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