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Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

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§. 40. Von den Gewölbestärken.

Wir werden zwar im Verfolg die Stärken der Gewölbe für die
gewöhnlichen Anordnungen bei den einzelnen Gewölbearten kennen ler-
nen, jedoch müssen wir einige allgemeine Bemerkungen vorausschicken.

1) Je schwerer das Gewicht eines Gewölbes ist, um so mehr
wirkt es auf Seitenschub hin, und umgekehrt, je leichter es ist, um
so geringer
wird der Seitenschub sein. Deshalb wird man alles
anwenden müssen, unbeschadet der Haltbarkeit, die Gewölbestärke so
gering als möglich machen zu müssen. Es wird aber ihre grö-
ßere oder geringere Stärke auch sehr von dem Material abhängig sein,
woraus sie gefertigt werden.

Je fester an sich das Material ist, um so schwächer können ver-
hältnißmäßig die Gewölbe werden, welches besonders bei festem Hau-
stein und minder festen Brucksteinstücken zu berücksichtigen ist.

Gut gebrannte Mauersteine haben eine große Festigkeit, und man
hat, unbeschadet ihrer Zusammendrückbarkeit, Brückenbogen bis zu 130
Fuß lichter Weite daraus erbaut.

Gewölbe von Lehmsteinen können nur an ganz trocknen
Orten errichtet werden, auch kann man sie, wegen der leichten Zer-
drückbarkeit des Materials, nur über mäßig große Räume anwenden.

Gußgewölbe verhalten sich hinsichtlich ihrer Stärke wie solche
aus undichtem Gestein; sie müssen stärker angefertigt werden, als wenn
man ein sehr festes Material dazu verwendete. Haben die Wölbun-
gen außer ihrer eignen Last keine andere zu tragen, so wählt man,
eben wegen der Leichtigkeit des Gewölbes, auch das möglichst leich-
teste Material, wenn es nur sonst seinem Zwecke entspricht. Haben
die Gewölbe aber außer der eigenen Last noch eine andere zu tragen,
so muß man die festesten Steine wählen. Gut gebrannte Ziegelsteine
entsprechen allen Anforderungen in dieser Hinsicht.

Werden die Gewölbesteine mit Mörtel verbunden, so sind vor-
zugsweise solche Steine zu wählen, welche eine innige Vereinigung
mit dem Mörtel einzugehen geschickt sind; es würden demnach sehr
scharf
gebrannte Mauersteine zu diesem Zweck weniger taugen, als
mittelscharf gebrannte, weil erstere den Mörtel nicht ansaugen. Aus
demselben Grunde würden Bruchsteine weniger tauglich sein, als ge-
brannte Mauersteine, denn im Verhältniß der besseren Bindung wird
der Seitenschub auf die Widerlager gemindert. Eben so muß man zu
den Widerlagern die festesten und schwersten Steine wählen, damit
diese weder zerquetscht, noch leicht umgestoßen werden können, wozu
ihr größeres Gewicht natürlicherweise wesentlich beiträgt.

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§. 40. Von den Gewölbeſtärken.

Wir werden zwar im Verfolg die Stärken der Gewölbe für die
gewöhnlichen Anordnungen bei den einzelnen Gewölbearten kennen ler-
nen, jedoch müſſen wir einige allgemeine Bemerkungen vorausſchicken.

1) Je ſchwerer das Gewicht eines Gewölbes iſt, um ſo mehr
wirkt es auf Seitenſchub hin, und umgekehrt, je leichter es iſt, um
ſo geringer
wird der Seitenſchub ſein. Deshalb wird man alles
anwenden müſſen, unbeſchadet der Haltbarkeit, die Gewölbeſtärke ſo
gering als möglich machen zu müſſen. Es wird aber ihre grö-
ßere oder geringere Stärke auch ſehr von dem Material abhängig ſein,
woraus ſie gefertigt werden.

Je feſter an ſich das Material iſt, um ſo ſchwächer können ver-
hältnißmäßig die Gewölbe werden, welches beſonders bei feſtem Hau-
ſtein und minder feſten Bruckſteinſtücken zu berückſichtigen iſt.

Gut gebrannte Mauerſteine haben eine große Feſtigkeit, und man
hat, unbeſchadet ihrer Zuſammendrückbarkeit, Brückenbogen bis zu 130
Fuß lichter Weite daraus erbaut.

Gewölbe von Lehmſteinen können nur an ganz trocknen
Orten errichtet werden, auch kann man ſie, wegen der leichten Zer-
drückbarkeit des Materials, nur über mäßig große Räume anwenden.

Gußgewölbe verhalten ſich hinſichtlich ihrer Stärke wie ſolche
aus undichtem Geſtein; ſie müſſen ſtärker angefertigt werden, als wenn
man ein ſehr feſtes Material dazu verwendete. Haben die Wölbun-
gen außer ihrer eignen Laſt keine andere zu tragen, ſo wählt man,
eben wegen der Leichtigkeit des Gewölbes, auch das möglichſt leich-
teſte Material, wenn es nur ſonſt ſeinem Zwecke entſpricht. Haben
die Gewölbe aber außer der eigenen Laſt noch eine andere zu tragen,
ſo muß man die feſteſten Steine wählen. Gut gebrannte Ziegelſteine
entſprechen allen Anforderungen in dieſer Hinſicht.

Werden die Gewölbeſteine mit Mörtel verbunden, ſo ſind vor-
zugsweiſe ſolche Steine zu wählen, welche eine innige Vereinigung
mit dem Mörtel einzugehen geſchickt ſind; es würden demnach ſehr
ſcharf
gebrannte Mauerſteine zu dieſem Zweck weniger taugen, als
mittelſcharf gebrannte, weil erſtere den Mörtel nicht anſaugen. Aus
demſelben Grunde würden Bruchſteine weniger tauglich ſein, als ge-
brannte Mauerſteine, denn im Verhältniß der beſſeren Bindung wird
der Seitenſchub auf die Widerlager gemindert. Eben ſo muß man zu
den Widerlagern die feſteſten und ſchwerſten Steine wählen, damit
dieſe weder zerquetſcht, noch leicht umgeſtoßen werden können, wozu
ihr größeres Gewicht natürlicherweiſe weſentlich beiträgt.

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[179/0189] §. 40. Von den Gewölbeſtärken. Wir werden zwar im Verfolg die Stärken der Gewölbe für die gewöhnlichen Anordnungen bei den einzelnen Gewölbearten kennen ler- nen, jedoch müſſen wir einige allgemeine Bemerkungen vorausſchicken. 1) Je ſchwerer das Gewicht eines Gewölbes iſt, um ſo mehr wirkt es auf Seitenſchub hin, und umgekehrt, je leichter es iſt, um ſo geringer wird der Seitenſchub ſein. Deshalb wird man alles anwenden müſſen, unbeſchadet der Haltbarkeit, die Gewölbeſtärke ſo gering als möglich machen zu müſſen. Es wird aber ihre grö- ßere oder geringere Stärke auch ſehr von dem Material abhängig ſein, woraus ſie gefertigt werden. Je feſter an ſich das Material iſt, um ſo ſchwächer können ver- hältnißmäßig die Gewölbe werden, welches beſonders bei feſtem Hau- ſtein und minder feſten Bruckſteinſtücken zu berückſichtigen iſt. Gut gebrannte Mauerſteine haben eine große Feſtigkeit, und man hat, unbeſchadet ihrer Zuſammendrückbarkeit, Brückenbogen bis zu 130 Fuß lichter Weite daraus erbaut. Gewölbe von Lehmſteinen können nur an ganz trocknen Orten errichtet werden, auch kann man ſie, wegen der leichten Zer- drückbarkeit des Materials, nur über mäßig große Räume anwenden. Gußgewölbe verhalten ſich hinſichtlich ihrer Stärke wie ſolche aus undichtem Geſtein; ſie müſſen ſtärker angefertigt werden, als wenn man ein ſehr feſtes Material dazu verwendete. Haben die Wölbun- gen außer ihrer eignen Laſt keine andere zu tragen, ſo wählt man, eben wegen der Leichtigkeit des Gewölbes, auch das möglichſt leich- teſte Material, wenn es nur ſonſt ſeinem Zwecke entſpricht. Haben die Gewölbe aber außer der eigenen Laſt noch eine andere zu tragen, ſo muß man die feſteſten Steine wählen. Gut gebrannte Ziegelſteine entſprechen allen Anforderungen in dieſer Hinſicht. Werden die Gewölbeſteine mit Mörtel verbunden, ſo ſind vor- zugsweiſe ſolche Steine zu wählen, welche eine innige Vereinigung mit dem Mörtel einzugehen geſchickt ſind; es würden demnach ſehr ſcharf gebrannte Mauerſteine zu dieſem Zweck weniger taugen, als mittelſcharf gebrannte, weil erſtere den Mörtel nicht anſaugen. Aus demſelben Grunde würden Bruchſteine weniger tauglich ſein, als ge- brannte Mauerſteine, denn im Verhältniß der beſſeren Bindung wird der Seitenſchub auf die Widerlager gemindert. Eben ſo muß man zu den Widerlagern die feſteſten und ſchwerſten Steine wählen, damit dieſe weder zerquetſcht, noch leicht umgeſtoßen werden können, wozu ihr größeres Gewicht natürlicherweiſe weſentlich beiträgt. 12*

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Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/189>, abgerufen am 22.11.2024.