Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847.

Bild:
<< vorherige Seite

stark sind, da sie vermöge ihrer geringen Höhe keine Neigung haben
umzukippen.

Roudelet sagt über die Bestimmung der Mauerstärken folgen-
des: Die Standfähigkeit einer unbestimmt langen, geradlinigen, ganz
frei stehenden Mauer ist

1) groß, wenn die Höhe derselben das achtfache der Mauerdicke
beträgt,
2) mittelmäßig, wenn die Höhe die zehnfache Mauerdicke ist.
3) gering, wenn die Höhe die zwölffache Mauerdicke ist.

Wenn aber eine Mauer (Taf. XI. Fig. 274.) an einem Ende
einen rechten Winkel bildet, so ist sie dadurch verstärkt, wenigstens
auf eine gewisse Länge a. b., weil diese bei dem Ausweichen von dem
Flügel a. c. gehalten wird, und sich erst davon losreißen müßte. Noch
mehr ist aber die Mauer verstärkt, wenn nach Fig. 275. an jedem
Ende ein Flügel anstößt. Jnzwischen kann dabei die Entfernung aa'
so groß werden, daß der Zwischentheil von bb' nur noch als eine
ganz frei stehende Mauer zu betrachten ist. Die Flügel a. c. und
a'. c.' können aber auch einander so nahe stehen, daß eine Trennung
nicht mehr möglich wird.

Mauern in Gevierten Fig. 270. und 272., sind einzeln, wech-
selseitig als solche Mauern mit beiderseitigen Flügeln zu betrachten,
und man sieht, wie demnach die Dicke der einzelnen Theile derselben
von ihrer Länge abhängig ist. Es sei nun Fig. 270. eine freie, un-
bedachte, rechteckige Vierungsmauer. Man will die Dicke der Mauer-
theile ab. und ac. bestimmen. Die Höhe der Mauer sei ap. Fig.
271. und upab. stelle die Mauerfläche über ab. Fig. 270. dar.
Man theile die Höhe ap., je nachdem die Mauer eine große, mitt-
lere oder geringe Standfähigkeit erhalten soll, in 8 oder 9 bis 10
oder 11 bis 12 gleiche Theile pq., und beschreibe hiermit aus p.
den Viertelkreis qr. Die Ueberecklinie pb. schneidet denselben in o.
Zieht man durch o., gleichlaufend mit ap., die Linie oo', so wird da-
durch die Dicke ow. der Mauer ab. Fig. 270. bestimmt, und man
sieht, daß diese Dicke sowohl der Höhe, als auch mit der Länge der
Mauer, wie es der Natur der Sache nach sein muß, zu- und ab-
nimmt. Wird hierauf die Länge der Giebelmauer ac. Fig. 270. in
Fig. 271. von a. nach c. getragen, und die Ueberecklinie pc. gezo-
gen, so schneidet diese ebenfalls den Viertelkreis qr. in e. Wird
durch e. die mit pa. parallele ee' gezogen, so ist ebenso ew. die
gesuchte Mauerdicke für ac. in Fig. 270.

Die Mauerdicken in ab. und cd., so wie in bd. und ac. sind

ſtark ſind, da ſie vermöge ihrer geringen Höhe keine Neigung haben
umzukippen.

Roudelet ſagt über die Beſtimmung der Mauerſtärken folgen-
des: Die Standfähigkeit einer unbeſtimmt langen, geradlinigen, ganz
frei ſtehenden Mauer iſt

1) groß, wenn die Höhe derſelben das achtfache der Mauerdicke
beträgt,
2) mittelmäßig, wenn die Höhe die zehnfache Mauerdicke iſt.
3) gering, wenn die Höhe die zwölffache Mauerdicke iſt.

Wenn aber eine Mauer (Taf. XI. Fig. 274.) an einem Ende
einen rechten Winkel bildet, ſo iſt ſie dadurch verſtärkt, wenigſtens
auf eine gewiſſe Länge a. b., weil dieſe bei dem Ausweichen von dem
Flügel a. c. gehalten wird, und ſich erſt davon losreißen müßte. Noch
mehr iſt aber die Mauer verſtärkt, wenn nach Fig. 275. an jedem
Ende ein Flügel anſtößt. Jnzwiſchen kann dabei die Entfernung aa′
ſo groß werden, daß der Zwiſchentheil von bb′ nur noch als eine
ganz frei ſtehende Mauer zu betrachten iſt. Die Flügel a. c. und
a′. c.′ können aber auch einander ſo nahe ſtehen, daß eine Trennung
nicht mehr möglich wird.

Mauern in Gevierten Fig. 270. und 272., ſind einzeln, wech-
ſelſeitig als ſolche Mauern mit beiderſeitigen Flügeln zu betrachten,
und man ſieht, wie demnach die Dicke der einzelnen Theile derſelben
von ihrer Länge abhängig iſt. Es ſei nun Fig. 270. eine freie, un-
bedachte, rechteckige Vierungsmauer. Man will die Dicke der Mauer-
theile ab. und ac. beſtimmen. Die Höhe der Mauer ſei ap. Fig.
271. und upab. ſtelle die Mauerfläche über ab. Fig. 270. dar.
Man theile die Höhe ap., je nachdem die Mauer eine große, mitt-
lere oder geringe Standfähigkeit erhalten ſoll, in 8 oder 9 bis 10
oder 11 bis 12 gleiche Theile pq., und beſchreibe hiermit aus p.
den Viertelkreis qr. Die Ueberecklinie pb. ſchneidet denſelben in o.
Zieht man durch o., gleichlaufend mit ap., die Linie oo′, ſo wird da-
durch die Dicke ow. der Mauer ab. Fig. 270. beſtimmt, und man
ſieht, daß dieſe Dicke ſowohl der Höhe, als auch mit der Länge der
Mauer, wie es der Natur der Sache nach ſein muß, zu- und ab-
nimmt. Wird hierauf die Länge der Giebelmauer ac. Fig. 270. in
Fig. 271. von a. nach c. getragen, und die Ueberecklinie pc. gezo-
gen, ſo ſchneidet dieſe ebenfalls den Viertelkreis qr. in e. Wird
durch e. die mit pa. parallele ee′ gezogen, ſo iſt ebenſo ew. die
geſuchte Mauerdicke für ac. in Fig. 270.

Die Mauerdicken in ab. und cd., ſo wie in bd. und ac. ſind

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0117" n="107"/>
&#x017F;tark &#x017F;ind, da &#x017F;ie vermöge ihrer geringen Höhe keine Neigung haben<lb/>
umzukippen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Roudelet</hi> &#x017F;agt über die Be&#x017F;timmung der Mauer&#x017F;tärken folgen-<lb/>
des: Die Standfähigkeit einer unbe&#x017F;timmt langen, geradlinigen, ganz<lb/>
frei &#x017F;tehenden Mauer i&#x017F;t</p><lb/>
          <list>
            <item>1) <hi rendition="#g">groß,</hi> wenn die Höhe der&#x017F;elben das achtfache der Mauerdicke<lb/>
beträgt,</item><lb/>
            <item>2) <hi rendition="#g">mittelmäßig,</hi> wenn die Höhe die zehnfache Mauerdicke i&#x017F;t.</item><lb/>
            <item>3) <hi rendition="#g">gering,</hi> wenn die Höhe die zwölffache Mauerdicke i&#x017F;t.</item>
          </list><lb/>
          <p>Wenn aber eine Mauer (Taf. <hi rendition="#aq">XI.</hi> Fig. 274.) an einem Ende<lb/>
einen rechten Winkel bildet, &#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie dadurch ver&#x017F;tärkt, wenig&#x017F;tens<lb/>
auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e Länge <hi rendition="#aq">a. b.,</hi> weil die&#x017F;e bei dem Ausweichen von dem<lb/>
Flügel <hi rendition="#aq">a. c.</hi> gehalten wird, und &#x017F;ich er&#x017F;t davon losreißen müßte. Noch<lb/>
mehr i&#x017F;t aber die Mauer ver&#x017F;tärkt, wenn nach Fig. 275. an jedem<lb/>
Ende ein Flügel an&#x017F;tößt. Jnzwi&#x017F;chen kann dabei die Entfernung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">aa&#x2032;</hi></hi><lb/>
&#x017F;o groß werden, daß der Zwi&#x017F;chentheil von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">bb&#x2032;</hi></hi> nur noch als eine<lb/>
ganz frei &#x017F;tehende Mauer zu betrachten i&#x017F;t. Die Flügel <hi rendition="#aq">a. c.</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">a&#x2032;. c.&#x2032;</hi> können aber auch einander &#x017F;o nahe &#x017F;tehen, daß eine Trennung<lb/>
nicht mehr möglich wird.</p><lb/>
          <p>Mauern in Gevierten Fig. 270. und 272., &#x017F;ind einzeln, wech-<lb/>
&#x017F;el&#x017F;eitig als &#x017F;olche Mauern mit beider&#x017F;eitigen Flügeln zu betrachten,<lb/>
und man &#x017F;ieht, wie demnach die Dicke der einzelnen Theile der&#x017F;elben<lb/>
von ihrer Länge abhängig i&#x017F;t. Es &#x017F;ei nun Fig. 270. eine freie, un-<lb/>
bedachte, rechteckige Vierungsmauer. Man will die Dicke der Mauer-<lb/>
theile <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ab.</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ac.</hi></hi> be&#x017F;timmen. Die Höhe der Mauer &#x017F;ei <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ap.</hi></hi> Fig.<lb/>
271. und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">upab.</hi></hi> &#x017F;telle die Mauerfläche über <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ab.</hi></hi> Fig. 270. dar.<lb/>
Man theile die Höhe <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ap.,</hi></hi> je nachdem die Mauer eine große, mitt-<lb/>
lere oder geringe Standfähigkeit erhalten &#x017F;oll, in 8 oder 9 bis 10<lb/>
oder 11 bis 12 gleiche Theile <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">pq.,</hi></hi> und be&#x017F;chreibe hiermit aus <hi rendition="#aq">p.</hi><lb/>
den Viertelkreis <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">qr.</hi></hi> Die Ueberecklinie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">pb.</hi></hi> &#x017F;chneidet den&#x017F;elben in <hi rendition="#aq">o.</hi><lb/>
Zieht man durch <hi rendition="#aq">o.,</hi> gleichlaufend mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ap.,</hi></hi> die Linie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">oo&#x2032;,</hi></hi> &#x017F;o wird da-<lb/>
durch die Dicke <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ow.</hi></hi> der Mauer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ab.</hi></hi> Fig. 270. be&#x017F;timmt, und man<lb/>
&#x017F;ieht, daß die&#x017F;e Dicke &#x017F;owohl der Höhe, als auch mit der Länge der<lb/>
Mauer, wie es der Natur der Sache nach &#x017F;ein muß, zu- und ab-<lb/>
nimmt. Wird hierauf die Länge der Giebelmauer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ac.</hi></hi> Fig. 270. in<lb/>
Fig. 271. von <hi rendition="#aq">a.</hi> nach <hi rendition="#aq">c.</hi> getragen, und die Ueberecklinie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">pc.</hi></hi> gezo-<lb/>
gen, &#x017F;o &#x017F;chneidet die&#x017F;e ebenfalls den Viertelkreis <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">qr.</hi></hi> in <hi rendition="#aq">e.</hi> Wird<lb/>
durch <hi rendition="#aq">e.</hi> die mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">pa.</hi></hi> parallele <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ee&#x2032;</hi></hi> gezogen, &#x017F;o i&#x017F;t eben&#x017F;o <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ew.</hi></hi> die<lb/>
ge&#x017F;uchte Mauerdicke für <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ac.</hi></hi> in Fig. 270.</p><lb/>
          <p>Die Mauerdicken in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ab.</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">cd.,</hi></hi> &#x017F;o wie in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">bd.</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ac.</hi></hi> &#x017F;ind<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0117] ſtark ſind, da ſie vermöge ihrer geringen Höhe keine Neigung haben umzukippen. Roudelet ſagt über die Beſtimmung der Mauerſtärken folgen- des: Die Standfähigkeit einer unbeſtimmt langen, geradlinigen, ganz frei ſtehenden Mauer iſt 1) groß, wenn die Höhe derſelben das achtfache der Mauerdicke beträgt, 2) mittelmäßig, wenn die Höhe die zehnfache Mauerdicke iſt. 3) gering, wenn die Höhe die zwölffache Mauerdicke iſt. Wenn aber eine Mauer (Taf. XI. Fig. 274.) an einem Ende einen rechten Winkel bildet, ſo iſt ſie dadurch verſtärkt, wenigſtens auf eine gewiſſe Länge a. b., weil dieſe bei dem Ausweichen von dem Flügel a. c. gehalten wird, und ſich erſt davon losreißen müßte. Noch mehr iſt aber die Mauer verſtärkt, wenn nach Fig. 275. an jedem Ende ein Flügel anſtößt. Jnzwiſchen kann dabei die Entfernung aa′ ſo groß werden, daß der Zwiſchentheil von bb′ nur noch als eine ganz frei ſtehende Mauer zu betrachten iſt. Die Flügel a. c. und a′. c.′ können aber auch einander ſo nahe ſtehen, daß eine Trennung nicht mehr möglich wird. Mauern in Gevierten Fig. 270. und 272., ſind einzeln, wech- ſelſeitig als ſolche Mauern mit beiderſeitigen Flügeln zu betrachten, und man ſieht, wie demnach die Dicke der einzelnen Theile derſelben von ihrer Länge abhängig iſt. Es ſei nun Fig. 270. eine freie, un- bedachte, rechteckige Vierungsmauer. Man will die Dicke der Mauer- theile ab. und ac. beſtimmen. Die Höhe der Mauer ſei ap. Fig. 271. und upab. ſtelle die Mauerfläche über ab. Fig. 270. dar. Man theile die Höhe ap., je nachdem die Mauer eine große, mitt- lere oder geringe Standfähigkeit erhalten ſoll, in 8 oder 9 bis 10 oder 11 bis 12 gleiche Theile pq., und beſchreibe hiermit aus p. den Viertelkreis qr. Die Ueberecklinie pb. ſchneidet denſelben in o. Zieht man durch o., gleichlaufend mit ap., die Linie oo′, ſo wird da- durch die Dicke ow. der Mauer ab. Fig. 270. beſtimmt, und man ſieht, daß dieſe Dicke ſowohl der Höhe, als auch mit der Länge der Mauer, wie es der Natur der Sache nach ſein muß, zu- und ab- nimmt. Wird hierauf die Länge der Giebelmauer ac. Fig. 270. in Fig. 271. von a. nach c. getragen, und die Ueberecklinie pc. gezo- gen, ſo ſchneidet dieſe ebenfalls den Viertelkreis qr. in e. Wird durch e. die mit pa. parallele ee′ gezogen, ſo iſt ebenſo ew. die geſuchte Mauerdicke für ac. in Fig. 270. Die Mauerdicken in ab. und cd., ſo wie in bd. und ac. ſind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/117
Zitationshilfe: Menzel, Carl August (Hrsg.): Der praktische Maurer. Halle, 1847, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_maurer_1847/117>, abgerufen am 25.11.2024.