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Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828.

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populäre Würdigung aller aus der Nation hervor¬
gegangner und für sie bedeutsamer Geisteswerke
gewährte. Dadurch könnte das Publikum, das noch
fehlt, geschaffen werden, und ohne Zweifel wird der
strenge Gegensatz von Gelehrten und Naturalisten sich
einst in die Einheit eines allgemeinen nationellen
Publikums so gut auflösen, wie dieß bereits in Frank¬
reich und England der Fall ist. Sichtbar herrscht
auch bei uns ein Bedürfniß, zu einer gemeinschaftli¬
chen, nationellen Bildung zu gelangen und alle na¬
tionellen Erscheinungen zu begreifen.

Neben dem Gegensatz zwischen Gelehrten und
Naturalisten herrschen in unsrer kritischen Literatur
noch alle die Gegensätze zwischen einseitigen Parteien.
Es giebt ausschließliche Journale für die Katholiken
und Protestanten, und wieder für die diesen unter¬
geordneten abweichenden Parteien, für verschiedene
Schulen in der Medicin etc. Sie sind der Tummel¬
platz der Polemik.

Die Polemik besteht entweder zwischen Parteien,
oder nur zwischen Personen, und leider ist fast alle
Polemik in Deutschland persönlich. Man kann sich
nur zu wenig von der Persönlichkeit losreissen, und
verwechselt sie beständig mit der Sache. In der neue¬
sten Zeit, wo alles in Gährung ist, wo so viele
Meinungen durcheinanderrasen, ist die Polemik na¬
türlich zur höchsten Blüthe gekommen. Die Händel
aller Zeiten wiederholen sich in der unsern, in allen

populaͤre Wuͤrdigung aller aus der Nation hervor¬
gegangner und fuͤr ſie bedeutſamer Geiſteswerke
gewaͤhrte. Dadurch koͤnnte das Publikum, das noch
fehlt, geſchaffen werden, und ohne Zweifel wird der
ſtrenge Gegenſatz von Gelehrten und Naturaliſten ſich
einſt in die Einheit eines allgemeinen nationellen
Publikums ſo gut aufloͤſen, wie dieß bereits in Frank¬
reich und England der Fall iſt. Sichtbar herrſcht
auch bei uns ein Beduͤrfniß, zu einer gemeinſchaftli¬
chen, nationellen Bildung zu gelangen und alle na¬
tionellen Erſcheinungen zu begreifen.

Neben dem Gegenſatz zwiſchen Gelehrten und
Naturaliſten herrſchen in unſrer kritiſchen Literatur
noch alle die Gegenſaͤtze zwiſchen einſeitigen Parteien.
Es giebt ausſchließliche Journale fuͤr die Katholiken
und Proteſtanten, und wieder fuͤr die dieſen unter¬
geordneten abweichenden Parteien, fuͤr verſchiedene
Schulen in der Medicin ꝛc. Sie ſind der Tummel¬
platz der Polemik.

Die Polemik beſteht entweder zwiſchen Parteien,
oder nur zwiſchen Perſonen, und leider iſt faſt alle
Polemik in Deutſchland perſoͤnlich. Man kann ſich
nur zu wenig von der Perſoͤnlichkeit losreiſſen, und
verwechſelt ſie beſtaͤndig mit der Sache. In der neue¬
ſten Zeit, wo alles in Gaͤhrung iſt, wo ſo viele
Meinungen durcheinanderraſen, iſt die Polemik na¬
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[294/0304] populaͤre Wuͤrdigung aller aus der Nation hervor¬ gegangner und fuͤr ſie bedeutſamer Geiſteswerke gewaͤhrte. Dadurch koͤnnte das Publikum, das noch fehlt, geſchaffen werden, und ohne Zweifel wird der ſtrenge Gegenſatz von Gelehrten und Naturaliſten ſich einſt in die Einheit eines allgemeinen nationellen Publikums ſo gut aufloͤſen, wie dieß bereits in Frank¬ reich und England der Fall iſt. Sichtbar herrſcht auch bei uns ein Beduͤrfniß, zu einer gemeinſchaftli¬ chen, nationellen Bildung zu gelangen und alle na¬ tionellen Erſcheinungen zu begreifen. Neben dem Gegenſatz zwiſchen Gelehrten und Naturaliſten herrſchen in unſrer kritiſchen Literatur noch alle die Gegenſaͤtze zwiſchen einſeitigen Parteien. Es giebt ausſchließliche Journale fuͤr die Katholiken und Proteſtanten, und wieder fuͤr die dieſen unter¬ geordneten abweichenden Parteien, fuͤr verſchiedene Schulen in der Medicin ꝛc. Sie ſind der Tummel¬ platz der Polemik. Die Polemik beſteht entweder zwiſchen Parteien, oder nur zwiſchen Perſonen, und leider iſt faſt alle Polemik in Deutſchland perſoͤnlich. Man kann ſich nur zu wenig von der Perſoͤnlichkeit losreiſſen, und verwechſelt ſie beſtaͤndig mit der Sache. In der neue¬ ſten Zeit, wo alles in Gaͤhrung iſt, wo ſo viele Meinungen durcheinanderraſen, iſt die Polemik na¬ tuͤrlich zur hoͤchſten Bluͤthe gekommen. Die Haͤndel aller Zeiten wiederholen ſich in der unſern, in allen

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Zitationshilfe: Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 2. Stuttgart, 1828, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menzel_literatur02_1828/304>, abgerufen am 27.11.2024.