Menzel, Wolfgang: Die deutsche Literatur. Bd. 1. Stuttgart, 1828.tismus. Wir besitzen namhafte Theologen, denen von Während der Protestantismus auf diese mannig¬ Bei diesem großen Kampfe ist ein Umstand von tismus. Wir beſitzen namhafte Theologen, denen von Waͤhrend der Proteſtantismus auf dieſe mannig¬ Bei dieſem großen Kampfe iſt ein Umſtand von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0132" n="122"/> tismus. Wir beſitzen namhafte Theologen, denen von<lb/> groben Orthodoxen und feinen Kritikern bald das<lb/> Eine, bald das Andre vorgeworfen wird, ohne daß<lb/> eine foͤrmliche aͤußere Abweichung Statt faͤnde.</p><lb/> <p>Waͤhrend der Proteſtantismus auf dieſe mannig¬<lb/> fache Weiſe poſitiv ſich ausſpricht, negirt er unun¬<lb/> terbrochen den Katholicismus und, wie der Kampf<lb/> auch periodiſch nachlaͤßt, er dauert mit ſeinem Ge¬<lb/> genſtand fort. Der Proteſtantismus iſt aus der Ne¬<lb/> gation entſprungen und traͤgt davon ſeinen Namen.<lb/> Sein Weſen beruht zunaͤchſt in dieſer Negation, wie<lb/> er auch wieder poſitiv ſich geſtalten mag, und die<lb/> Negation ruht nicht, ſo lange der Katholicismus ihm<lb/> gegenuͤber ſteht. Die Art und Weiſe der Negation<lb/> iſt aber ſo verſchieden, als die der Poſition. Ur¬<lb/> ſpruͤnglich war es der Verſtand, der ſich aus den<lb/> Banden der alten Kirche befreite, und er iſt es noch,<lb/> deſſen ſcharfes Schwert von den Kritikern gegen Rom<lb/> geſchwungen wird. Die orthodoxe Partei hat dage¬<lb/> gen die Freiheit des Begriffs an das Wort abgege¬<lb/> ben und ficht mit Buchſtaben. Die Pietiſten endlich<lb/> haben wie den Verſtand, ſo das Wort aufgegeben<lb/> und waffnen ſich mit dem Gefuͤhl.</p><lb/> <p>Bei dieſem großen Kampfe iſt ein Umſtand von<lb/> vorzuͤglicher Wichtigkeit, der aber nur von den Kri¬<lb/> tikern und Pietiſten gewuͤrdigt wird. Dem Katholi¬<lb/> cismus ſteht naͤmlich, ſofern er der ſinnlichen Rich¬<lb/> tung gefolgt iſt, allerdings die verſtaͤndige und ge¬<lb/> muͤthliche gegenuͤber; aber auch, ſofern er das Prin¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [122/0132]
tismus. Wir beſitzen namhafte Theologen, denen von
groben Orthodoxen und feinen Kritikern bald das
Eine, bald das Andre vorgeworfen wird, ohne daß
eine foͤrmliche aͤußere Abweichung Statt faͤnde.
Waͤhrend der Proteſtantismus auf dieſe mannig¬
fache Weiſe poſitiv ſich ausſpricht, negirt er unun¬
terbrochen den Katholicismus und, wie der Kampf
auch periodiſch nachlaͤßt, er dauert mit ſeinem Ge¬
genſtand fort. Der Proteſtantismus iſt aus der Ne¬
gation entſprungen und traͤgt davon ſeinen Namen.
Sein Weſen beruht zunaͤchſt in dieſer Negation, wie
er auch wieder poſitiv ſich geſtalten mag, und die
Negation ruht nicht, ſo lange der Katholicismus ihm
gegenuͤber ſteht. Die Art und Weiſe der Negation
iſt aber ſo verſchieden, als die der Poſition. Ur¬
ſpruͤnglich war es der Verſtand, der ſich aus den
Banden der alten Kirche befreite, und er iſt es noch,
deſſen ſcharfes Schwert von den Kritikern gegen Rom
geſchwungen wird. Die orthodoxe Partei hat dage¬
gen die Freiheit des Begriffs an das Wort abgege¬
ben und ficht mit Buchſtaben. Die Pietiſten endlich
haben wie den Verſtand, ſo das Wort aufgegeben
und waffnen ſich mit dem Gefuͤhl.
Bei dieſem großen Kampfe iſt ein Umſtand von
vorzuͤglicher Wichtigkeit, der aber nur von den Kri¬
tikern und Pietiſten gewuͤrdigt wird. Dem Katholi¬
cismus ſteht naͤmlich, ſofern er der ſinnlichen Rich¬
tung gefolgt iſt, allerdings die verſtaͤndige und ge¬
muͤthliche gegenuͤber; aber auch, ſofern er das Prin¬
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