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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Die Münze.
derselben zu Geldzwecken ist indess mit einigen Uebelständen
verbunden, deren Beseitigung das Bestreben der wirthschaften-
den Menschen sein musste. Die hauptsächlichen Uebelstände, die
sich bei Verwendung der edlen Metalle zu Geldzwecken ergeben,
liegen in der schwierigen Feststellung ihrer Echtheit, ihres
Feinheitsgrades und in der Nothwendigkeit, die zähen Stoffe bei
allen vorkommenden Transactionen in entsprechende Stücke zu
zerlegen, Schwierigkeiten, die nicht leicht ohne Zeitverlust und
ökonomische Opfer zu beheben sind.

Die Prüfung der Echtheit der edlen Metalle, beziehungs-
weise ihres Feinheitsgrades, erfordert die Anwendung von Che-
micalien und specifische Arbeitsleistungen, indem dieselbe nur
von Sachverständigen vorgenommen werden kann, und die
Theilung der zähen Metalle in die jeweilig erforderlichen Stücke
ist eine Operation, welche bei der Genauigkeit, mit welcher
dieselbe vorgenommen werden muss, nicht nur Mühe, Zeitauf-
wand und genaue Instrumente erfordert, sondern auch mit einem
nicht unerheblichen Verluste am edlen Metalle selbst verbunden
ist, (durch Versplitterung und wiederholte Einschmelzung).

Eine sehr anschauliche Schilderung der Schwierigkeiten,
welche sich aus der Verwendung der edlen Metalle zu Geld-
zwecken ergeben, bietet uns der bekannte Bereiser Hinter-
indiens Bastian in seinem Werke über Birma, ein Land, in
welchem das Silber noch in ungemünztem Zustande circulirt.

"Wenn man in Birma auf den Markt geht," erzählt
Bastian, "hat man sich mit einem Stück Silber, mit einem
Hammer, einem Meissel, einer Waage und den entsprechenden
Gewichten zu versehen." "Was kosten die Kochtöpfe?" "Zeigen
Sie mir Ihr Geld," entgegnet der Kaufmann und bestimmt nach
dem Ansehen desselben den Preis zu dem, oder jenem Gewicht.
Man lässt sich dann vom Kaufmann einen kleinen Amboss
geben und hämmert an dem Stücke Silber herum, bis man
glaubt, das richtige Gewicht gefunden zu haben. Das wiegt man
mit der eigenen Waage, da denen der Kaufleute nicht zu trauen
ist, und fügt zu, oder nimmt fort, bis das Gewicht richtig ist.
Natürlich geht durch die abfallenden Splitter viel verloren und
es ist immer vorzuziehen, nicht genau die gewünschte Quantität
zu kaufen, sondern das Aequivalent desjenigen Stückes Silber,

Die Münze.
derselben zu Geldzwecken ist indess mit einigen Uebelständen
verbunden, deren Beseitigung das Bestreben der wirthschaften-
den Menschen sein musste. Die hauptsächlichen Uebelstände, die
sich bei Verwendung der edlen Metalle zu Geldzwecken ergeben,
liegen in der schwierigen Feststellung ihrer Echtheit, ihres
Feinheitsgrades und in der Nothwendigkeit, die zähen Stoffe bei
allen vorkommenden Transactionen in entsprechende Stücke zu
zerlegen, Schwierigkeiten, die nicht leicht ohne Zeitverlust und
ökonomische Opfer zu beheben sind.

Die Prüfung der Echtheit der edlen Metalle, beziehungs-
weise ihres Feinheitsgrades, erfordert die Anwendung von Che-
micalien und specifische Arbeitsleistungen, indem dieselbe nur
von Sachverständigen vorgenommen werden kann, und die
Theilung der zähen Metalle in die jeweilig erforderlichen Stücke
ist eine Operation, welche bei der Genauigkeit, mit welcher
dieselbe vorgenommen werden muss, nicht nur Mühe, Zeitauf-
wand und genaue Instrumente erfordert, sondern auch mit einem
nicht unerheblichen Verluste am edlen Metalle selbst verbunden
ist, (durch Versplitterung und wiederholte Einschmelzung).

Eine sehr anschauliche Schilderung der Schwierigkeiten,
welche sich aus der Verwendung der edlen Metalle zu Geld-
zwecken ergeben, bietet uns der bekannte Bereiser Hinter-
indiens Bastian in seinem Werke über Birma, ein Land, in
welchem das Silber noch in ungemünztem Zustande circulirt.

„Wenn man in Birma auf den Markt geht,“ erzählt
Bastian, „hat man sich mit einem Stück Silber, mit einem
Hammer, einem Meissel, einer Waage und den entsprechenden
Gewichten zu versehen.“ „Was kosten die Kochtöpfe?“ „Zeigen
Sie mir Ihr Geld,“ entgegnet der Kaufmann und bestimmt nach
dem Ansehen desselben den Preis zu dem, oder jenem Gewicht.
Man lässt sich dann vom Kaufmann einen kleinen Amboss
geben und hämmert an dem Stücke Silber herum, bis man
glaubt, das richtige Gewicht gefunden zu haben. Das wiegt man
mit der eigenen Waage, da denen der Kaufleute nicht zu trauen
ist, und fügt zu, oder nimmt fort, bis das Gewicht richtig ist.
Natürlich geht durch die abfallenden Splitter viel verloren und
es ist immer vorzuziehen, nicht genau die gewünschte Quantität
zu kaufen, sondern das Aequivalent desjenigen Stückes Silber,

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[280/0298] Die Münze. derselben zu Geldzwecken ist indess mit einigen Uebelständen verbunden, deren Beseitigung das Bestreben der wirthschaften- den Menschen sein musste. Die hauptsächlichen Uebelstände, die sich bei Verwendung der edlen Metalle zu Geldzwecken ergeben, liegen in der schwierigen Feststellung ihrer Echtheit, ihres Feinheitsgrades und in der Nothwendigkeit, die zähen Stoffe bei allen vorkommenden Transactionen in entsprechende Stücke zu zerlegen, Schwierigkeiten, die nicht leicht ohne Zeitverlust und ökonomische Opfer zu beheben sind. Die Prüfung der Echtheit der edlen Metalle, beziehungs- weise ihres Feinheitsgrades, erfordert die Anwendung von Che- micalien und specifische Arbeitsleistungen, indem dieselbe nur von Sachverständigen vorgenommen werden kann, und die Theilung der zähen Metalle in die jeweilig erforderlichen Stücke ist eine Operation, welche bei der Genauigkeit, mit welcher dieselbe vorgenommen werden muss, nicht nur Mühe, Zeitauf- wand und genaue Instrumente erfordert, sondern auch mit einem nicht unerheblichen Verluste am edlen Metalle selbst verbunden ist, (durch Versplitterung und wiederholte Einschmelzung). Eine sehr anschauliche Schilderung der Schwierigkeiten, welche sich aus der Verwendung der edlen Metalle zu Geld- zwecken ergeben, bietet uns der bekannte Bereiser Hinter- indiens Bastian in seinem Werke über Birma, ein Land, in welchem das Silber noch in ungemünztem Zustande circulirt. „Wenn man in Birma auf den Markt geht,“ erzählt Bastian, „hat man sich mit einem Stück Silber, mit einem Hammer, einem Meissel, einer Waage und den entsprechenden Gewichten zu versehen.“ „Was kosten die Kochtöpfe?“ „Zeigen Sie mir Ihr Geld,“ entgegnet der Kaufmann und bestimmt nach dem Ansehen desselben den Preis zu dem, oder jenem Gewicht. Man lässt sich dann vom Kaufmann einen kleinen Amboss geben und hämmert an dem Stücke Silber herum, bis man glaubt, das richtige Gewicht gefunden zu haben. Das wiegt man mit der eigenen Waage, da denen der Kaufleute nicht zu trauen ist, und fügt zu, oder nimmt fort, bis das Gewicht richtig ist. Natürlich geht durch die abfallenden Splitter viel verloren und es ist immer vorzuziehen, nicht genau die gewünschte Quantität zu kaufen, sondern das Aequivalent desjenigen Stückes Silber,

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/298>, abgerufen am 25.11.2024.