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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Ueber das jedem Zeitalter eigenthümliche Geld.
und Aufbewahrung in kleinern Beträgen und dessen relativ
billiger Transport dasselbe innerhalb enger räumlicher Grenzen
in ausreichender Weise zu Geldzwecken qualificirten. Sobald
jedoch die Grenzen des Verkehrs sich erweitern und grosse
Waarenumsätze stattfinden, verliert das Kupfer naturgemäss
eben so sehr an Geldtüchtigkeit, als die edlen Metalle immer
mehr und mehr zu den absatzfähigsten Waaren der fortge-
schrittenen Culturepochen werden, mit ihrem die ganze Erde
umspannenden Waarenverkehr, ihren grossen Waarenumsätzen
und dem mit der steigenden Arbeitstheilung immer mehr hervor-
tretenden Bedürfnisse jedes einzelnen wirthschaftenden Subjectes,
Geld bei sich zu führen. Die edlen Metalle werden mit der
fortschreitenden Cultur zu den absatzfähigsten Waaren und
damit zum natürlichen Gelde wirthschaftlich fortgeschrittener
Völker.

Die Geschichte anderer Völker bietet uns ein sehr ver-
schiedenes Bild ihrer wirthschaftlichen Entwicklung und demge-
mäss auch ihres Geldwesens dar.

Als Mexiko das erstemal von Europäern betreten wurde,
scheint dasselbe, nach den Berichten zu schliessen, welche
Augenzeugen über den damaligen Zustand des Landes veröffent-
licht haben, bereits einen nicht gewöhnlichen Grad wirthschaft-
licher Cultur erreicht zu haben. Es ist aber das Verkehrswesen
der alten Azteken für uns aus doppeltem Grunde von beson-
derem Interesse. Einerseits beweist es uns, dass der ökonomische
Gedanke, welcher die Menschen bei ihrer auf die möglichst voll-
ständige Befriedigung ihrer Bedürfnisse gerichteten Thätigkeit
leitet, überall zu analogen ökonomischen Erscheinungen führt,
andererseits bietet uns das alte Mexiko das Bild eines Landes
dar, welches sich in dem Uebergangsstadium aus dem blossen
Tauschhandel zur Geldwirthschaft befindet, das Bild von Zu-
ständen demnach, an welchen wir den eigenthümlichen Process,
durch welchen eine Anzahl von Gütern aus dem Kreise aller
andern hervortreten und zum Gelde werden, unmittelbar beob-
achten können.

Die Berichte der Eroberer und zeitgenössischer Schrift-
steller schildern uns Mexiko als ein Land mit zahlreichen
Städten und einem wohlgeregelten grossartigen Güterverkehre.

Ueber das jedem Zeitalter eigenthümliche Geld.
und Aufbewahrung in kleinern Beträgen und dessen relativ
billiger Transport dasselbe innerhalb enger räumlicher Grenzen
in ausreichender Weise zu Geldzwecken qualificirten. Sobald
jedoch die Grenzen des Verkehrs sich erweitern und grosse
Waarenumsätze stattfinden, verliert das Kupfer naturgemäss
eben so sehr an Geldtüchtigkeit, als die edlen Metalle immer
mehr und mehr zu den absatzfähigsten Waaren der fortge-
schrittenen Culturepochen werden, mit ihrem die ganze Erde
umspannenden Waarenverkehr, ihren grossen Waarenumsätzen
und dem mit der steigenden Arbeitstheilung immer mehr hervor-
tretenden Bedürfnisse jedes einzelnen wirthschaftenden Subjectes,
Geld bei sich zu führen. Die edlen Metalle werden mit der
fortschreitenden Cultur zu den absatzfähigsten Waaren und
damit zum natürlichen Gelde wirthschaftlich fortgeschrittener
Völker.

Die Geschichte anderer Völker bietet uns ein sehr ver-
schiedenes Bild ihrer wirthschaftlichen Entwicklung und demge-
mäss auch ihres Geldwesens dar.

Als Mexiko das erstemal von Europäern betreten wurde,
scheint dasselbe, nach den Berichten zu schliessen, welche
Augenzeugen über den damaligen Zustand des Landes veröffent-
licht haben, bereits einen nicht gewöhnlichen Grad wirthschaft-
licher Cultur erreicht zu haben. Es ist aber das Verkehrswesen
der alten Azteken für uns aus doppeltem Grunde von beson-
derem Interesse. Einerseits beweist es uns, dass der ökonomische
Gedanke, welcher die Menschen bei ihrer auf die möglichst voll-
ständige Befriedigung ihrer Bedürfnisse gerichteten Thätigkeit
leitet, überall zu analogen ökonomischen Erscheinungen führt,
andererseits bietet uns das alte Mexiko das Bild eines Landes
dar, welches sich in dem Uebergangsstadium aus dem blossen
Tauschhandel zur Geldwirthschaft befindet, das Bild von Zu-
ständen demnach, an welchen wir den eigenthümlichen Process,
durch welchen eine Anzahl von Gütern aus dem Kreise aller
andern hervortreten und zum Gelde werden, unmittelbar beob-
achten können.

Die Berichte der Eroberer und zeitgenössischer Schrift-
steller schildern uns Mexiko als ein Land mit zahlreichen
Städten und einem wohlgeregelten grossartigen Güterverkehre.

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[267/0285] Ueber das jedem Zeitalter eigenthümliche Geld. und Aufbewahrung in kleinern Beträgen und dessen relativ billiger Transport dasselbe innerhalb enger räumlicher Grenzen in ausreichender Weise zu Geldzwecken qualificirten. Sobald jedoch die Grenzen des Verkehrs sich erweitern und grosse Waarenumsätze stattfinden, verliert das Kupfer naturgemäss eben so sehr an Geldtüchtigkeit, als die edlen Metalle immer mehr und mehr zu den absatzfähigsten Waaren der fortge- schrittenen Culturepochen werden, mit ihrem die ganze Erde umspannenden Waarenverkehr, ihren grossen Waarenumsätzen und dem mit der steigenden Arbeitstheilung immer mehr hervor- tretenden Bedürfnisse jedes einzelnen wirthschaftenden Subjectes, Geld bei sich zu führen. Die edlen Metalle werden mit der fortschreitenden Cultur zu den absatzfähigsten Waaren und damit zum natürlichen Gelde wirthschaftlich fortgeschrittener Völker. Die Geschichte anderer Völker bietet uns ein sehr ver- schiedenes Bild ihrer wirthschaftlichen Entwicklung und demge- mäss auch ihres Geldwesens dar. Als Mexiko das erstemal von Europäern betreten wurde, scheint dasselbe, nach den Berichten zu schliessen, welche Augenzeugen über den damaligen Zustand des Landes veröffent- licht haben, bereits einen nicht gewöhnlichen Grad wirthschaft- licher Cultur erreicht zu haben. Es ist aber das Verkehrswesen der alten Azteken für uns aus doppeltem Grunde von beson- derem Interesse. Einerseits beweist es uns, dass der ökonomische Gedanke, welcher die Menschen bei ihrer auf die möglichst voll- ständige Befriedigung ihrer Bedürfnisse gerichteten Thätigkeit leitet, überall zu analogen ökonomischen Erscheinungen führt, andererseits bietet uns das alte Mexiko das Bild eines Landes dar, welches sich in dem Uebergangsstadium aus dem blossen Tauschhandel zur Geldwirthschaft befindet, das Bild von Zu- ständen demnach, an welchen wir den eigenthümlichen Process, durch welchen eine Anzahl von Gütern aus dem Kreise aller andern hervortreten und zum Gelde werden, unmittelbar beob- achten können. Die Berichte der Eroberer und zeitgenössischer Schrift- steller schildern uns Mexiko als ein Land mit zahlreichen Städten und einem wohlgeregelten grossartigen Güterverkehre.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/285>, abgerufen am 23.11.2024.