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Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871.

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Die Grenzen des ökonomischen Tausches.
nicht stattfindet, weil die ökonomische Grenze desselben bereits
eingetreten ist.

Eine weitere Beobachtung, die wir oben machten, betraf
den sich stufenweise mindernden ökonomischen Nutzen, der sich
aus der Ausbeutung einer gegebenen Tauschgelegenheit für be-
stimmte wirthschaftende Individuen ergiebt. Die erste Berührung
der wirthschaftenden Subjecte im Tauschverkehre pflegt für die-
selben stets die ökonomisch vortheilhafteste zu sein und erst
später pflegen auch jene Tauschgelegenheiten ausgebeutet zu
werden, welche minderen ökonomischen Vortheil versprechen.
Dies gilt nicht nur von dem Verkehre der Individuen, sondern
ebensowohl von dem ganzer Nationen. Wenn zwei Völker, deren
Häfen oder Grenzen für den gegenseitigen Verkehr bisher über-
haupt, oder doch durch längere Zeit verschlossen waren, die-
selben plötzlich dem Verkehre öffnen, oder auch nur einige der
bisherigen Hindernisse fortgeräumt werden, so entwickelt sich
sofort ein sehr reger Güterverkehr, denn die Zahl der aus-
zubeutenden Tauschgelegenheiten und der hier zu erzielende
ökonomische Vortheil sind gross. Später tritt ein solcher Ver-
kehr in das Geleise gewöhnlicher, nutzbringender Geschäfte.
Wenn aber der volle Nutzen eines solchen jungen Verkehres
bisweilen nicht sofort an den Tag tritt, so hat dies seinen
Grund darin, dass die zwei anderen Voraussetzungen des ökono-
mischen Tausches, die Erkenntniss der Tauschgelegenheiten und
die Macht, die als ökonomisch erkannten Tauschoperationen
auszuführen, der Regel nach erst nach Verlauf eines gewissen
Zeitraumes für die tauschenden Individuen vorhanden sind. Es
ist aber denn auch eine der eifrigsten Bemühungen handel
treibender Nationen, in diesen beiden Richtungen alle dem Ver-
kehre entgegenstehenden Hindernisse zu überwinden, (durch
genaues Studium der commerciellen Verhältnisse, durch Bau
guter Strassen und sonstiger Verkehrswege etc.).

Bevor ich diese Untersuchung über die Grundlagen und
die Grenzen des ökonomischen Tausches schliesse, möchte ich
noch auf einen Umstand hinweisen, dessen Berücksichtigung für
die richtige Auffassung der hier dargelegten Grundsätze von
nicht geringer Wichtigkeit ist, ich meine die ökonomischen
Opfer, welche die Tauschoperationen erfordern.


Die Grenzen des ökonomischen Tausches.
nicht stattfindet, weil die ökonomische Grenze desselben bereits
eingetreten ist.

Eine weitere Beobachtung, die wir oben machten, betraf
den sich stufenweise mindernden ökonomischen Nutzen, der sich
aus der Ausbeutung einer gegebenen Tauschgelegenheit für be-
stimmte wirthschaftende Individuen ergiebt. Die erste Berührung
der wirthschaftenden Subjecte im Tauschverkehre pflegt für die-
selben stets die ökonomisch vortheilhafteste zu sein und erst
später pflegen auch jene Tauschgelegenheiten ausgebeutet zu
werden, welche minderen ökonomischen Vortheil versprechen.
Dies gilt nicht nur von dem Verkehre der Individuen, sondern
ebensowohl von dem ganzer Nationen. Wenn zwei Völker, deren
Häfen oder Grenzen für den gegenseitigen Verkehr bisher über-
haupt, oder doch durch längere Zeit verschlossen waren, die-
selben plötzlich dem Verkehre öffnen, oder auch nur einige der
bisherigen Hindernisse fortgeräumt werden, so entwickelt sich
sofort ein sehr reger Güterverkehr, denn die Zahl der aus-
zubeutenden Tauschgelegenheiten und der hier zu erzielende
ökonomische Vortheil sind gross. Später tritt ein solcher Ver-
kehr in das Geleise gewöhnlicher, nutzbringender Geschäfte.
Wenn aber der volle Nutzen eines solchen jungen Verkehres
bisweilen nicht sofort an den Tag tritt, so hat dies seinen
Grund darin, dass die zwei anderen Voraussetzungen des ökono-
mischen Tausches, die Erkenntniss der Tauschgelegenheiten und
die Macht, die als ökonomisch erkannten Tauschoperationen
auszuführen, der Regel nach erst nach Verlauf eines gewissen
Zeitraumes für die tauschenden Individuen vorhanden sind. Es
ist aber denn auch eine der eifrigsten Bemühungen handel
treibender Nationen, in diesen beiden Richtungen alle dem Ver-
kehre entgegenstehenden Hindernisse zu überwinden, (durch
genaues Studium der commerciellen Verhältnisse, durch Bau
guter Strassen und sonstiger Verkehrswege etc.).

Bevor ich diese Untersuchung über die Grundlagen und
die Grenzen des ökonomischen Tausches schliesse, möchte ich
noch auf einen Umstand hinweisen, dessen Berücksichtigung für
die richtige Auffassung der hier dargelegten Grundsätze von
nicht geringer Wichtigkeit ist, ich meine die ökonomischen
Opfer, welche die Tauschoperationen erfordern.


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[169/0187] Die Grenzen des ökonomischen Tausches. nicht stattfindet, weil die ökonomische Grenze desselben bereits eingetreten ist. Eine weitere Beobachtung, die wir oben machten, betraf den sich stufenweise mindernden ökonomischen Nutzen, der sich aus der Ausbeutung einer gegebenen Tauschgelegenheit für be- stimmte wirthschaftende Individuen ergiebt. Die erste Berührung der wirthschaftenden Subjecte im Tauschverkehre pflegt für die- selben stets die ökonomisch vortheilhafteste zu sein und erst später pflegen auch jene Tauschgelegenheiten ausgebeutet zu werden, welche minderen ökonomischen Vortheil versprechen. Dies gilt nicht nur von dem Verkehre der Individuen, sondern ebensowohl von dem ganzer Nationen. Wenn zwei Völker, deren Häfen oder Grenzen für den gegenseitigen Verkehr bisher über- haupt, oder doch durch längere Zeit verschlossen waren, die- selben plötzlich dem Verkehre öffnen, oder auch nur einige der bisherigen Hindernisse fortgeräumt werden, so entwickelt sich sofort ein sehr reger Güterverkehr, denn die Zahl der aus- zubeutenden Tauschgelegenheiten und der hier zu erzielende ökonomische Vortheil sind gross. Später tritt ein solcher Ver- kehr in das Geleise gewöhnlicher, nutzbringender Geschäfte. Wenn aber der volle Nutzen eines solchen jungen Verkehres bisweilen nicht sofort an den Tag tritt, so hat dies seinen Grund darin, dass die zwei anderen Voraussetzungen des ökono- mischen Tausches, die Erkenntniss der Tauschgelegenheiten und die Macht, die als ökonomisch erkannten Tauschoperationen auszuführen, der Regel nach erst nach Verlauf eines gewissen Zeitraumes für die tauschenden Individuen vorhanden sind. Es ist aber denn auch eine der eifrigsten Bemühungen handel treibender Nationen, in diesen beiden Richtungen alle dem Ver- kehre entgegenstehenden Hindernisse zu überwinden, (durch genaues Studium der commerciellen Verhältnisse, durch Bau guter Strassen und sonstiger Verkehrswege etc.). Bevor ich diese Untersuchung über die Grundlagen und die Grenzen des ökonomischen Tausches schliesse, möchte ich noch auf einen Umstand hinweisen, dessen Berücksichtigung für die richtige Auffassung der hier dargelegten Grundsätze von nicht geringer Wichtigkeit ist, ich meine die ökonomischen Opfer, welche die Tauschoperationen erfordern.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Grundsätze der Volkswirthschaftslehre. Wien, 1871, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_volkswirtschaftslehre_1871/187>, abgerufen am 22.11.2024.