Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884."scriptiv zu verfahren, ist aber so vielleicht ein eben Wenn auf dem Gebiete irgend einer andern „scriptiv zu verfahren, ist aber so vielleicht ein eben Wenn auf dem Gebiete irgend einer andern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="63"/> „<hi rendition="#g">scriptiv</hi> zu verfahren, ist aber so vielleicht ein eben<lb/> „so gutes oder besseres Erziehungsmittel für künftige<lb/> „Beamte, als wenn sie blos Kunstlehre sein will,<lb/> „d. h. wenn sie freihändlerische oder staatssocialistische<lb/> „Rathschläge ertheilt.“ — — —</p><lb/> <p>Wenn auf dem Gebiete irgend einer andern<lb/><hi rendition="#g">praktischen</hi> Wissenschaft — nehmen wir des Bei-<lb/> spieles willen jenes der Chirurgie oder der Therapie —<lb/> ein Schriftsteller den Gedanken fassen würde, diese<lb/> Disciplinen, nicht etwa auf die Physiologie und Anatomie<lb/> (also auf die entsprechenden theoretischen Wissen-<lb/> schaften!) zu begründen, sondern sie zu diesen letztern<lb/> zu erheben, d. i. im Sinne <hi rendition="#g">Schmoller</hi>’s zu <hi rendition="#g">theore-<lb/> tischen</hi> Naturwissenschaften umzugestalten, so würden<lb/> alle Fachgenossen desselben die sachkundigen Häupter<lb/> bedenklich zu schütteln beginnen. Wenn der nämliche<lb/> Autor aber die Chirurgie oder die Therapie gar in der<lb/> Weise zur Physiologie oder Anatomie erheben wollte,<lb/> dass er an ihre Stelle eine <hi rendition="#g">historische</hi> Wissenschaft,<lb/> also etwa die Ethnographie oder die Anthropohistorie<lb/> setzen wollte, so würde sich ihm sicherlich sofort die<lb/> allgemeinste werkthätige Theilnahme seiner medicini-<lb/> schen Collegen zuwenden. Und doch hätte derselbe, im<lb/> Grunde genommen, nur nicht das richtige Terrain für<lb/> die Publication seiner Entdeckungen erwählt; hätte<lb/> er den nämlichen Gedanken auf dem Gebiete der poli-<lb/> tischen Oekonomie ausgesprochen, so würde er den-<lb/> selben nicht nur als Ergebniss seiner unermüdlichen<lb/> historischen und philosophischen Studien bezeichnen<lb/> können, sondern vielleicht sogar gläubige Seelen finden,<lb/> welche dergleichen für epochemachende Wahrheiten<lb/> hinzunehmen bereit sein würden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [63/0079]
„scriptiv zu verfahren, ist aber so vielleicht ein eben
„so gutes oder besseres Erziehungsmittel für künftige
„Beamte, als wenn sie blos Kunstlehre sein will,
„d. h. wenn sie freihändlerische oder staatssocialistische
„Rathschläge ertheilt.“ — — —
Wenn auf dem Gebiete irgend einer andern
praktischen Wissenschaft — nehmen wir des Bei-
spieles willen jenes der Chirurgie oder der Therapie —
ein Schriftsteller den Gedanken fassen würde, diese
Disciplinen, nicht etwa auf die Physiologie und Anatomie
(also auf die entsprechenden theoretischen Wissen-
schaften!) zu begründen, sondern sie zu diesen letztern
zu erheben, d. i. im Sinne Schmoller’s zu theore-
tischen Naturwissenschaften umzugestalten, so würden
alle Fachgenossen desselben die sachkundigen Häupter
bedenklich zu schütteln beginnen. Wenn der nämliche
Autor aber die Chirurgie oder die Therapie gar in der
Weise zur Physiologie oder Anatomie erheben wollte,
dass er an ihre Stelle eine historische Wissenschaft,
also etwa die Ethnographie oder die Anthropohistorie
setzen wollte, so würde sich ihm sicherlich sofort die
allgemeinste werkthätige Theilnahme seiner medicini-
schen Collegen zuwenden. Und doch hätte derselbe, im
Grunde genommen, nur nicht das richtige Terrain für
die Publication seiner Entdeckungen erwählt; hätte
er den nämlichen Gedanken auf dem Gebiete der poli-
tischen Oekonomie ausgesprochen, so würde er den-
selben nicht nur als Ergebniss seiner unermüdlichen
historischen und philosophischen Studien bezeichnen
können, sondern vielleicht sogar gläubige Seelen finden,
welche dergleichen für epochemachende Wahrheiten
hinzunehmen bereit sein würden.
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