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Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884.

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Doch wohl nur seinen Lesern die Meinung beibringen,
dass mir die Trivialitäten, welche er in einer halb
unverständlichen Sprache vorträgt, unbekannt seien?
Er will mich über Dinge belehren, von denen ich um
des Humors willen, welcher in gewissen Prätensionen
der historischen Nationalökonomen liegt, nachgewiesen
habe *), dass sie seit Platon und Aristoteles von
den Schriftstellern über "praktische Philosophie" wieder-
holt wurden und wiederholt werden!

Indess selbst wenn die obigen Bemerkungen
originell wären, wenn nicht die Patina von zwei Jahr-
tausenden auf ihnen läge, was haben sie mit der Frage
nach den Grenzen zwischen Geschichtsschreibung und
Theorie auf dem Gebiete der Volkswirthschaft zu thun?
Dass die Geschichte der Volkswirthschaft und nicht
nur diese, sondern auch zahlreiche andere Disciplinen
als Hilfswissenschaften der theoretischen National-
ökonomie bezeichnet werden können und jeder Fort-
schritt derselben demnach der theoretischen National-
ökonomie zu Gute komme, ja dass alle Wissenschaften
in einem gewissen Zusammenhange stehen, wer wird
dies leugnen, wer hat dies je geleugnet? Nur ein
ganz unkundiger Beurtheiler vermöchte indess daraus
den Schluss zu ziehen, dass zwischen den ein-
zelnen Wissenschaften überhaupt keine
festen Grenzen bestehen
und dass insbesondere
die historischen Wissenschaften von der Volkswirth-
schaft und die theoretische Nationalökonomie miteinan-
der verwechselt werden dürfen. Und nur dagegen, gegen
die Irrthümer, in welche unsere historischen National-
ökonomen in dieser Rücksicht verfallen sind, habe ich
mich gewendet. **)

*) Ebend. S. 187.
**) Ebend. S. 11 ff.

Doch wohl nur seinen Lesern die Meinung beibringen,
dass mir die Trivialitäten, welche er in einer halb
unverständlichen Sprache vorträgt, unbekannt seien?
Er will mich über Dinge belehren, von denen ich um
des Humors willen, welcher in gewissen Prätensionen
der historischen Nationalökonomen liegt, nachgewiesen
habe *), dass sie seit Platon und Aristoteles von
den Schriftstellern über „praktische Philosophie“ wieder-
holt wurden und wiederholt werden!

Indess selbst wenn die obigen Bemerkungen
originell wären, wenn nicht die Patina von zwei Jahr-
tausenden auf ihnen läge, was haben sie mit der Frage
nach den Grenzen zwischen Geschichtsschreibung und
Theorie auf dem Gebiete der Volkswirthschaft zu thun?
Dass die Geschichte der Volkswirthschaft und nicht
nur diese, sondern auch zahlreiche andere Disciplinen
als Hilfswissenschaften der theoretischen National-
ökonomie bezeichnet werden können und jeder Fort-
schritt derselben demnach der theoretischen National-
ökonomie zu Gute komme, ja dass alle Wissenschaften
in einem gewissen Zusammenhange stehen, wer wird
dies leugnen, wer hat dies je geleugnet? Nur ein
ganz unkundiger Beurtheiler vermöchte indess daraus
den Schluss zu ziehen, dass zwischen den ein-
zelnen Wissenschaften überhaupt keine
festen Grenzen bestehen
und dass insbesondere
die historischen Wissenschaften von der Volkswirth-
schaft und die theoretische Nationalökonomie miteinan-
der verwechselt werden dürfen. Und nur dagegen, gegen
die Irrthümer, in welche unsere historischen National-
ökonomen in dieser Rücksicht verfallen sind, habe ich
mich gewendet. **)

*) Ebend. S. 187.
**) Ebend. S. 11 ff.
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[23/0039] Doch wohl nur seinen Lesern die Meinung beibringen, dass mir die Trivialitäten, welche er in einer halb unverständlichen Sprache vorträgt, unbekannt seien? Er will mich über Dinge belehren, von denen ich um des Humors willen, welcher in gewissen Prätensionen der historischen Nationalökonomen liegt, nachgewiesen habe *), dass sie seit Platon und Aristoteles von den Schriftstellern über „praktische Philosophie“ wieder- holt wurden und wiederholt werden! Indess selbst wenn die obigen Bemerkungen originell wären, wenn nicht die Patina von zwei Jahr- tausenden auf ihnen läge, was haben sie mit der Frage nach den Grenzen zwischen Geschichtsschreibung und Theorie auf dem Gebiete der Volkswirthschaft zu thun? Dass die Geschichte der Volkswirthschaft und nicht nur diese, sondern auch zahlreiche andere Disciplinen als Hilfswissenschaften der theoretischen National- ökonomie bezeichnet werden können und jeder Fort- schritt derselben demnach der theoretischen National- ökonomie zu Gute komme, ja dass alle Wissenschaften in einem gewissen Zusammenhange stehen, wer wird dies leugnen, wer hat dies je geleugnet? Nur ein ganz unkundiger Beurtheiler vermöchte indess daraus den Schluss zu ziehen, dass zwischen den ein- zelnen Wissenschaften überhaupt keine festen Grenzen bestehen und dass insbesondere die historischen Wissenschaften von der Volkswirth- schaft und die theoretische Nationalökonomie miteinan- der verwechselt werden dürfen. Und nur dagegen, gegen die Irrthümer, in welche unsere historischen National- ökonomen in dieser Rücksicht verfallen sind, habe ich mich gewendet. **) *) Ebend. S. 187. **) Ebend. S. 11 ff.

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Zitationshilfe: Menger, Carl: Die Irrthümer des Historismus in der deutschen Nationalökonomie. Wien, 1884, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/menger_historismus_1884/39>, abgerufen am 19.04.2024.