Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite

Als nun Petrus das Getümmel an der Thür
hörete/ gehet er hinzu/ macht auff/ fragt/ wer er sey?
Wo er her komme? vnnd was seyn begeren? Dieser
Julius zeucht alsbald sein verguldeten Schäfer-
kolben heruor/ vnd seine dreyfache Cron/ weiset die
Sanct Petro vnd spricht. Du meyneidiger trew-
loser Kerle/ kennest du dann nun den heiligen Vat-
ter den Bapst nicht? Welchem Sanct Peter ant-
wortet: Hör Gesell/ du darffest hieher nicht kom-
men/ ich darff dich auch nicht eynlassen/ dann du
hast es schon viel vnd mannichmal auch dein eigen
theil verkaufft.

Cordus lib. Epig. 2. pag. 118.

CXXXVI. Von Thaleto einem
Sternseher vnnd einem alten
Weib.

THales der berühmte Sternseher/ als er
auff eine zeit fleissig nach dem Gestirn gu-
ckete/ vnd sein Augen gantz nach dem Ge-
stirn gehoben hatte/ fellet er im fortgehen
in eine Gruben voller Schleims vnd Koths. Als
nun dieses ein alt Weib/ welche Wasser wolt auß
eim Brunnen schöpffen ersehen/ fengt sie also mit
lauter Stimm an/ O du grosser Narr/ was sichstu
viel nach deß Himmelslauff vnd Gestirn/ vnnd si-
heft nicht was vnder vnnd vor deinen Füssen ist/
dann in dem du dich bemühest anderen zukünffti-
ge Ding zu sagen/ so kanst du dir selbst nicht
vorsehen deinen zukommenden scha-
den.

Von
J v

Als nun Petrus das Getuͤmmel an der Thuͤr
hoͤrete/ gehet er hinzu/ macht auff/ fragt/ wer er ſey?
Wo er her komme? vnnd was ſeyn begeren? Dieſer
Julius zeucht alsbald ſein verguldeten Schaͤfer-
kolben heruor/ vnd ſeine dreyfache Cron/ weiſet die
Sanct Petro vnd ſpricht. Du meyneidiger trew-
loſer Kerle/ kenneſt du dann nun den heiligen Vat-
ter den Bapſt nicht? Welchem Sanct Peter ant-
wortet: Hoͤr Geſell/ du darffeſt hieher nicht kom-
men/ ich darff dich auch nicht eynlaſſen/ dann du
haſt es ſchon viel vnd mannichmal auch dein eigen
theil verkaufft.

Cordus lıb. Epig. 2. pag. 118.

CXXXVI. Von Thaleto einem
Sternſeher vnnd einem alten
Weib.

THales der beruͤhmte Sternſeher/ als er
auff eine zeit fleiſſig nach dem Geſtirn gu-
ckete/ vnd ſein Augen gantz nach dem Ge-
ſtirn gehoben hatte/ fellet er im fortgehen
in eine Gruben voller Schleims vnd Koths. Als
nun dieſes ein alt Weib/ welche Waſſer wolt auß
eim Brunnen ſchoͤpffen erſehen/ fengt ſie alſo mit
lauter Stimm an/ O du groſſer Narr/ was ſichſtu
viel nach deß Himmelslauff vnd Geſtirn/ vnnd ſi-
heft nicht was vnder vnnd vor deinen Fuͤſſen iſt/
dann in dem du dich bemuͤheſt anderen zukuͤnffti-
ge Ding zu ſagen/ ſo kanſt du dir ſelbſt nicht
vorſehen deinen zukommenden ſcha-
den.

Von
J v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0157" n="133"/>
        <p>Als nun Petrus das Getu&#x0364;mmel an der Thu&#x0364;r<lb/>
ho&#x0364;rete/ gehet er hinzu/ macht auff/ fragt/ wer er &#x017F;ey?<lb/>
Wo er her komme? vnnd was &#x017F;eyn begeren? Die&#x017F;er<lb/>
Julius zeucht alsbald &#x017F;ein verguldeten Scha&#x0364;fer-<lb/>
kolben heruor/ vnd &#x017F;eine dreyfache Cron/ wei&#x017F;et die<lb/>
Sanct Petro vnd &#x017F;pricht. Du meyneidiger trew-<lb/>
lo&#x017F;er Kerle/ kenne&#x017F;t du dann nun den heiligen Vat-<lb/>
ter den Bap&#x017F;t nicht? Welchem Sanct Peter ant-<lb/>
wortet: Ho&#x0364;r Ge&#x017F;ell/ du darffe&#x017F;t hieher nicht kom-<lb/>
men/ ich darff dich auch nicht eynla&#x017F;&#x017F;en/ dann du<lb/>
ha&#x017F;t es &#x017F;chon viel vnd mannichmal auch dein eigen<lb/>
theil verkaufft.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Cordus l&#x0131;b. Epig. 2. pag.</hi> 11<hi rendition="#i">8.</hi></hi> </p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CXXXVI.</hi></hi> Von Thaleto einem<lb/>
Stern&#x017F;eher vnnd einem alten<lb/>
Weib.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">T</hi>Hales der beru&#x0364;hmte Stern&#x017F;eher/ als er<lb/>
auff eine zeit flei&#x017F;&#x017F;ig nach dem Ge&#x017F;tirn gu-<lb/>
ckete/ vnd &#x017F;ein Augen gantz nach dem Ge-<lb/>
&#x017F;tirn gehoben hatte/ fellet er im fortgehen<lb/>
in eine Gruben voller Schleims vnd Koths. Als<lb/>
nun die&#x017F;es ein alt Weib/ welche Wa&#x017F;&#x017F;er wolt auß<lb/>
eim Brunnen &#x017F;cho&#x0364;pffen er&#x017F;ehen/ fengt &#x017F;ie al&#x017F;o mit<lb/>
lauter Stimm an/ O du gro&#x017F;&#x017F;er Narr/ was &#x017F;ich&#x017F;tu<lb/>
viel nach deß Himmelslauff vnd Ge&#x017F;tirn/ vnnd &#x017F;i-<lb/>
heft nicht was vnder vnnd vor deinen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/<lb/>
dann in dem du dich bemu&#x0364;he&#x017F;t anderen zuku&#x0364;nffti-<lb/><hi rendition="#c">ge Ding zu &#x017F;agen/ &#x017F;o kan&#x017F;t du dir &#x017F;elb&#x017F;t nicht<lb/>
vor&#x017F;ehen deinen zukommenden &#x017F;cha-<lb/>
den.</hi></p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">J v</hi> </fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Von</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0157] Als nun Petrus das Getuͤmmel an der Thuͤr hoͤrete/ gehet er hinzu/ macht auff/ fragt/ wer er ſey? Wo er her komme? vnnd was ſeyn begeren? Dieſer Julius zeucht alsbald ſein verguldeten Schaͤfer- kolben heruor/ vnd ſeine dreyfache Cron/ weiſet die Sanct Petro vnd ſpricht. Du meyneidiger trew- loſer Kerle/ kenneſt du dann nun den heiligen Vat- ter den Bapſt nicht? Welchem Sanct Peter ant- wortet: Hoͤr Geſell/ du darffeſt hieher nicht kom- men/ ich darff dich auch nicht eynlaſſen/ dann du haſt es ſchon viel vnd mannichmal auch dein eigen theil verkaufft. Cordus lıb. Epig. 2. pag. 118. CXXXVI. Von Thaleto einem Sternſeher vnnd einem alten Weib. THales der beruͤhmte Sternſeher/ als er auff eine zeit fleiſſig nach dem Geſtirn gu- ckete/ vnd ſein Augen gantz nach dem Ge- ſtirn gehoben hatte/ fellet er im fortgehen in eine Gruben voller Schleims vnd Koths. Als nun dieſes ein alt Weib/ welche Waſſer wolt auß eim Brunnen ſchoͤpffen erſehen/ fengt ſie alſo mit lauter Stimm an/ O du groſſer Narr/ was ſichſtu viel nach deß Himmelslauff vnd Geſtirn/ vnnd ſi- heft nicht was vnder vnnd vor deinen Fuͤſſen iſt/ dann in dem du dich bemuͤheſt anderen zukuͤnffti- ge Ding zu ſagen/ ſo kanſt du dir ſelbſt nicht vorſehen deinen zukommenden ſcha- den. Von J v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/157
Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/157>, abgerufen am 24.11.2024.