Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite

das ist naturlich/ aber wir lesen nicht daß er
auch ein Cr afft soll haben zu den Geistlichen ga-
ben/ bevorab da Christi einsetzung vnd wort nicht
dabey ist. Aber sie sagen/ es habe Christus mit
Speien ein teig auß der Erden gemacht/ vnnd
mit demselben Kott die Augen eines/ so Blindt
geboren war/ angestrichen. Das wissen wir
zwar das es geschehen ist/ aber sie beweissen/
daß Christus befohlen hab/ daß wir auch derglei-
chen thun sollen/ als dan wöllen wir jhnen nach-
geben/ daß sie recht vnd ordentlich handeln. Aber sie
werden nirgend an keinem orth ein solch Gebote
können zeigen. Vnnd das noch mehr ist/ daß die
Speyen eines bresthafften vnnd vnreinen Men-
schen/ ja das auch woll etwas ärgers ist/ mit
dem Speichel Christi gar nicht zuvergleichen ist.
Derwegen so ist es nur ein affen werck/ die-
weil sie diesen gebrauch vnnd Ceremonien we-
der von Christo/ noch von den Aposteln ge-
lernet haben. Vnnd es kan leichtlich gesche-
hen/ daß sie das Kindt/ welches sie bespeutzen/
beschedigen/ so sie etwan die Frantzosen oder den
aussatz haben. Welches/ wie glaublich/ sich nicht
selten zuträgt/ weill sie gemeiniglich Hurer
sindt.

CXXVI. Von dem Ertzbischofs
von Pisa.

WAnn findt in der Florentinische Cro-
nicken/ daß ein Ertz Bischoff von Pi-
[st]a in einem Tumult von dem auff-
[r]ührischen in einem Blötzlichen grim
bey Lebzeitten des Babst Sixti 4. Jn der

Pfaltz
K

das iſt naturlich/ aber wir leſen nicht daß er
auch ein Cr afft ſoll haben zu den Geiſtlichen ga-
ben/ bevorab da Chriſti einſetzung vnd wort nicht
dabey iſt. Aber ſie ſagen/ es habe Chriſtus mit
Speien ein teig auß der Erden gemacht/ vnnd
mit demſelben Kott die Augen eines/ ſo Blindt
geboren war/ angeſtrichen. Das wiſſen wir
zwar das es geſchehen iſt/ aber ſie beweiſſen/
daß Chriſtus befohlen hab/ daß wir auch derglei-
chen thun ſollen/ als dan woͤllen wir jhnen nach-
geben/ daß ſie recht vnd ordentlich handeln. Aber ſie
werden nirgend an keinem orth ein ſolch Gebote
koͤnnen zeigen. Vnnd das noch mehr iſt/ daß die
Speyen eines breſthafften vnnd vnreinen Men-
ſchen/ ja das auch woll etwas aͤrgers iſt/ mit
dem Speichel Chriſti gar nicht zuvergleichen iſt.
Derwegen ſo iſt es nur ein affen werck/ die-
weil ſie dieſen gebrauch vnnd Ceremonien we-
der von Chriſto/ noch von den Apoſteln ge-
lernet haben. Vnnd es kan leichtlich geſche-
hen/ daß ſie das Kindt/ welches ſie beſpeutzen/
beſchedigen/ ſo ſie etwan die Frantzoſen oder den
ausſatz haben. Welches/ wie glaublich/ ſich nicht
ſelten zutraͤgt/ weill ſie gemeiniglich Hurer
ſindt.

CXXVI. Von dem Ertzbiſchofſ
von Piſa.

WAnn findt in der Florentiniſche Cro-
nicken/ daß ein Ertz Biſchoff von Pi-
[ſt]a in einem Tumult von dem auff-
[r]uͤhriſchen in einem Bloͤtzlichen grim
bey Lebzeitten des Babſt Sixti 4. Jn der

Pfaltz
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="125"/>
das i&#x017F;t naturlich/ aber wir le&#x017F;en nicht daß er<lb/>
auch ein Cr afft &#x017F;oll haben zu den Gei&#x017F;tlichen ga-<lb/>
ben/ bevorab da Chri&#x017F;ti ein&#x017F;etzung vnd wort nicht<lb/>
dabey i&#x017F;t. Aber &#x017F;ie &#x017F;agen/ es habe Chri&#x017F;tus mit<lb/>
Speien ein teig auß der Erden gemacht/ vnnd<lb/>
mit dem&#x017F;elben Kott die Augen eines/ &#x017F;o Blindt<lb/>
geboren war/ ange&#x017F;trichen. Das wi&#x017F;&#x017F;en wir<lb/>
zwar das es ge&#x017F;chehen i&#x017F;t/ aber &#x017F;ie bewei&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
daß Chri&#x017F;tus befohlen hab/ daß wir auch derglei-<lb/>
chen thun &#x017F;ollen/ als dan wo&#x0364;llen wir jhnen nach-<lb/>
geben/ daß &#x017F;ie recht vnd ordentlich handeln. Aber &#x017F;ie<lb/>
werden nirgend an keinem orth ein &#x017F;olch Gebote<lb/>
ko&#x0364;nnen zeigen. Vnnd das noch mehr i&#x017F;t/ daß die<lb/>
Speyen eines bre&#x017F;thafften vnnd vnreinen Men-<lb/>
&#x017F;chen/ ja das auch woll etwas a&#x0364;rgers i&#x017F;t/ mit<lb/>
dem Speichel Chri&#x017F;ti gar nicht zuvergleichen i&#x017F;t.<lb/>
Derwegen &#x017F;o i&#x017F;t es nur ein affen werck/ die-<lb/>
weil &#x017F;ie die&#x017F;en gebrauch vnnd Ceremonien we-<lb/>
der von Chri&#x017F;to/ noch von den Apo&#x017F;teln ge-<lb/>
lernet haben. Vnnd es kan leichtlich ge&#x017F;che-<lb/>
hen/ daß &#x017F;ie das Kindt/ welches &#x017F;ie be&#x017F;peutzen/<lb/>
be&#x017F;chedigen/ &#x017F;o &#x017F;ie etwan die Frantzo&#x017F;en oder den<lb/>
aus&#x017F;atz haben. Welches/ wie glaublich/ &#x017F;ich nicht<lb/>
&#x017F;elten zutra&#x0364;gt/ weill &#x017F;ie gemeiniglich Hurer<lb/>
&#x017F;indt.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CXXVI.</hi></hi> Von dem Ertzbi&#x017F;chof&#x017F;<lb/>
von Pi&#x017F;a.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">W</hi>Ann findt in der Florentini&#x017F;che Cro-<lb/>
nicken/ daß ein Ertz Bi&#x017F;choff von Pi-<lb/><supplied>&#x017F;t</supplied>a in einem Tumult von dem auff-<lb/><supplied>r</supplied>u&#x0364;hri&#x017F;chen in einem Blo&#x0364;tzlichen grim<lb/>
bey Lebzeitten des Bab&#x017F;t Sixti 4. Jn der<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">Pfaltz</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0149] das iſt naturlich/ aber wir leſen nicht daß er auch ein Cr afft ſoll haben zu den Geiſtlichen ga- ben/ bevorab da Chriſti einſetzung vnd wort nicht dabey iſt. Aber ſie ſagen/ es habe Chriſtus mit Speien ein teig auß der Erden gemacht/ vnnd mit demſelben Kott die Augen eines/ ſo Blindt geboren war/ angeſtrichen. Das wiſſen wir zwar das es geſchehen iſt/ aber ſie beweiſſen/ daß Chriſtus befohlen hab/ daß wir auch derglei- chen thun ſollen/ als dan woͤllen wir jhnen nach- geben/ daß ſie recht vnd ordentlich handeln. Aber ſie werden nirgend an keinem orth ein ſolch Gebote koͤnnen zeigen. Vnnd das noch mehr iſt/ daß die Speyen eines breſthafften vnnd vnreinen Men- ſchen/ ja das auch woll etwas aͤrgers iſt/ mit dem Speichel Chriſti gar nicht zuvergleichen iſt. Derwegen ſo iſt es nur ein affen werck/ die- weil ſie dieſen gebrauch vnnd Ceremonien we- der von Chriſto/ noch von den Apoſteln ge- lernet haben. Vnnd es kan leichtlich geſche- hen/ daß ſie das Kindt/ welches ſie beſpeutzen/ beſchedigen/ ſo ſie etwan die Frantzoſen oder den ausſatz haben. Welches/ wie glaublich/ ſich nicht ſelten zutraͤgt/ weill ſie gemeiniglich Hurer ſindt. CXXVI. Von dem Ertzbiſchofſ von Piſa. WAnn findt in der Florentiniſche Cro- nicken/ daß ein Ertz Biſchoff von Pi- ſta in einem Tumult von dem auff- ruͤhriſchen in einem Bloͤtzlichen grim bey Lebzeitten des Babſt Sixti 4. Jn der Pfaltz K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/149
Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/149>, abgerufen am 23.11.2024.