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Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

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Westphaling/ ist es nicht ein schand/ so viel Fisch
auff einen bissen zu fressen? Daß dich die Pestilentz
rühre in verfressenen Schäffer/ jhr soltet ein toden
gräber seyn/ dann ehe man ein wort recht sagen
möchte/ könt jhr einen hauffen machen/ zu seinen
Tischgenossen aber sprach er/ was duncket euch/ ist
er nicht straff fellig Gewißlich/ es soll jm nicht ge-
schenckt werden. Wolt jhr mir folgen/ so soll er vns
einen Galtgülden zum besten geben. Die andern
waren all der meinung vnd must auch vor einen golt
gülden so balt Wein holen lassen. Wer solt nun nit
gemeinet haben/ daß er hinfuro mässiger vnd spar-
samer essen wurde? Aber er bleib auff seiner alten
weiß: Dann als der Doctor ohn lengst hernach
herrliche Carpen vberkam/ vnd sie zum besten Ko-
chen ließ/ da war er der erst in der Schüsseln/ nahm
die Eyer all mit einander/ vnnd fraß sie/ gab weder
dem Doctor/ noch seiner Fraw/ noch jemand was
davon/ darnach nimpt er die Fisch für/ vnd werden
jm dieselbe auch kaum halb zu theil. Der Franckfur-
ter wird abermalß vnlustig/ vnd verweiset jhm das
folgender gestalt: Mann soll euch nicht Paulum
sondern Pamphagum nennen/ sintemal jhr nicht
Paululum (ein wenig) sondern alles fresset/ vnd
in ewern magen werffet/ der doch vnsätlich ist vnd
keinen grundt hat: Dann jhr habt der Carpen Eyer
all mit einander allein gessen/ vnd weder dem Herrn
Doctori/ noch seiner Haußfrawen/ noch sonsten
vnser einem etwas davon geben/ oder vorgelegt?
Wz soll disse vnverschambte frässigkeit? Wie viel
Fisch jhr vber das gefressen habt/ das zeigen die
Gran vnnd Schnppen an/ so vmb ewern Deller
herumb ligen. Mann sagt im gemeinen sprichwort/
durch schaden wird man weiß/ aber jhr lasset euch
solches nichts angehen. Dann newlich hat man
euch vmb einen goltgülden gestraffet/ jhr aber bes-

sert
A v

Weſtphåling/ iſt es nicht ein ſchand/ ſo viel Fiſch
auff einen biſſen zu freſſen? Daß dich die Peſtilentz
ruͤhre in verfreſſenen Schaͤffer/ jhr ſoltet ein toden
graͤber ſeyn/ dann ehe man ein wort recht ſagen
moͤchte/ koͤnt jhr einen hauffen machen/ zu ſeinen
Tiſchgenoſſen aber ſprach er/ was duncket euch/ iſt
er nicht ſtraff fellig Gewißlich/ es ſoll jm nicht ge-
ſchenckt werden. Wolt jhr mir folgen/ ſo ſoll er vns
einen Galtguͤlden zum beſten geben. Die andern
waren all der meinung vñ muſt auch vor einen golt
guͤlden ſo balt Wein holen laſſen. Wer ſolt nun nit
gemeinet haben/ daß er hinfuro maͤſſiger vnd ſpar-
ſamer eſſen wurde? Aber er bleib auff ſeiner alten
weiß: Dann als der Doctor ohn lengſt hernach
herꝛliche Carpen vberkam/ vnd ſie zum beſten Ko-
chen ließ/ da war er der erſt in der Schuͤſſeln/ nahm
die Eyer all mit einander/ vnnd fraß ſie/ gab weder
dem Doctor/ noch ſeiner Fraw/ noch jemand was
davon/ darnach nimpt er die Fiſch fuͤr/ vnd werden
jm dieſelbe auch kaum halb zu theil. Der Franckfur-
ter wird abermalß vnluſtig/ vnd verweiſet jhm das
folgender geſtalt: Mann ſoll euch nicht Paulum
ſondern Pamphagum nennen/ ſintemal jhr nicht
Paululum (ein wenig) ſondern alles freſſet/ vnd
in ewern magen werffet/ der doch vnſaͤtlich iſt vnd
keinen grundt hat: Dann jhr habt der Carpen Eyer
all mit einander allein geſſen/ vnd weder dem Herꝛn
Doctori/ noch ſeiner Haußfrawen/ noch ſonſten
vnſer einem etwas davon geben/ oder vorgelegt?
Wz ſoll diſſe vnverſchambte fraͤſſigkeit? Wie viel
Fiſch jhr vber das gefreſſen habt/ das zeigen die
Gran vnnd Schnppen an/ ſo vmb ewern Deller
herumb ligen. Mann ſagt im gemeinen ſprichwort/
durch ſchaden wird man weiß/ aber jhr laſſet euch
ſolches nichts angehen. Dann newlich hat man
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Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/13>, abgerufen am 01.05.2024.