Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605.

Bild:
<< vorherige Seite
LXXVI. Von S. Vlrichen.

S. Vlrich/ Bischoff zu Augspurg/ der be-
kam ein grewlich Geschwer am Hin-
dern/ das man den Krebs nennet/ wel-
ches jmmer je lenger je weiter vmb sich
fraß/ daß letztlich die Artzte an seinem Leben ver-
zagten. Da hat er sich zu S. Martin gen Turon
gelobet/ vnd als man jhn dahin gebracht/ hat er sie-
ben nacht in der Kirchen beym Altar zubracht/
vnd vmb hülff vnd rettung S. Martinum ohn vn-
derlaß angeruffen. Wie er nun dermals eines ent-
schlefft/ kompt S. Martinus gegangen/ vnnd S.
Brix mit jhm/ welche angefangen/ von Bischoff
Vlrichs Kranckheit mit einander zu reden. Vnnd
hat S. Martinus deß Bischoffs Stirn mit ei-
nem Creutz gezeichnet/ vnnd mit einem Stab sein
geschwer angerühret/ daruon sey er von stund an
gesund worden. Vnnd als er erwacht/ hab ers also
befunden/ dann das Geschwer sey nicht mehr da/
sondern an derselbigen statt ein kleines Närblein
gewesen.

LXXVII. Von einem reichen
geitzhalse.

ES war ein reicher geitzhalß/ der seinen
Schatz vnder einen Baum gegraben hat-
te/ vnnd ein breiten Stein darauff geleget
zum Merckzeichen. Als aber ein armer be-
trübter Mann in Verzweiffelung sich hencken wolt
an denselben Baum/ vnnd den Strick wil an einen
Ast werffen/ vnd ohne gefehr denselben Stein fort-
rücken wil/ damit er den Ast am Baum erreichen
köndte/ vnnd in dem er nun den Stein fort rücket/
sihet er einen Schatz in der gruben liegen/ vnd wird

fro/
LXXVI. Von S. Vlrichen.

S. Vlrich/ Biſchoff zu Augſpurg/ der be-
kam ein grewlich Geſchwer am Hin-
dern/ das man den Krebs nennet/ wel-
ches jmmer je lenger je weiter vmb ſich
fraß/ daß letztlich die Artzte an ſeinem Leben ver-
zagten. Da hat er ſich zu S. Martin gen Turon
gelobet/ vnd als man jhn dahin gebracht/ hat er ſie-
ben nacht in der Kirchen beym Altar zubracht/
vnd vmb huͤlff vnd rettung S. Martinum ohn vn-
derlaß angeruffen. Wie er nun dermals eines ent-
ſchlefft/ kompt S. Martinus gegangen/ vnnd S.
Brix mit jhm/ welche angefangen/ von Biſchoff
Vlrichs Kranckheit mit einander zu reden. Vnnd
hat S. Martinus deß Biſchoffs Stirn mit ei-
nem Creutz gezeichnet/ vnnd mit einem Stab ſein
geſchwer angeruͤhret/ daruon ſey er von ſtund an
geſund worden. Vnnd als er erwacht/ hab ers alſo
befunden/ dann das Geſchwer ſey nicht mehr da/
ſondern an derſelbigen ſtatt ein kleines Naͤrblein
geweſen.

LXXVII. Von einem reichen
geitzhalſe.

ES war ein reicher geitzhalß/ der ſeinen
Schatz vnder einen Baum gegraben hat-
te/ vnnd ein breiten Stein darauff geleget
zum Merckzeichen. Als aber ein armer be-
truͤbter Mañ in Verzweiffelung ſich hencken wolt
an denſelben Baum/ vnnd den Strick wil an einen
Aſt werffen/ vnd ohne gefehr denſelben Stein fort-
ruͤcken wil/ damit er den Aſt am Baum erreichen
koͤndte/ vnnd in dem er nun den Stein fort ruͤcket/
ſihet er einen Schatz in der gruben liegen/ vnd wird

fro/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0100" n="96"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">LXXVI.</hi> Von S. Vlrichen.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">S.</hi> Vlrich/ Bi&#x017F;choff zu Aug&#x017F;purg/ der be-<lb/>
kam ein grewlich Ge&#x017F;chwer am Hin-<lb/>
dern/ das man den Krebs nennet/ wel-<lb/>
ches jmmer je lenger je weiter vmb &#x017F;ich<lb/>
fraß/ daß letztlich die Artzte an &#x017F;einem Leben ver-<lb/>
zagten. Da hat er &#x017F;ich zu S. Martin gen Turon<lb/>
gelobet/ vnd als man jhn dahin gebracht/ hat er &#x017F;ie-<lb/>
ben nacht in der Kirchen beym Altar zubracht/<lb/>
vnd vmb hu&#x0364;lff vnd rettung S. Martinum ohn vn-<lb/>
derlaß angeruffen. Wie er nun dermals eines ent-<lb/>
&#x017F;chlefft/ kompt S. Martinus gegangen/ vnnd S.<lb/>
Brix mit jhm/ welche angefangen/ von Bi&#x017F;choff<lb/>
Vlrichs Kranckheit mit einander zu reden. Vnnd<lb/>
hat S. Martinus deß Bi&#x017F;choffs Stirn mit ei-<lb/>
nem Creutz gezeichnet/ vnnd mit einem Stab &#x017F;ein<lb/>
ge&#x017F;chwer angeru&#x0364;hret/ daruon &#x017F;ey er von &#x017F;tund an<lb/>
ge&#x017F;und worden. Vnnd als er erwacht/ hab ers al&#x017F;o<lb/>
befunden/ dann das Ge&#x017F;chwer &#x017F;ey nicht mehr da/<lb/>
&#x017F;ondern an der&#x017F;elbigen &#x017F;tatt ein kleines Na&#x0364;rblein<lb/>
gewe&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LXXVII.</hi></hi> Von einem reichen<lb/>
geitzhal&#x017F;e.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>S war ein reicher geitzhalß/ der &#x017F;einen<lb/>
Schatz vnder einen Baum gegraben hat-<lb/>
te/ vnnd ein breiten Stein darauff geleget<lb/>
zum Merckzeichen. Als aber ein armer be-<lb/>
tru&#x0364;bter Man&#x0303; in Verzweiffelung &#x017F;ich hencken wolt<lb/>
an den&#x017F;elben Baum/ vnnd den Strick wil an einen<lb/>
A&#x017F;t werffen/ vnd ohne gefehr den&#x017F;elben Stein fort-<lb/>
ru&#x0364;cken wil/ damit er den A&#x017F;t am Baum erreichen<lb/>
ko&#x0364;ndte/ vnnd in dem er nun den Stein fort ru&#x0364;cket/<lb/>
&#x017F;ihet er einen Schatz in der gruben liegen/ vnd wird<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fro/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0100] LXXVI. Von S. Vlrichen. S. Vlrich/ Biſchoff zu Augſpurg/ der be- kam ein grewlich Geſchwer am Hin- dern/ das man den Krebs nennet/ wel- ches jmmer je lenger je weiter vmb ſich fraß/ daß letztlich die Artzte an ſeinem Leben ver- zagten. Da hat er ſich zu S. Martin gen Turon gelobet/ vnd als man jhn dahin gebracht/ hat er ſie- ben nacht in der Kirchen beym Altar zubracht/ vnd vmb huͤlff vnd rettung S. Martinum ohn vn- derlaß angeruffen. Wie er nun dermals eines ent- ſchlefft/ kompt S. Martinus gegangen/ vnnd S. Brix mit jhm/ welche angefangen/ von Biſchoff Vlrichs Kranckheit mit einander zu reden. Vnnd hat S. Martinus deß Biſchoffs Stirn mit ei- nem Creutz gezeichnet/ vnnd mit einem Stab ſein geſchwer angeruͤhret/ daruon ſey er von ſtund an geſund worden. Vnnd als er erwacht/ hab ers alſo befunden/ dann das Geſchwer ſey nicht mehr da/ ſondern an derſelbigen ſtatt ein kleines Naͤrblein geweſen. LXXVII. Von einem reichen geitzhalſe. ES war ein reicher geitzhalß/ der ſeinen Schatz vnder einen Baum gegraben hat- te/ vnnd ein breiten Stein darauff geleget zum Merckzeichen. Als aber ein armer be- truͤbter Mañ in Verzweiffelung ſich hencken wolt an denſelben Baum/ vnnd den Strick wil an einen Aſt werffen/ vnd ohne gefehr denſelben Stein fort- ruͤcken wil/ damit er den Aſt am Baum erreichen koͤndte/ vnnd in dem er nun den Stein fort ruͤcket/ ſihet er einen Schatz in der gruben liegen/ vnd wird fro/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/100
Zitationshilfe: Melander, Otto: [Joco-seria] Das ander theil dieses Schimpff vnd Ernsts. Bd. 2. Lich, 1605, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria02_1605/100>, abgerufen am 23.11.2024.