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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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CCCVIII. Von Tilemanno
Heshusio.

TJlemannus Heshusius schreibet von sich
selbsten also: Da ich noch ein junger Die-
ter Göttliches Worts war/ vnnd ich mit
dem
Pfaltzgraffen vnd Hertzogen in Beyern
auff dem reichstag ziehen muste/ ward ich sehr fro/
sonderlich da ich horte/ daß man von den vornemb-
sten
Puncten Christlicher Religion handeln/ vnd
die schädliche Mißuerstand vnd zwispalt in Reli-
gions sachen nach dem Wort GO
TTes/ als der
rechten Richtschnur vertragen vnnd auffheben sol-
te. Dann ich hat die gute Hoffnung/ die Fürsten in

Teutschland wurden sich dermal eins zu der reinen
Warheit begeben/ vnd vor allen dingen das Reich
Gottes suchen. Da man aber aufieng rathzuhal-
ten/ handelt man von einer weltlichen Sachen nach
der ander: Da begerte ein Fürst diß/ der ander das:

Ein Stadt klagt diß/ die ander das. Was soll man
viel sagen? Auff dem Reichstag war das vornemm-
ste/ daß man sucht/ Gelt/ Gelt/ Gelt. So bald sie
hierüber verabschiedet vnnd geschlossen hatte/ kam
das geschrey/ man wolt auff seyn/ der Reichstag
hat ein end. Jch aber het lang mit schmertzen ge-
wartet/ wann sie einmal von Religions streitigen

Puncten wurden aufahen zu handeln vnnd vnder-
stehen hin zu legen. Jch aber hab die Antwort be-
kommen/ es sey verschoben biß zum nechsten Reichs-
tag/ nemblich biß
Pfiengsten auff dem Eyß. Also
sehen wir/ daß man nicht allein das Reich Gottes
zum letzten suchet/ sondern auch wol gantz vnd gar
in pergeß stellet. Wiewol ers vns deute/ gibt der
außschlag: Dann weil wir GOtt vnnd sein Reich
hindern Ofeu heissen gehen/ vnd nichts achten: So
[entze]ucht er vns auch seinen Segen also/ das vnser

vor-
CCCVIII. Von Tilemanno
Heshuſio.

TJlemannus Heshuſius ſchreibet von ſich
ſelbſten alſo: Da ich noch ein junger Die-
ter Goͤttliches Worts war/ vnnd ich mit
dem
Pfaltzgraffen vñ Hertzogen in Beyern
auff dem reichstag ziehen muſte/ ward ich ſehr fro/
ſonderlich da ich horte/ daß man von den vornemb-
ſten
Puncten Chriſtlicher Religion handeln/ vnd
die ſchaͤdliche Mißuerſtand vnd zwiſpalt in Reli-
gions ſachen nach dem Wort GO
TTes/ als der
rechten Richtſchnur vertragen vnnd auffheben ſol-
te. Dann ich hat die gute Hoffnung/ die Fuͤrſten in

Teutſchland wurden ſich dermal eins zu der reinen
Warheit begeben/ vnd vor allen dingen das Reich
Gottes ſuchen. Da man aber aufieng rathzuhal-
ten/ handelt man von einer weltlichen Sachen nach
der ander: Da begerte ein Fuͤrſt diß/ der ander das:

Ein Stadt klagt diß/ die ander das. Was ſoll man
viel ſagen? Auff dem Reichstag war das vornem̃-
ſte/ daß man ſucht/ Gelt/ Gelt/ Gelt. So bald ſie
hieruͤber verabſchiedet vnnd geſchloſſen hatte/ kam
das geſchrey/ man wolt auff ſeyn/ der Reichstag
hat ein end. Jch aber het lang mit ſchmertzen ge-
wartet/ wann ſie einmal von Religions ſtreitigen

Puncten wurden aufahen zu handeln vnnd vnder-
ſtehen hin zu legen. Jch aber hab die Antwort be-
kommẽ/ es ſey verſchoben biß zum nechſten Reichs-
tag/ nemblich biß
Pfiengſten auff dem Eyß. Alſo
ſehen wir/ daß man nicht allein das Reich Gottes
zum letzten ſuchet/ ſondern auch wol gantz vnd gar
in pergeß ſtellet. Wiewol ers vns deute/ gibt der
außſchlag: Dann weil wir GOtt vnnd ſein Reich
hindern Ofeu heiſſen gehen/ vnd nichts achten: So
[entze]ucht er vns auch ſeinen Segen alſo/ das vnſer

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[310/0320] CCCVIII. Von Tilemanno Heshuſio. TJlemannus Heshuſius ſchreibet von ſich ſelbſten alſo: Da ich noch ein junger Die- ter Goͤttliches Worts war/ vnnd ich mit dem Pfaltzgraffen vñ Hertzogen in Beyern auff dem reichstag ziehen muſte/ ward ich ſehr fro/ ſonderlich da ich horte/ daß man von den vornemb- ſten Puncten Chriſtlicher Religion handeln/ vnd die ſchaͤdliche Mißuerſtand vnd zwiſpalt in Reli- gions ſachen nach dem Wort GOTTes/ als der rechten Richtſchnur vertragen vnnd auffheben ſol- te. Dann ich hat die gute Hoffnung/ die Fuͤrſten in Teutſchland wurden ſich dermal eins zu der reinen Warheit begeben/ vnd vor allen dingen das Reich Gottes ſuchen. Da man aber aufieng rathzuhal- ten/ handelt man von einer weltlichen Sachen nach der ander: Da begerte ein Fuͤrſt diß/ der ander das: Ein Stadt klagt diß/ die ander das. Was ſoll man viel ſagen? Auff dem Reichstag war das vornem̃- ſte/ daß man ſucht/ Gelt/ Gelt/ Gelt. So bald ſie hieruͤber verabſchiedet vnnd geſchloſſen hatte/ kam das geſchrey/ man wolt auff ſeyn/ der Reichstag hat ein end. Jch aber het lang mit ſchmertzen ge- wartet/ wann ſie einmal von Religions ſtreitigen Puncten wurden aufahen zu handeln vnnd vnder- ſtehen hin zu legen. Jch aber hab die Antwort be- kommẽ/ es ſey verſchoben biß zum nechſten Reichs- tag/ nemblich biß Pfiengſten auff dem Eyß. Alſo ſehen wir/ daß man nicht allein das Reich Gottes zum letzten ſuchet/ ſondern auch wol gantz vnd gar in pergeß ſtellet. Wiewol ers vns deute/ gibt der außſchlag: Dann weil wir GOtt vnnd ſein Reich hindern Ofeu heiſſen gehen/ vnd nichts achten: So entzeucht er vns auch ſeinen Segen alſo/ das vnſer vor-

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/320>, abgerufen am 12.05.2024.