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Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605.

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der Himmel wider hell. Er erschrickt sehr v-
ber dieser geschicht/ begibt sich ans vfer vnnd
ligt in das Graß/ biß der tag daher kompt/
da läst er sich von einem Jungen heimführen.
Er erzehlet alles seinen Freunden/ vnnd stirbt
noch denselben tag.

Den andern folgenden Morgen begab sich
ein gleicher fall/ doch mit einem bessern auß-
gang. Als die Sonn auff ging/ begab sich ein
wanders Mann auff die strassen. Jn dem er
nun auß der Speyerischen Grentzen kompt/
da sihet er einen Wagen voller Mönich/ an den
zogen sieben Pferdt/ vnd mangelt das ein Rad
am wagen. Der Fuhrmann/ so die Pferdt re-
girte/ hatt ein erschrecklich Nasen/ nach dem
nun der Wagen für dem Wandersmann vber
gehet/ entsetzet er sich/ dan er mercket wol/
das kein Möniche sondern lauter Gespenste
waren. Balt hebt sich derwagen in die lufft/
vnd folgt ihm Fewer vnd dampff nach. Jn der
lufft gab es ein gethön/ als ob wehr vnd was-
fen im Krieg wider einander schlagen/ der
Wandersman kehrt wider zu rück/ vnd zeigt
in der Statt an/ das er gesehen hette.

CXXXV. Von einem Mönich.

DAs glück vervrsachet bißweilen ei-
nen Menschen/ das er stoltz vnd hof-
fertig wirdt. Daß dem also sey/ se-
hen wir an einem Mönich/ welcher
da er ins Kloster kam/ fein züchtig einher
ging/ schlug das Angesicht nider/ als ob er
stettigs bettete. Vmb solcher guten Sitten
willen erwehlten jhn seine Brüder zu einem
Apt/ hierauff ward er balt so stoltz vnd hoffer-
tig/ daß er seine Sitten gahr verändert/ hielt

das

der Himmel wider hell. Er erſchrickt ſehr v-
ber dieſer geſchicht/ begibt ſich ans vfer vnnd
ligt in das Graß/ biß der tag daher kompt/
da laͤſt er ſich von einem Jungen heimfuͤhren.
Er erzehlet alles ſeinen Freunden/ vnnd ſtirbt
noch denſelben tag.

Den andern folgenden Morgen begab ſich
ein gleicher fall/ doch mit einem beſſern auß-
gang. Als die Sonn auff ging/ begab ſich ein
wanders Mann auff die ſtraſſen. Jn dem er
nun auß der Speyeriſchen Grentzen kompt/
da ſihet er einen Wagen voller Moͤnich/ an dẽ
zogen ſieben Pferdt/ vnd mangelt das ein Rad
am wagen. Der Fuhrmann/ ſo die Pferdt re-
girte/ hatt ein erſchrecklich Naſen/ nach dem
nun der Wagen fuͤr dem Wandersmann vber
gehet/ entſetzet er ſich/ dan er mercket wol/
das kein Moͤniche ſondern lauter Geſpenſte
waren. Balt hebt ſich derwagen in die lufft/
vnd folgt ihm Fewer vnd dampff nach. Jn der
lufft gab es ein gethoͤn/ als ob wehr vnd waſ-
fen im Krieg wider einander ſchlagen/ der
Wandersman kehrt wider zu ruͤck/ vnd zeigt
in der Statt an/ das er geſehen hette.

CXXXV. Von einem Moͤnich.

DAs gluͤck vervrſachet bißweilen ei-
nen Menſchen/ das er ſtoltz vnd hof-
fertig wirdt. Daß dem alſo ſey/ ſe-
hen wir an einem Moͤnich/ welcher
da er ins Kloſter kam/ fein zuͤchtig einher
ging/ ſchlug das Angeſicht nider/ als ob er
ſtettigs bettete. Vmb ſolcher guten Sitten
willen erwehlten jhn ſeine Bruͤder zu einem
Apt/ hierauff ward er balt ſo ſtoltz vnd hoffer-
tig/ daß er ſeine Sitten gahr veraͤndert/ hielt

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[114/0122] der Himmel wider hell. Er erſchrickt ſehr v- ber dieſer geſchicht/ begibt ſich ans vfer vnnd ligt in das Graß/ biß der tag daher kompt/ da laͤſt er ſich von einem Jungen heimfuͤhren. Er erzehlet alles ſeinen Freunden/ vnnd ſtirbt noch denſelben tag. Den andern folgenden Morgen begab ſich ein gleicher fall/ doch mit einem beſſern auß- gang. Als die Sonn auff ging/ begab ſich ein wanders Mann auff die ſtraſſen. Jn dem er nun auß der Speyeriſchen Grentzen kompt/ da ſihet er einen Wagen voller Moͤnich/ an dẽ zogen ſieben Pferdt/ vnd mangelt das ein Rad am wagen. Der Fuhrmann/ ſo die Pferdt re- girte/ hatt ein erſchrecklich Naſen/ nach dem nun der Wagen fuͤr dem Wandersmann vber gehet/ entſetzet er ſich/ dan er mercket wol/ das kein Moͤniche ſondern lauter Geſpenſte waren. Balt hebt ſich derwagen in die lufft/ vnd folgt ihm Fewer vnd dampff nach. Jn der lufft gab es ein gethoͤn/ als ob wehr vnd waſ- fen im Krieg wider einander ſchlagen/ der Wandersman kehrt wider zu ruͤck/ vnd zeigt in der Statt an/ das er geſehen hette. CXXXV. Von einem Moͤnich. DAs gluͤck vervrſachet bißweilen ei- nen Menſchen/ das er ſtoltz vnd hof- fertig wirdt. Daß dem alſo ſey/ ſe- hen wir an einem Moͤnich/ welcher da er ins Kloſter kam/ fein zuͤchtig einher ging/ ſchlug das Angeſicht nider/ als ob er ſtettigs bettete. Vmb ſolcher guten Sitten willen erwehlten jhn ſeine Bruͤder zu einem Apt/ hierauff ward er balt ſo ſtoltz vnd hoffer- tig/ daß er ſeine Sitten gahr veraͤndert/ hielt das

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Zitationshilfe: Melander, Otto: Joco-seria Das ist Schimpff vnd Ernst. Bd. 1. Lich, 1605, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/melander_jocoseria01_1605/122>, abgerufen am 24.11.2024.