Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.Er wollte sich umwenden und den Marschbefehl geben, als er oben am Fenster eines Seitengebäudes Brigitte gewahr wurde, die, in Thränen gebadet, dem Geliebten nachblickte, welchen sie vielleicht nie wieder schauen sollte. Er rief zu ihr hinauf: "Ich werde Dich für Deine Thränen belohnen und, wenn ich heimkehre, für Euren Hausstand ausgiebig sorgen. Sei guten Muths, Brigitte! Ihr seid Beide noch jung und könnt ein paar Jährchen leicht warten." Der Zug trabte rasch aus dem Schlosse hinaus, dem Rheine zu. Und nun ging es von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, kreuz und quer. Man lernte zahllose Volksstämme und fremdartige Sitten und ganz neue Dinge kennen, bestand auch mancherlei Gefahren und hatte lustige und ernste Abenteuer, ohne daß jedoch Graf Albrecht die Stelle seines künftigen Ruhmes gefunden hätte, die zu entdecken er ausgezogen war. Ueberall war er mit Ehren empfangen, gern gesehen und ungern fortgelassen worden, sowohl des berühmten Namens halber, den er trug, als wegen seines gewinnenden, klugen Benehmens und seines überaus schönen und Er wollte sich umwenden und den Marschbefehl geben, als er oben am Fenster eines Seitengebäudes Brigitte gewahr wurde, die, in Thränen gebadet, dem Geliebten nachblickte, welchen sie vielleicht nie wieder schauen sollte. Er rief zu ihr hinauf: „Ich werde Dich für Deine Thränen belohnen und, wenn ich heimkehre, für Euren Hausstand ausgiebig sorgen. Sei guten Muths, Brigitte! Ihr seid Beide noch jung und könnt ein paar Jährchen leicht warten.“ Der Zug trabte rasch aus dem Schlosse hinaus, dem Rheine zu. Und nun ging es von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, kreuz und quer. Man lernte zahllose Volksstämme und fremdartige Sitten und ganz neue Dinge kennen, bestand auch mancherlei Gefahren und hatte lustige und ernste Abenteuer, ohne daß jedoch Graf Albrecht die Stelle seines künftigen Ruhmes gefunden hätte, die zu entdecken er ausgezogen war. Ueberall war er mit Ehren empfangen, gern gesehen und ungern fortgelassen worden, sowohl des berühmten Namens halber, den er trug, als wegen seines gewinnenden, klugen Benehmens und seines überaus schönen und <TEI> <text> <body> <div n="2"> <pb facs="#f0064" n="56"/> <p>Er wollte sich umwenden und den Marschbefehl geben, als er oben am Fenster eines Seitengebäudes Brigitte gewahr wurde, die, in Thränen gebadet, dem Geliebten nachblickte, welchen sie vielleicht nie wieder schauen sollte. Er rief zu ihr hinauf: „Ich werde Dich für Deine Thränen belohnen und, wenn ich heimkehre, für Euren Hausstand ausgiebig sorgen. Sei guten Muths, Brigitte! Ihr seid Beide noch jung und könnt ein paar Jährchen leicht warten.“</p> <p>Der Zug trabte rasch aus dem Schlosse hinaus, dem Rheine zu. Und nun ging es von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, kreuz und quer. Man lernte zahllose Volksstämme und fremdartige Sitten und ganz neue Dinge kennen, bestand auch mancherlei Gefahren und hatte lustige und ernste Abenteuer, ohne daß jedoch Graf Albrecht die Stelle seines künftigen Ruhmes gefunden hätte, die zu entdecken er ausgezogen war.</p> <p>Ueberall war er mit Ehren empfangen, gern gesehen und ungern fortgelassen worden, sowohl des berühmten Namens halber, den er trug, als wegen seines gewinnenden, klugen Benehmens und seines überaus schönen und </p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0064]
Er wollte sich umwenden und den Marschbefehl geben, als er oben am Fenster eines Seitengebäudes Brigitte gewahr wurde, die, in Thränen gebadet, dem Geliebten nachblickte, welchen sie vielleicht nie wieder schauen sollte. Er rief zu ihr hinauf: „Ich werde Dich für Deine Thränen belohnen und, wenn ich heimkehre, für Euren Hausstand ausgiebig sorgen. Sei guten Muths, Brigitte! Ihr seid Beide noch jung und könnt ein paar Jährchen leicht warten.“
Der Zug trabte rasch aus dem Schlosse hinaus, dem Rheine zu. Und nun ging es von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, kreuz und quer. Man lernte zahllose Volksstämme und fremdartige Sitten und ganz neue Dinge kennen, bestand auch mancherlei Gefahren und hatte lustige und ernste Abenteuer, ohne daß jedoch Graf Albrecht die Stelle seines künftigen Ruhmes gefunden hätte, die zu entdecken er ausgezogen war.
Ueberall war er mit Ehren empfangen, gern gesehen und ungern fortgelassen worden, sowohl des berühmten Namens halber, den er trug, als wegen seines gewinnenden, klugen Benehmens und seines überaus schönen und
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/64>, abgerufen am 16.07.2024. |