Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.Ein Cypressenwäldchen, durch welches kein Sonnenstrahl dringen konnte, umgab den Platz und schützte die Dastehenden vor jedem Späherauge. "Kein Wort vorher zu sagen, daß Du gehen wolltest!" Mit diesen Worten empfing die Prinzessin den Herantretenden. "Du handelst unrecht, ja verrätherisch. War ich Dir nicht jeder Zeit eine gütige Herrin? Ja, hab' ich nicht gar oft vergessen Dir gegenüber, daß ich eine Königstochter bin?" Niedergeschmettert begann Arbogast Worte der Entschuldigung hervorzustammeln, doch Dona Diafanta fiel ihm in's Wort. "Sage nichts! Dafür giebt es keine Entschuldigung," sagte sie in demselben heftigen Tone. "Wenigstens hättest Du mir Zeit lassen sollen, Jemanden zu suchen oder zu finden, der mir paßt, mir gefällt, um Deine Stelle zu ersetzen." Diese Rede schnitt Arbogast tief in's Herz, gab ihm aber auch den Muth, seiner Angebeteten ruhig in die Augen zu schauen. "Euer Gnaden," erwiderte er, "thun Ihrem treuesten und ergebensten Diener sehr wehe! Ich verlasse nicht den Ein Cypressenwäldchen, durch welches kein Sonnenstrahl dringen konnte, umgab den Platz und schützte die Dastehenden vor jedem Späherauge. „Kein Wort vorher zu sagen, daß Du gehen wolltest!“ Mit diesen Worten empfing die Prinzessin den Herantretenden. „Du handelst unrecht, ja verrätherisch. War ich Dir nicht jeder Zeit eine gütige Herrin? Ja, hab’ ich nicht gar oft vergessen Dir gegenüber, daß ich eine Königstochter bin?“ Niedergeschmettert begann Arbogast Worte der Entschuldigung hervorzustammeln, doch Dona Diafanta fiel ihm in’s Wort. „Sage nichts! Dafür giebt es keine Entschuldigung,“ sagte sie in demselben heftigen Tone. „Wenigstens hättest Du mir Zeit lassen sollen, Jemanden zu suchen oder zu finden, der mir paßt, mir gefällt, um Deine Stelle zu ersetzen.“ Diese Rede schnitt Arbogast tief in’s Herz, gab ihm aber auch den Muth, seiner Angebeteten ruhig in die Augen zu schauen. „Euer Gnaden,“ erwiderte er, „thun Ihrem treuesten und ergebensten Diener sehr wehe! Ich verlasse nicht den <TEI> <text> <body> <div n="2"> <pb facs="#f0033" n="25"/> <p>Ein Cypressenwäldchen, durch welches kein Sonnenstrahl dringen konnte, umgab den Platz und schützte die Dastehenden vor jedem Späherauge.</p> <p>„Kein Wort vorher zu sagen, daß Du gehen wolltest!“ Mit diesen Worten empfing die Prinzessin den Herantretenden. „Du handelst unrecht, ja verrätherisch. War ich Dir nicht jeder Zeit eine gütige Herrin? Ja, hab’ ich nicht gar oft vergessen Dir gegenüber, daß ich eine Königstochter bin?“</p> <p>Niedergeschmettert begann Arbogast Worte der Entschuldigung hervorzustammeln, doch Dona Diafanta fiel ihm in’s Wort. „Sage nichts! Dafür giebt es keine Entschuldigung,“ sagte sie in demselben heftigen Tone. „Wenigstens hättest Du mir Zeit lassen sollen, Jemanden zu suchen oder zu finden, der mir paßt, mir gefällt, um Deine Stelle zu ersetzen.“</p> <p>Diese Rede schnitt Arbogast tief in’s Herz, gab ihm aber auch den Muth, seiner Angebeteten ruhig in die Augen zu schauen.</p> <p>„Euer Gnaden,“ erwiderte er, „thun Ihrem treuesten und ergebensten Diener sehr wehe! Ich verlasse nicht den </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0033]
Ein Cypressenwäldchen, durch welches kein Sonnenstrahl dringen konnte, umgab den Platz und schützte die Dastehenden vor jedem Späherauge.
„Kein Wort vorher zu sagen, daß Du gehen wolltest!“ Mit diesen Worten empfing die Prinzessin den Herantretenden. „Du handelst unrecht, ja verrätherisch. War ich Dir nicht jeder Zeit eine gütige Herrin? Ja, hab’ ich nicht gar oft vergessen Dir gegenüber, daß ich eine Königstochter bin?“
Niedergeschmettert begann Arbogast Worte der Entschuldigung hervorzustammeln, doch Dona Diafanta fiel ihm in’s Wort. „Sage nichts! Dafür giebt es keine Entschuldigung,“ sagte sie in demselben heftigen Tone. „Wenigstens hättest Du mir Zeit lassen sollen, Jemanden zu suchen oder zu finden, der mir paßt, mir gefällt, um Deine Stelle zu ersetzen.“
Diese Rede schnitt Arbogast tief in’s Herz, gab ihm aber auch den Muth, seiner Angebeteten ruhig in die Augen zu schauen.
„Euer Gnaden,“ erwiderte er, „thun Ihrem treuesten und ergebensten Diener sehr wehe! Ich verlasse nicht den
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/33>, abgerufen am 16.07.2024. |