Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.ihren Schleier, aber der Graf zog ihn schnell wieder herunter. "Nach Monaten," sprach Arbogast mit leiser, sich kaum hervorwagender Stimme weiter, "trat ich mein Amt an und bekleidete es, - aber nicht lange. Der Sultan sandte eine Kriegsschaar ab, um die syrische Stadt Ghaza zu überfallen, und nahm auf die Fahrt einen Theil seines Harems mit. Ich war dabei. Ehe jedoch Ghaza erreicht war, brachen die Christen aus einem Hinterhalte hervor, und der Sultan wäre beinahe gefangen worden. In dieser Gefahr und Verwirrung stürzte ich mich mit blankem Säbel in das Schlachtgewühl bis zur vordersten Kampfreihe und metzelte rechts und links meine vermeintlichen Glaubensgenossen nieder, indem ich den Namen Christi und seiner Heiligen mit lauter Stimme rief. Darüber staunend, sprangen mir die Christen zu Hilfe, und bald war die ganze Kriegsschaar des Sultans in die Flucht getrieben. Ich gab mich hierauf zu erkennen und wurde wegen einer Wunde am Schenkel, die ich erhalten, in das Spital nach Jerusalem gebracht. Das ist nun etwas über zwei Monate her. Die Wunde ist fast ihren Schleier, aber der Graf zog ihn schnell wieder herunter. „Nach Monaten,“ sprach Arbogast mit leiser, sich kaum hervorwagender Stimme weiter, „trat ich mein Amt an und bekleidete es, – aber nicht lange. Der Sultan sandte eine Kriegsschaar ab, um die syrische Stadt Ghaza zu überfallen, und nahm auf die Fahrt einen Theil seines Harems mit. Ich war dabei. Ehe jedoch Ghaza erreicht war, brachen die Christen aus einem Hinterhalte hervor, und der Sultan wäre beinahe gefangen worden. In dieser Gefahr und Verwirrung stürzte ich mich mit blankem Säbel in das Schlachtgewühl bis zur vordersten Kampfreihe und metzelte rechts und links meine vermeintlichen Glaubensgenossen nieder, indem ich den Namen Christi und seiner Heiligen mit lauter Stimme rief. Darüber staunend, sprangen mir die Christen zu Hilfe, und bald war die ganze Kriegsschaar des Sultans in die Flucht getrieben. Ich gab mich hierauf zu erkennen und wurde wegen einer Wunde am Schenkel, die ich erhalten, in das Spital nach Jerusalem gebracht. Das ist nun etwas über zwei Monate her. Die Wunde ist fast <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0186" n="178"/> ihren Schleier, aber der Graf zog ihn schnell wieder herunter.</p> <p>„Nach Monaten,“ sprach Arbogast mit leiser, sich kaum hervorwagender Stimme weiter, „trat ich mein Amt an und bekleidete es, – aber nicht lange. Der Sultan sandte eine Kriegsschaar ab, um die syrische Stadt Ghaza zu überfallen, und nahm auf die Fahrt einen Theil seines Harems mit. Ich war dabei. Ehe jedoch Ghaza erreicht war, brachen die Christen aus einem Hinterhalte hervor, und der Sultan wäre beinahe gefangen worden. In dieser Gefahr und Verwirrung stürzte ich mich mit blankem Säbel in das Schlachtgewühl bis zur vordersten Kampfreihe und metzelte rechts und links meine vermeintlichen Glaubensgenossen nieder, indem ich den Namen Christi und seiner Heiligen mit lauter Stimme rief. Darüber staunend, sprangen mir die Christen zu Hilfe, und bald war die ganze Kriegsschaar des Sultans in die Flucht getrieben. Ich gab mich hierauf zu erkennen und wurde wegen einer Wunde am Schenkel, die ich erhalten, in das Spital nach Jerusalem gebracht. Das ist nun etwas über zwei Monate her. Die Wunde ist fast </p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0186]
ihren Schleier, aber der Graf zog ihn schnell wieder herunter.
„Nach Monaten,“ sprach Arbogast mit leiser, sich kaum hervorwagender Stimme weiter, „trat ich mein Amt an und bekleidete es, – aber nicht lange. Der Sultan sandte eine Kriegsschaar ab, um die syrische Stadt Ghaza zu überfallen, und nahm auf die Fahrt einen Theil seines Harems mit. Ich war dabei. Ehe jedoch Ghaza erreicht war, brachen die Christen aus einem Hinterhalte hervor, und der Sultan wäre beinahe gefangen worden. In dieser Gefahr und Verwirrung stürzte ich mich mit blankem Säbel in das Schlachtgewühl bis zur vordersten Kampfreihe und metzelte rechts und links meine vermeintlichen Glaubensgenossen nieder, indem ich den Namen Christi und seiner Heiligen mit lauter Stimme rief. Darüber staunend, sprangen mir die Christen zu Hilfe, und bald war die ganze Kriegsschaar des Sultans in die Flucht getrieben. Ich gab mich hierauf zu erkennen und wurde wegen einer Wunde am Schenkel, die ich erhalten, in das Spital nach Jerusalem gebracht. Das ist nun etwas über zwei Monate her. Die Wunde ist fast
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/186>, abgerufen am 18.07.2024. |