Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.erreichte ich das Meer und einen kleinen Hafenort. Ein Schiff war gerade im Abfahren begriffen. Es hatte dreißig Mann an Bord. Die Leute waren aus der Umgebung und gingen, wie ich nach ihrem Aussehen und ihrer Bewaffnung gleich errieth, auf einen Raubzug aus. Ich hatte während der langen Zeit meiner Gefangenschaft die Landessprache erlernt, und von meiner Verkleidung dreist gemacht, rief ich ihnen laut zu: ,Möge Euch der Allmächtige und sein Prophet beistehen! O würdet Ihr mich doch mit Euch nehmen! Ich will keinen Antheil an Eurer Beute, - ich dürste nur nach Blut, nach Christenblut!' "Die Bluthunde hielten mich für ihresgleichen und nahmen mich mit. Nach langen Kreuz- und Querzügen, während welchen viel unschuldiges Blut vergossen wurde, segelten wir die spanische Küste entlang. Die Zeit war gekommen, meinen Plan auszuführen. Ich wollte die Seeräuber in die Falle locken und entfliehen. Darum rieth ich ihnen, nach Portugal zu fahren, und spiegelte ihnen vor, von einem Schlosse zu wissen, in welchem der König seine Schätze und seine ganze Kriegsbeute aufbewahre. Von erreichte ich das Meer und einen kleinen Hafenort. Ein Schiff war gerade im Abfahren begriffen. Es hatte dreißig Mann an Bord. Die Leute waren aus der Umgebung und gingen, wie ich nach ihrem Aussehen und ihrer Bewaffnung gleich errieth, auf einen Raubzug aus. Ich hatte während der langen Zeit meiner Gefangenschaft die Landessprache erlernt, und von meiner Verkleidung dreist gemacht, rief ich ihnen laut zu: ,Möge Euch der Allmächtige und sein Prophet beistehen! O würdet Ihr mich doch mit Euch nehmen! Ich will keinen Antheil an Eurer Beute, – ich dürste nur nach Blut, nach Christenblut!‘ „Die Bluthunde hielten mich für ihresgleichen und nahmen mich mit. Nach langen Kreuz- und Querzügen, während welchen viel unschuldiges Blut vergossen wurde, segelten wir die spanische Küste entlang. Die Zeit war gekommen, meinen Plan auszuführen. Ich wollte die Seeräuber in die Falle locken und entfliehen. Darum rieth ich ihnen, nach Portugal zu fahren, und spiegelte ihnen vor, von einem Schlosse zu wissen, in welchem der König seine Schätze und seine ganze Kriegsbeute aufbewahre. Von <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0182" n="174"/> erreichte ich das Meer und einen kleinen Hafenort. Ein Schiff war gerade im Abfahren begriffen. Es hatte dreißig Mann an Bord. Die Leute waren aus der Umgebung und gingen, wie ich nach ihrem Aussehen und ihrer Bewaffnung gleich errieth, auf einen Raubzug aus. Ich hatte während der langen Zeit meiner Gefangenschaft die Landessprache erlernt, und von meiner Verkleidung dreist gemacht, rief ich ihnen laut zu: ,Möge Euch der Allmächtige und sein Prophet beistehen! O würdet Ihr mich doch mit Euch nehmen! Ich will keinen Antheil an Eurer Beute, – ich dürste nur nach Blut, nach Christenblut!‘</p> <p>„Die Bluthunde hielten mich für ihresgleichen und nahmen mich mit. Nach langen Kreuz- und Querzügen, während welchen viel unschuldiges Blut vergossen wurde, segelten wir die spanische Küste entlang. Die Zeit war gekommen, meinen Plan auszuführen. Ich wollte die Seeräuber in die Falle locken und entfliehen. Darum rieth ich ihnen, nach Portugal zu fahren, und spiegelte ihnen vor, von einem Schlosse zu wissen, in welchem der König seine Schätze und seine ganze Kriegsbeute aufbewahre. Von </p> </div> </body> </text> </TEI> [174/0182]
erreichte ich das Meer und einen kleinen Hafenort. Ein Schiff war gerade im Abfahren begriffen. Es hatte dreißig Mann an Bord. Die Leute waren aus der Umgebung und gingen, wie ich nach ihrem Aussehen und ihrer Bewaffnung gleich errieth, auf einen Raubzug aus. Ich hatte während der langen Zeit meiner Gefangenschaft die Landessprache erlernt, und von meiner Verkleidung dreist gemacht, rief ich ihnen laut zu: ,Möge Euch der Allmächtige und sein Prophet beistehen! O würdet Ihr mich doch mit Euch nehmen! Ich will keinen Antheil an Eurer Beute, – ich dürste nur nach Blut, nach Christenblut!‘
„Die Bluthunde hielten mich für ihresgleichen und nahmen mich mit. Nach langen Kreuz- und Querzügen, während welchen viel unschuldiges Blut vergossen wurde, segelten wir die spanische Küste entlang. Die Zeit war gekommen, meinen Plan auszuführen. Ich wollte die Seeräuber in die Falle locken und entfliehen. Darum rieth ich ihnen, nach Portugal zu fahren, und spiegelte ihnen vor, von einem Schlosse zu wissen, in welchem der König seine Schätze und seine ganze Kriegsbeute aufbewahre. Von
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Zitationshilfe: | Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/182>, abgerufen am 16.02.2025. |