Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.Zweites Capitel. Am Hofe zu Lissabon. Als sich die erste Kunde von dem gewaltsamen Tode des Schwabenherzogs verbreitet hatte, hätte man geglaubt, daß die ganze Christenheit vor die Wälle von Werdenberg ziehen und die Auslieferung des Mörders vom Grafen mit den Waffen ertrotzen würde; aber diese Aufregung legte sich nach und nach. Nur der neue Schwabenherzog behielt seine drohende Haltung bei und machte Miene, als wenn er seinen ermordeten Bruder um jeden Preis rächen wollte. Aber auch da zeigte es sich bald, daß ihm beim Regierungsantritt ein Krieg nicht gelegen kam, und daß er dem Mörder nicht gar so ernsthaft zürnte, der ihm wider alles Erwarten den ersten Platz im Lande verschafft; denn als sich Herzog Leopold von Oesterreich plötzlich in den Streit gemischt hatte, wurde Alles friedlich geschlichtet. Zweites Capitel. Am Hofe zu Lissabon. Als sich die erste Kunde von dem gewaltsamen Tode des Schwabenherzogs verbreitet hatte, hätte man geglaubt, daß die ganze Christenheit vor die Wälle von Werdenberg ziehen und die Auslieferung des Mörders vom Grafen mit den Waffen ertrotzen würde; aber diese Aufregung legte sich nach und nach. Nur der neue Schwabenherzog behielt seine drohende Haltung bei und machte Miene, als wenn er seinen ermordeten Bruder um jeden Preis rächen wollte. Aber auch da zeigte es sich bald, daß ihm beim Regierungsantritt ein Krieg nicht gelegen kam, und daß er dem Mörder nicht gar so ernsthaft zürnte, der ihm wider alles Erwarten den ersten Platz im Lande verschafft; denn als sich Herzog Leopold von Oesterreich plötzlich in den Streit gemischt hatte, wurde Alles friedlich geschlichtet. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0018" n="10"/> <div n="2"> <head>Zweites Capitel.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <head><hi rendition="#g"><hi rendition="#b">Am Hofe zu Lissabon</hi></hi>.</head><lb/> <p>Als sich die erste Kunde von dem gewaltsamen Tode des Schwabenherzogs verbreitet hatte, hätte man geglaubt, daß die ganze Christenheit vor die Wälle von Werdenberg ziehen und die Auslieferung des Mörders vom Grafen mit den Waffen ertrotzen würde; aber diese Aufregung legte sich nach und nach. Nur der neue Schwabenherzog behielt seine drohende Haltung bei und machte Miene, als wenn er seinen ermordeten Bruder um jeden Preis rächen wollte. Aber auch da zeigte es sich bald, daß ihm beim Regierungsantritt ein Krieg nicht gelegen kam, und daß er dem Mörder nicht gar so ernsthaft zürnte, der ihm wider alles Erwarten den ersten Platz im Lande verschafft; denn als sich Herzog Leopold von Oesterreich plötzlich in den Streit gemischt hatte, wurde Alles friedlich geschlichtet.</p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0018]
Zweites Capitel.
Am Hofe zu Lissabon.
Als sich die erste Kunde von dem gewaltsamen Tode des Schwabenherzogs verbreitet hatte, hätte man geglaubt, daß die ganze Christenheit vor die Wälle von Werdenberg ziehen und die Auslieferung des Mörders vom Grafen mit den Waffen ertrotzen würde; aber diese Aufregung legte sich nach und nach. Nur der neue Schwabenherzog behielt seine drohende Haltung bei und machte Miene, als wenn er seinen ermordeten Bruder um jeden Preis rächen wollte. Aber auch da zeigte es sich bald, daß ihm beim Regierungsantritt ein Krieg nicht gelegen kam, und daß er dem Mörder nicht gar so ernsthaft zürnte, der ihm wider alles Erwarten den ersten Platz im Lande verschafft; denn als sich Herzog Leopold von Oesterreich plötzlich in den Streit gemischt hatte, wurde Alles friedlich geschlichtet.
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