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Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.

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so grausam nicht gedacht! Ich habe vor dem Gedanken gezittert, ihm in's Gesicht zu sehen, selbst wenn er mir verziehen und mich heimgerufen hätte, - jetzt, aber jetzt - mein Kopf geht in Stücke!"

"Es ist für Euch gesorgt," versetzte Graf Albrecht. "Euer Vater darf Eurer in seinem ersten Zorne nicht habhaft werden. Man muß Zeit gewinnen, - die Zeit wird ihn vielleicht milder stimmen. Wir müssen -"

"Habt Ihr Dom Vedras gesprochen?" fragte die Prinzessin, etwas ermuthigter.

"Dazu hätte ich wahrlich keine Lust," erwiderte der Graf. "Ich muß ihm gerade so ausweichen, wie Ihr! Wir müssen fort, - Alles ist vorbereitet für unsere Flucht. Ehe der Morgen graut, müssen wir die Gestade von Rhodus weit hinter uns haben."

"Seit meiner Einschiffung lade ich Euch immer neue Bürden auf," sprach Dona Diafanta schmerzlich gerührt, "und bringe großes Ungemach, das ich allein verdiene, über Euer Haupt! Und doch werdet Ihr nie müde, meinen Schutzengel zu machen! Statt mir zu zürnen und mir Vorwürfe zu machen, gebt Ihr mir immer

so grausam nicht gedacht! Ich habe vor dem Gedanken gezittert, ihm in’s Gesicht zu sehen, selbst wenn er mir verziehen und mich heimgerufen hätte, – jetzt, aber jetzt – mein Kopf geht in Stücke!“

„Es ist für Euch gesorgt,“ versetzte Graf Albrecht. „Euer Vater darf Eurer in seinem ersten Zorne nicht habhaft werden. Man muß Zeit gewinnen, – die Zeit wird ihn vielleicht milder stimmen. Wir müssen –“

„Habt Ihr Dom Vedras gesprochen?“ fragte die Prinzessin, etwas ermuthigter.

„Dazu hätte ich wahrlich keine Lust,“ erwiderte der Graf. „Ich muß ihm gerade so ausweichen, wie Ihr! Wir müssen fort, – Alles ist vorbereitet für unsere Flucht. Ehe der Morgen graut, müssen wir die Gestade von Rhodus weit hinter uns haben.“

„Seit meiner Einschiffung lade ich Euch immer neue Bürden auf,“ sprach Dona Diafanta schmerzlich gerührt, „und bringe großes Ungemach, das ich allein verdiene, über Euer Haupt! Und doch werdet Ihr nie müde, meinen Schutzengel zu machen! Statt mir zu zürnen und mir Vorwürfe zu machen, gebt Ihr mir immer

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[134/0142] so grausam nicht gedacht! Ich habe vor dem Gedanken gezittert, ihm in’s Gesicht zu sehen, selbst wenn er mir verziehen und mich heimgerufen hätte, – jetzt, aber jetzt – mein Kopf geht in Stücke!“ „Es ist für Euch gesorgt,“ versetzte Graf Albrecht. „Euer Vater darf Eurer in seinem ersten Zorne nicht habhaft werden. Man muß Zeit gewinnen, – die Zeit wird ihn vielleicht milder stimmen. Wir müssen –“ „Habt Ihr Dom Vedras gesprochen?“ fragte die Prinzessin, etwas ermuthigter. „Dazu hätte ich wahrlich keine Lust,“ erwiderte der Graf. „Ich muß ihm gerade so ausweichen, wie Ihr! Wir müssen fort, – Alles ist vorbereitet für unsere Flucht. Ehe der Morgen graut, müssen wir die Gestade von Rhodus weit hinter uns haben.“ „Seit meiner Einschiffung lade ich Euch immer neue Bürden auf,“ sprach Dona Diafanta schmerzlich gerührt, „und bringe großes Ungemach, das ich allein verdiene, über Euer Haupt! Und doch werdet Ihr nie müde, meinen Schutzengel zu machen! Statt mir zu zürnen und mir Vorwürfe zu machen, gebt Ihr mir immer

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Zitationshilfe: Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/meissner_prinzessin_1882/142>, abgerufen am 23.11.2024.