Meißner, Alfred: Die Prinzessin von Portugal. Breslau u. a., 1882.das Gebüsch, in welchem sie sich verbargen, aus den Augen zu verlieren, stiegen wir den Felsen immer höher hinan. Auf dieser Höhe konnten wir tiefer in die Schlucht hinabblicken, aus der die Männer gekommen waren. Da sahen wir denn Gestalten unter einem Baume gelagert, welche bei unserem Anblicke schnell hinter einem großen Felsblocke verschwanden. Das gefiel uns nicht. Wir gingen weiter den Felsabhang entlang, erst langsam, dann aber, als wir, um eine vorspringende Ecke abbiegend, den Leuten unten unsichtbar wurden, mit beschleunigten, eiligen Schritten, bis wir an eine Stelle gelangten, an der ein Hinuntersteigen möglich war. Bald waren wir unten im trockenen Bette eines Wildbaches und gleich darauf in einem Wäldchen, allen Späheraugen entrückt. Nun wollten wir in entgegengesetzter Richtung auf das Schloß zugehen, aber da fanden wir immer neue Hindernisse, die uns zum Umkehren zwangen und uns auf Umwegen ohne Ende bald seitwärts, bald rückwärts trieben, bis wir nicht mehr wußten, wo wir seien. Es wurde schon dunkel, da begegneten wir in unserer größten Noth einigen Weibern mit großen Krügen auf den Köpfen, die uns auf den das Gebüsch, in welchem sie sich verbargen, aus den Augen zu verlieren, stiegen wir den Felsen immer höher hinan. Auf dieser Höhe konnten wir tiefer in die Schlucht hinabblicken, aus der die Männer gekommen waren. Da sahen wir denn Gestalten unter einem Baume gelagert, welche bei unserem Anblicke schnell hinter einem großen Felsblocke verschwanden. Das gefiel uns nicht. Wir gingen weiter den Felsabhang entlang, erst langsam, dann aber, als wir, um eine vorspringende Ecke abbiegend, den Leuten unten unsichtbar wurden, mit beschleunigten, eiligen Schritten, bis wir an eine Stelle gelangten, an der ein Hinuntersteigen möglich war. Bald waren wir unten im trockenen Bette eines Wildbaches und gleich darauf in einem Wäldchen, allen Späheraugen entrückt. Nun wollten wir in entgegengesetzter Richtung auf das Schloß zugehen, aber da fanden wir immer neue Hindernisse, die uns zum Umkehren zwangen und uns auf Umwegen ohne Ende bald seitwärts, bald rückwärts trieben, bis wir nicht mehr wußten, wo wir seien. Es wurde schon dunkel, da begegneten wir in unserer größten Noth einigen Weibern mit großen Krügen auf den Köpfen, die uns auf den <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0140" n="132"/> das Gebüsch, in welchem sie sich verbargen, aus den Augen zu verlieren, stiegen wir den Felsen immer höher hinan. Auf dieser Höhe konnten wir tiefer in die Schlucht hinabblicken, aus der die Männer gekommen waren. Da sahen wir denn Gestalten unter einem Baume gelagert, welche bei unserem Anblicke schnell hinter einem großen Felsblocke verschwanden. Das gefiel uns nicht. Wir gingen weiter den Felsabhang entlang, erst langsam, dann aber, als wir, um eine vorspringende Ecke abbiegend, den Leuten unten unsichtbar wurden, mit beschleunigten, eiligen Schritten, bis wir an eine Stelle gelangten, an der ein Hinuntersteigen möglich war. Bald waren wir unten im trockenen Bette eines Wildbaches und gleich darauf in einem Wäldchen, allen Späheraugen entrückt. Nun wollten wir in entgegengesetzter Richtung auf das Schloß zugehen, aber da fanden wir immer neue Hindernisse, die uns zum Umkehren zwangen und uns auf Umwegen ohne Ende bald seitwärts, bald rückwärts trieben, bis wir nicht mehr wußten, wo wir seien. Es wurde schon dunkel, da begegneten wir in unserer größten Noth einigen Weibern mit großen Krügen auf den Köpfen, die uns auf den </p> </div> </body> </text> </TEI> [132/0140]
das Gebüsch, in welchem sie sich verbargen, aus den Augen zu verlieren, stiegen wir den Felsen immer höher hinan. Auf dieser Höhe konnten wir tiefer in die Schlucht hinabblicken, aus der die Männer gekommen waren. Da sahen wir denn Gestalten unter einem Baume gelagert, welche bei unserem Anblicke schnell hinter einem großen Felsblocke verschwanden. Das gefiel uns nicht. Wir gingen weiter den Felsabhang entlang, erst langsam, dann aber, als wir, um eine vorspringende Ecke abbiegend, den Leuten unten unsichtbar wurden, mit beschleunigten, eiligen Schritten, bis wir an eine Stelle gelangten, an der ein Hinuntersteigen möglich war. Bald waren wir unten im trockenen Bette eines Wildbaches und gleich darauf in einem Wäldchen, allen Späheraugen entrückt. Nun wollten wir in entgegengesetzter Richtung auf das Schloß zugehen, aber da fanden wir immer neue Hindernisse, die uns zum Umkehren zwangen und uns auf Umwegen ohne Ende bald seitwärts, bald rückwärts trieben, bis wir nicht mehr wußten, wo wir seien. Es wurde schon dunkel, da begegneten wir in unserer größten Noth einigen Weibern mit großen Krügen auf den Köpfen, die uns auf den
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